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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Minuten soll das
Wiedereintauchmanöver beginnen…
    David begann seinen Sicherheitsgurt zu lösen. Er wußte
zwar noch nicht genau, was er beginnen sollte, aber er wußte
auch, daß er hier nicht einfach herumsitzen konnte.
    Die verrückte Ziege mit dem Schmusekatzengesicht wandte sich
nach ihm um. »Bleiben Sie sitzen!«
    »Augenblick mal! Sie können diese Fähre nicht
einfach…«
    »Setzen!« Ihre zornsprühenden Augen waren
weit geöffnet. Sie hielt eine der Dosen drohend in die
Höhe.
    »Ich versuche zu erklären… «
    Die Spraydose zischte auf. David sah eine Dunstwolke, spürte,
wie sie sein Gesicht benetzte, und sank bewußtlos in seinen
Sitz zurück.

AMANDA PARSONS: Der Mond ist ja so langweilig! Ich
meine, nachdem man seine Fußabdrücke im Staub des Mare
– oder wie es auch immer heißen mag –
hinterlassen, wenn man einige dieser ollen Hügel bestiegen und
das Apollo-Denkmal besichtigt hat, was bleibt dann noch übrig?
Ein Kaninchenbau, hoffnungslos überfüllt mit zu wenig
Personal. Unsere Kunden sind an Selene nicht interessiert.
    Selbst die Raumstation Alpha wird mittlerweile ein alter Hut. Jeder ist schon mal dagewesen. Da gibt es nichts Neues. Selbst
im Zustand der Schwerelosigkeit gibt es nur so viel Abwechslung, wie
der menschliche Körper verkraftet.
    Was wir für unser Reiseangebot brauchen, ist etwas Besonderes, etwas das noch nie dagewesen ist. Auf der Erde
kann man nirgendwo mehr hinfahren, ohne von Bettlern belästigt
zu werden, in eine Seuche zu geraten oder von irgendwelchen
Terroristen bedroht zu werden. Warum nicht Eiland Eins? Ich meine all
diese Ausgaben für eine Reporterin, die nach ihrer Rückkehr
gefeuert wird, aber warum können wir nicht…
    WILBUR ST. GEORGE: Amanda, das geht nicht. Sie ist und bleibt
entlassen. Und vergessen Sie Eiland Eins. Das ist
endgültig!
    -Niederschrift eines Telefongesprächs
zwischen London und Sidney,
Routineüberprüfung durch die firmeneigene
Telefonüberwachung,
2. August 2008.

 
21. Kapitel
     
     
    In Evelyns Apartment herrschte Unordnung. So geht es eben in
einem Einzimmer-Apartment, sagte sie sich. Kein Platz, um das
Chaos zu verbergen, während man aufräumt.
    Sie war in ein unförmiges Hauskleid geschlüpft und
stöberte nun barfüßig in den Hängeschränken
über der Spüle, um eine Büchse Tee aufzutreiben. Die
Couch war geöffnet und voll beladen, und im Mund hatte sie immer
noch den Geschmack von Zahnpasta.
    »Es muß doch noch was da sein«, murmelte sie vor
sich hin.
    Doch der Schrank war nicht so vollgestopft, daß man eine
Teebüchse nicht hätte finden können. In den Wochen,
nachdem St. George sie entlassen und sie ihren Job bei International
News verloren hatte, konnte sie nirgendwo Arbeit finden. Es war ihr
nicht einmal gelungen, als freie Mitarbeiterin irgendwo
unterzukommen. Evelyns Vorräte und ihr Bankguthaben schwanden
dahin, und der Tag war nicht fern, an dem beides erschöpft sein
würde.
    Sie fragte sich an diesem Morgen schon zum zehnten Mal, ob sie
nicht vielleicht doch versuchen sollte, David anzurufen, jetzt, wo
ihr Apparat wieder angeschlossen war. Natürlich mußte sie
jetzt ihre Telefonrechnung selbst bezahlen, anstatt sie International
News in Rechnung zu stellen, und so mußte sie auch hier mit dem
Pfennig rechnen.
    »Bild-Telefongespräche sind nicht so teuer«, sagte
sie zu ihrem Spiegelbild am Toilettentisch.
    Du hast dich in ihn verliebt, du dummes Ding!
    »Nein«, sagte sie laut zu sich. »Das ist nicht der
Fall.«
    Du benimmst dich wie ein Mondkalb.
    »Ich liebe ihn nicht. Er kümmert sich kein bißchen
um mich. Ich hasse ihn!«
    Warum hast du dann nicht versucht, seine Geschichte an eine der
Skandalshows zu verkaufen? Die würden sich darum
reißen.
    »Sei nicht so sicher, daß du das nicht willst, mein
Kind. Ich könnte das Geld brauchen, selbst wenn es mir keine
Ehre macht.«
    Aber er ist doch so lieb. Wie könntest du ihm sowas
antun?
    »Warum sollte ich nicht?«
    Er ist so nett, so freundlich und so zärtlich.
    »Er ruft mich nicht an! Er will nicht einmal mit mir
sprechen!«
    Wie sollte er auch? Dieser entsetzliche Alte, Dr. Cobb,
hält ihn da oben wie einen Gefangenen. Er hätte bestimmt
angerufen, wenn er könnte.
    Ihr Selbstgespräch wurde durch das Pfeifen des Teekessels
unterbrochen.
    Evelyn runzelte die Stirn. »Du kannst vor dich hinpfeifen,
bis du leer bist. Ich habe keinen Tee mehr. Es gibt nichts mehr zum
Aufbrühen.«
    Als sie den Raum durchquerte, um den Herd abzustellen, ging

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