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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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einverstanden? Ich bin die Königin. Es wird Ihnen das Leben leichter machen, wenn ich Sie mag.«
    Runnemoods Überraschung verschaffte ihr ein Gefühl der Befriedigung. Mit hochgezogenen Augenbrauen und den Mund zu einem kleinen O geformt stand er da. Es freute sie, seinen lächerlichen Gesichtsausdruck zu sehen; zu sehen, wie er mühsam versuchte, seine würdevolle Verachtung wiederzugewinnen. Schließlich marschierte er ohne ein weiteres Wort Richtung Schloss davon.
    Bitterblue setzte sich wieder neben Giddon, dem es offenbar schwerfiel, seine amüsierte Miene zu verbergen.
    »Ich wollte Sie gerade etwas Unerfreuliches fragen, als er vorbeikam«, sagte Bitterblue.
    »Königin«, entgegnete er, immer noch mit seinem Gesichtsausdruck kämpfend, »ich stehe voll und ganz zu Ihrer Verfügung.«
    »Fällt Ihnen ein Grund ein, warum Leck vier Heiler zu seinen Ratgebern gemacht haben könnte?«
    Giddon dachte einen Moment darüber nach. »Nun«, sagte er dann, »ja.«
    »Schießen Sie los«, forderte sie ihn jämmerlich auf. »Es ist nichts, was ich nicht schon selbst gedacht habe.«
    »Nun«, sagte Giddon erneut, »Leck ist bekannt für sein Verhalten Tieren gegenüber. Er hat sie aufgeschlitzt, die Wunde wieder heilen lassen und sie dann erneut aufgeschlitzt. Was, wenn er auch Menschen verletzt hat und ihre Wunden dann wieder heilen ließ? Wenn das ein Teil seiner Politik war – so krank es klingen mag –, dann wäre es aus seiner Sicht nur logisch, ständig von Heilern umgeben zu sein.«
    »Meine Ratgeber haben mich belogen, wissen Sie«, flüsterte Bitterblue. »Sie haben mir gesagt, sie wüssten nichts von den geheimen Dingen, die er getan hat, aber wenn sie seine Opfer geheilt haben, dann haben sie es genau gesehen.«
    Giddon schwieg eine Weile. »Manche Dinge sind zu schmerzlich, um darüber zu reden, Königin«, sagte er leise.
    »Ich weiß, Giddon, ich weiß. Danach zu fragen, wäre unverzeihlich grausam. Aber wie kann ich den Leuten helfen, wenn ich nicht begreife, was damals geschehen ist? Ich muss die Wahrheit wissen, verstehen Sie?«

Es war Saf, der in dieser Nacht in einer Gasse direkt auf sie zugestürmt kam, Saf, der sie keuchend packte, durch eine kaputte Tür in einen stinkenden Raum schob und gegen eine Wand drückte; Saf, der dabei die ganze Zeit über eindringlich flüsterte: »Sparks, ich bin’s, ich bin’s, bitte tu mir nichts, ich bin’s« – aber trotzdem hatte sie schon ihre Messer gezückt und ihm das Knie zwischen die Beine gerammt, bevor ihr ganz klar wurde, was los war.
    »Arrhhlglm« , sagte er mehr oder weniger und krümmte sich vor Schmerzen, wobei er sie immer noch an die Wand presste.
    »Was bei allen Himmeln tust du da?«, zischte Bitterblue und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.
    »Wenn sie uns finden«, sagte er, »bringen sie uns um, also halt den Mund.«
    Bitterblue zitterte, nicht nur auf Grund ihres eigenen Schrecks und ihrer Verwirrung, sondern auch aus Angst davor, was sie ihm im ersten Moment hätte antun können, wenn er ihr genug Raum gelassen hätte, um ein Messer einzusetzen. Dann knallten Schritte draußen auf der Gasse und sie vergaß all das.
    Die Schritte tappten an der kaputten Tür vorbei, entfernten sich, wurden langsamer. Blieben stehen. Als sie die Richtung änderten und wieder auf das Haus zukamen, in dem sie sich versteckten, fluchte Saf an ihrem Ohr. »Ich kenne ein Versteck«, sagte er und zerrte sie durch den dunklen Raum. Als ein leiser, tiefer, lebendiger Atemzug ganz in der Nähe Bitterblue beinahe zu Tode erschreckte, flüsterte er: »Hier rauf.« Verwirrt tastete sie sich voran und fand eine Leiter. Jetzt plötzlich wurde ihr klar, warum es hier so roch. Dies war eine Art Stall, das atmende Etwas eine Kuh, und Saf wollte, dass sie die Leiter hochkletterte.
    »Hoch mit dir«, wiederholte er, als sie zögerte, und schob sie vorwärts. »Los!«
    Bitterblue streckte die Hand aus, hielt sich fest und kletterte los. Nicht denken , sagte sie sich. Nicht fühlen. Einfach klettern. Sie konnte nicht sehen, wo sie hinkletterte oder wie viele Sprossen noch vor ihr lagen. Genauso wenig konnte sie sehen, wie hoch sie schon gekommen war, und stellte sich nichts als leeren Raum unter sich vor.
    Saf, der hinter ihr herkam, kletterte plötzlich dichter an sie heran und sagte ihr leise ins Ohr: »Du magst keine Leitern.«
    »Im Dunkeln«, sagte sie beschämt. »Im …«
    »Schon gut«, sagte er. »Schnell.« Und dann hob er sie hoch und drehte sie um,

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