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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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ich einen Helm aufsetzen?«
    »Vielleicht, wenn eines Tages Katsa ein Experiment ankündigt.« Sie grinste. »Ich meinte damit nur, dass ich gerne jemanden hätte, den ich nie belüge. Von jetzt an sind Sie das. Ich werde Ihnen noch nicht mal ausweichend antworten. Entweder sage ich Ihnen die Wahrheit oder gar nichts.«
    »Hm«, sagte Giddon und kratzte sich am Kopf. »Da muss ich mir ja eine Menge neugieriger Fragen einfallen lassen.«
    »Übertreiben Sie’s nicht. Ich würde das nicht ausprobieren, wenn Sie die Angewohnheit hätten, mir neugierige Fragen zu stellen. Dazu kommt, dass Sie weder mein Ratgeber noch mein Cousin oder mein Bediensteter sind; Sie sind noch nicht mal aus Monsea, also haben Sie auch nicht die imaginäre moralische Verpflichtung, sich in meine Angelegenheiten zu mischen. Und ich glaube auch nicht, dass Sie alles, was ich Ihnen anvertraue, Bo erzählen.«
    »Oder auch nur daran denke, alles, was Sie mir anvertrauen, Bo zu erzählen«, sagte Giddon in einem so beiläufigen Tonfall, dass sich Bitterblue die Nackenhaare sträubten. Bo , um Himmels willen , dachte sie schaudernd . Sag ihm, was er sowieso schon weiß.
    »Mir ist übrigens bewusst, Königin«, fuhr Giddon mit ruhiger Stimme fort, »dass Ihr Vertrauen ein Geschenk ist und nichts, das ich mir verdient hätte. Ich verspreche Ihnen hoch und heilig, alles, was Sie mir sagen, geheim zu halten.«
    »Danke, Giddon.« Dann saß sie da und spielte nervös an den Bändern von Küssen in Monsea herum, obwohl sie wusste, dass sie eigentlich aufstehen sollte, dass Runnemood irgendwo schmollte, dass Thiel wahrscheinlich zu viel arbeitete, um den Papierstapel zu bewältigen, den sie liegengelassen hatte. »Giddon«, sagte sie.
    »Ja, Königin?«
    Vertrauen ist dämlich , dachte sie. Was ist der wahre Grund, dass ich beschlossen habe, ihm zu vertrauen? Sicherlich spricht seine Arbeit für den Rat und die Wahl seiner Freunde für ihn. Aber ist es nicht einfach der Klang seiner Stimme? Ich höre ihm gern zu. Ich vertraue der Art, wie er mit tiefer Stimme »Ja, Königin« sagt.
    Sie gab ein Geräusch von sich, das halb Seufzer, halb Schnauben war. Dann kam Runnemood aus der großen Eingangshalle in den Schlosshof marschiert, sah sie und kam zu ihr herüber, noch bevor sie ihre Frage loswerden konnte.
    »Königin«, sagte er mit scharfer Stimme und baute sich so dicht vor ihr auf, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen. »Sie verbringen in letzter Zeit einen überproportionalen Teil Ihrer Arbeitstage nicht an Ihrem Schreibtisch.«
    Er sah heute sehr selbstsicher aus, wie er sich mit den Fingern, an denen juwelenbesetzte Ringe blitzten, durch die dunklen Haare fuhr. Runnemoods Haar zeigte keine Anzeichen dafür, dass es dünner wurde. »Ja?«, sagte Bitterblue vorsichtig.
    »Ich fürchte, ich bin weniger nachsichtig als Thiel«, fügte Runnemood lächelnd hinzu. »Sowohl Darby als auch Rood sind heute unpässlich, trotzdem finde ich Sie bei meiner Rückkehr aus der Stadt hier in der Sonne vor, wo Sie mit Freunden plaudern und sich mit staubigen alten Manuskripten beschäftigen. Thiel und ich sind von der Menge an Arbeit, die Sie vernachlässigen, überfordert, Königin. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Bitterblue reichte Giddon Küssen in Monsea und stand auf, so dass Runnemood einen Satz nach hinten machen musste, damit sie nicht zusammenstießen. Sie verstand nicht nur, was er meinte, sondern auch seinen herablassenden Tonfall und fühlte sich davon angegriffen. Auch die Art, wie sein Blick über die Bücher in Giddons Arm huschte, störte sie: nicht so, als würde er die staubigen alten Manuskripte wirklich für harmlos halten, sondern als versuchte er jedes einzelne einzuschätzen und als gefiele ihm nichts von dem, was er sah.
    Sie hätte ihm gern gesagt, dass ein dressierter Hund die Arbeiten erledigen konnte, die sie vernachlässigte. Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie wusste – ohne genau erklären zu können, woher –, dass die Zeit, die sie außerhalb ihres Schreibzimmers verbrachte, genauso wichtig für das Königreich war wie die Arbeit an den Urkunden, Erlassen und Gesetzen in ihrem Turm. Aber irgendein Instinkt riet ihr, diese Gedanken besser für sich zu behalten. Und diese Bücher zu schützen, die Giddon an seine Brust gedrückt hielt.
    »Runnemood«, sagte sie stattdessen, »ich habe gehört, Sie könnten angeblich gut andere Menschen manipulieren. Geben Sie sich doch etwas mehr Mühe, dass ich Sie mag,

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