Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
sollte hinausziehen und mir die Welt anschauen? Warum
haben Sie ein Spiel daraus gemacht?«
    »Weil du darüber zu entscheiden hattest, hier
auszubüchsen, nicht ich. Hätte ich dir eine solche Reise
verpaßt, dann hättest du kurz ein paar
Großstädte besucht, all die wissenschaftlichen Zentren und
die Universitäten, und wärst nach ein paar Wochen wieder
hier angekrochen.«
    David wollte protestieren, aber Cobb fuhr fort: »Wenn ein
Vogel, der flügge ist, das Nest verlassen will, so liegt es an
ihm auszufliegen und nicht an seinen Eltern. Kinder müssen stets
ihre Eltern oder Pfleger satt bekommen, bevor sie bereit sind
auszufliegen. Du mußtest von allein aus dem Nest
fallen.«
    David grunzte. »Von allein? Ich glaube eher, Sie haben alle
Hebel in Bewegung gesetzt… wie üblich.«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Cobb. »Du bist deinen
eigenen Weg gegangen. Ich habe nur die Gelegenheit geschaffen. Und
nun bist du zurückgekehrt – ein Erwachsener. Stark,
selbstbewußt und zäh. Du hast deinen Babyspeck verloren,
mein Sohn. Jetzt bist du ein Mann.«
    »Mir blieb kaum eine andere Wahl, als
zurückzukommen.«
    »Natürlich standen dir alle Wege offen. Aber du bist
zurückgekehrt, weil du die Bedeutung von Eiland Eins für
die Zukunft der menschlichen Rasse erkannt hast.«
    »Das heißt, für die Gegenwart.«
    »Für die Zukunft, mein Sohn. Für die Zukunft! Aber
was soll dieser Unsinn?« Cobb hob die Stimme und sagte grimmig:
»Dieses RUV-Volk wird die Satelliten für ein paar
Tage… vielleicht für ein paar Wochen ausschalten. Was macht
das schon?«
    »Es geht um das Leben von Millionen.«
    »Aber ganz und gar nicht. Hör zu! Du hast dich stets
gefragt, was das fehlende Element ist – weißt du noch?
Jenes Element, das dir bei deinen Prognosen gefehlt hat. Du hast zwar
erkannt, daß Eiland Eins für den Augenblick für die
Konzerne wichtig ist, aber du hast die Bedeutung dieser Kolonie
für die Zukunft nicht erkannt.«
    »Sie meinen, immer mehr Energie für die Völker der
Welt erzeugen, nicht einfach…«
    »Quatsch!« knurrte Cobb. »Darum geht es
überhaupt nicht. Hör zu! Eiland Eins ist der Anfang, der
Ausgangspunkt. Wir sind wie Independence in Missouri, von wo aus die
Pioniere Amerikas in ihren Planwagen nach Oregon aufbrachen. Wir sind
der Hafen von Palos, von wo aus Columbus in die Neue Welt segelte.
Wir sind Cape Canaveral, wo die ersten Astronauten zum Mondflug
starteten!«
    »Langsam«, sagte David. »Beruhigen Sie
sich.«
    »Du kannst mich gern haben von wegen mich beruhigen!
Begreifst du denn nicht? Eiland Eins ist der erste Schritt vom
Planeten Erde zum Weltraum. Wir können dafür sorgen,
daß sich die menschliche Rasse über das ganze Sonnensystem
ausbreitet. Dann werden wir endlich in Sicherheit sein! Was auf der
Erde auch passieren mag, ganz egal, wie unsinnig und kurzsichtig die
dort unten mit ihrer Heimatwelt umgehen: Wir werden stets
überleben. Menschen werden hier in L4 und in L5 leben, auf dem
Mond, in Raumkolonien jenseits des Mars, zwischen den Asteroiden
– wir werden das ganze Sonnensystem bevölkern! Das ist der
Schlüssel für das Überleben des Menschen – die
Verteilung auf den Weltraum, das Ausschwärmen über das
ganze gewaltige Universum, in dem wir leben. Ein ganzes Sonnensystem
voll Rohstoffquellen und Energie wartet auf uns. Wer wird dann noch
die Erde brauchen?«
    Der alte Mann atmete schwer, erregt durch seine eigene Vision.
    »Überleben durch Ausschwärmen«, murmelte
David.
    »Ja!« keuchte Cobb und fuhr mit rauher Stimme fort:
»Was glaubst du, was ich hier vorhatte – mit den ersten
Fabrikeinheiten, mit all dem Baugerät, mit den ersten primitiven
Unterkünften, die wir für die Bautrupps eingerichtet haben?
Garrison hat es nicht mitbekommen, und keiner hatte auch nur eine
Ahnung. Ich habe mich rangehalten, ich habe alles organisiert –
für die erste Expedition zum Asteroidengürtel. Junge, da
gibt es jede Menge Goldminen. Und Eisen, Nickel, Wasser, Kohle,
Stickstoff – alles, was der Mensch zum Leben braucht. Wir sind
dabei, eine fahrbare Kolonie zu bauen und auszuziehen, um die
Asteroiden zu erkunden – wie Marco Polo, wie Henry Hudson, oder
Magellan, oder Drake. Sie werden jahrelang unterwegs sein, sie
müssen unabhängig sein und groß genug, um eine Gemeinschaft zu bilden, eine Familiengruppe, eine
Sippe…«
    »Ich verstehe«, sagte David. Denn jetzt hatte er
begriffen, er hatte alles begriffen. Er konnte sich Cobbs Schema
vorstellen, die Art und

Weitere Kostenlose Bücher