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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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um später in
den Paradiesen einer Welt leben zu können, wo jedermann ewige
Jugend und ewige Schönheit verheißen wird.
    Doch ein letzter Zweifel verdüstert noch dieses Bild vom
Paradies. Die Jäger, die den Mammut jagten und sich die Tiere
gefügig machten, waren junge Menschen in den besten Jahren. Kaum
einer von ihnen wurde älter als fünfzig. Diejenigen aber,
die dieses ›Greisenalter‹ erreichten, verbrachten den Rest
ihres Lebens am Lagerfeuer, während ihre Söhne und Enkel
das Fleisch herbeischafften. Ihre Aufgabe bestand darin, den jungen
Leuten die Weisheiten der Vergangenheit zu lehren… sie hatten es
nicht nötig, neuen Ideen zu folgen.
    Aber ihre Nachfahren denken anders. Die Graubärte, die
heutzutage an den Feuern der Nationen sitzen und die Jüngeren
beraten, brauchen mehr als das Wissen von einst. Sie müssen
bereit sein, die Gedankenmuster ihrer Jugend, ihres bisherigen
Lebens, so schnell abzustreifen wie einer, der alles hinter sich
läßt, um ein neues Ziel ins Auge zu fassen…
    Können sich diese alten Leute nicht zu der Erkenntnis
durchringen,… daß sie nur überleben werden, wenn sie
sich von der traditionellen Vorsicht der Staatsmänner
lösen… und dabei praktische Fähigkeiten entwickeln,
wie etwa die eines Jägers, der einem Bären auf der
Fährte ist?
    Können sie nicht wahrhaben, daß die Alternative
einer kulturellen Veränderung nicht in der Fortdauer des Status quo, sondern im Versagen eines kosmischen Experiments
liegt, der das Ende des großen Abenteuers der Menschheit
bedeutet?
    - Carleton S. Coob
The Story of Man, 1962.

 
42. Kapitel
     
     
    David trat aus dem Kontrollraum und schritt die
Begehungsbühne entlang, die sich zwischen Retorten von der
Größe eines Ölfasses und glänzenden Metallrohren
hinschlängelte, an denen Wassertropfen hingen.
    Alle Lichter im Arbeitsbereich auf ein Drittel der normalen
Stärke zurückdrehen, sprach er in seinen implantierten
Kommunikator. Die Leuchtröhren dimmten und verwandelten das
kristalline Wunderland der Laborgeräte in einen schattigen,
geheimnisvollen Märchenwald.
    Alle Funk- und Fernsprechverbindungen außerhalb dieses
Bereichs sind unzulässig, befahl er dem Computer.
    David lauschte dem klickenden Singsang des Computers, der seinen
Befehl registrierte und bestätigte und nickte zufrieden vor sich
hin, da er nun sah, daß er die Systeme der Plattform allesamt
mit Hilfe seiner Implantate steuern konnte.
    Die Lampen in der Gondel brannten noch immer mit voller
Lichtstärke, und David hatte von seinem schattigen Standort auf
der Begehungsbühne aus einen guten Blick durch die großen
Bürofenster.
    Da sind sie.
    Leo, Evelyn, Hamud und Bahjat betraten den Raum durch die
Luftschleuse, die in die Decke eingelassen war. Während sie
langsam die Leiter herunterkletterten, dachte David: Die waren so
sehr besorgt, das Gegenmittel für sich zu haben, daß sie
ohne Begleitung gekommen sind. Wahrscheinlich haben sie den
übrigen RUV-Leuten gar nicht erraten, daß sie angesteckt
wurden, um eine Panik zu verhüten.
    Die Vier schauten sich im Raum um, Hamud offensichtlich
wütend, Evelyn blaß und erschöpft. Leo ließ
sich auf den nächsten Stuhl fallen. Nur Bahjat brachte den Mut
auf, einen Blick durchs Fenster auf das Labyrinth aus Röhren und
Geräten zu riskieren, die den Arbeitsbereich des Labors
füllten. Sie sah schwach und mitgenommen aus. Doch David sah,
daß sie ihre Pistole entdeckt hatte, die neben dem Telefonpult
lag, und daß sie die Pistole einsteckte.
    Luftschleuse schließen, befahl David dem Computer. Luftfahrtkontrollzentrum benachrichtigen, Kommuterkugel
abrufen.
    Mit wenigen klickenden Geräuschen und leisen
Erschütterungen, die keiner wahrnahm, wurde die Plattform
automatisch hermetisch verschlossen, und das Raumschiff legte ab, um
zum Hauptzylinder zurückzukehren.
    Hier gibt es kein Entkommen, dachte David, für
keinen von uns.
    »Wo steckt er denn?« hörte er Hamud rufen.
    David trat in einen Lichtstrahl hinaus, der sich über die
Begehungsbühne ergoß. »Hier bin ich.«
    Hamuds erste Reaktion war, das Fenster mit seiner Pistole
einzuschlagen. Doch das explosionsfeste Kunstglas war so elastisch,
daß sein Arm zurückschnellte und um ein Haar ausgerenkt
wurde.
    »Leo!« rief David. »Du bist der Mann mit dem
größten Problem. Komm rauf, und ich will dir zeigen, wo
all die Drogen hergestellt werden, die du so notwendig
brauchst.«
    Der Schwarze schnellte von seinem Stuhl hoch und war mit einem
Satz an der

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