Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
El
Libertador. »Ich frage mich, ob das wirklich
stimmt.«
    »Sie sind unser Vorbild. Jeder in der RUV blickt zu Ihnen
auf.«
    Er blickte sie lange an. »Ist das wirklich wahr?«
    »Sicher.«
    »Würde mir die RUV folgen?«
    »Überall in der Welt gelten Sie als Symbol unseres
Widerstandes gegen die Weltregierung. Wenn Sie uns anführen
wollen, so werden wir Ihnen folgen.«
    Der alte Mann blickte in die Ferne. »Als die Weltregierung
zum erstenmal gebildet wurde«, sagte er so leise, daß sich
Bahjat fragen mußte, ob das, was er meinte, auch für ihre
Ohren bestimmt war, »waren wir Offiziere der chilenischen Armee.
Wie sehr haben wir damals De Paolo unterstützt! Wir hofften, die
neue Weltregierung würde alle unsere Leiden beenden, dem Volk
das Land zurückgeben, die ausländischen Firmen aus dem Land
jagen. Doch wir warteten vergebens, und es wurde noch schlimmer als
vorher.«
    »Wir können sie bekämpfen«, sagte Bahjat.
    »Wen wollen wir bekämpfen? Touristen? Kaufleute? Wollen
wir Banken ausrauben und Raumfähren entführen? Was für
eine Art Kampf soll es sein?«
    »Wir tun, was wir können«, erwiderte Bahjat und
hatte das Gefühl, als würde sie mit ihrem Vater
sprechen.
    El Libertador schüttelte den Kopf. »Nein, meine
Liebe. Der Kampf gilt den Regierungen, den Anführern, allen
denen, die die Entscheidungen treffen, die nur an sich und nicht an
das Volk denken.«
    »Den Reichen«, meinte Bahjat.
    »Nicht den Reichen«, sagte er unwirsch. »Sondern
denjenigen, die den Reichen und sich ohne jede Rücksicht auf die
Armen dienen.«
    »Was können wir tun?« fragte sie.
    »Haben Sie es ernst gemeint, als Sie sagten, daß mir
die RUV folgen würde?«
    »Ja«, versicherte Bahjat eifrig. »Ich könnte
all die zersplitterten Gruppen zu einer einzigen weltweiten Macht
zusammenfassen. Wir könnten, vereint und koordiniert, die
Unterdrücker bekämpfen.«
    »Also gut«, sagte El Libertador. »Das erste,
was wir tun müssen, ist, die Passagiere und dieses Shuttle
zurückgeben. Wir wollen weder gegen Touristen noch gegen
Arbeiter Krieg führen.«
    »Aber…«
    »Sie haben mir Ihren Standpunkt klargemacht. Sie haben
bewiesen, daß die Weltregierung ihre Bürger nicht vor der
RUV schützen kann. Sie haben eine weltweite Publicity erlangt.
Nun ist es an der Zeit, großzügig zu sein.«
    Bahjat aber zögerte immer noch.
    El Libertador lehnte sich zu ihr hinüber und
lächelte leicht. »Die Welt kann sich für einen
romantischen Banditen begeistern, für einen Robin Hood oder
Pancho Villa – solange keine Unschuldigen betroffen sind! Bringen Sie die Meinung der Welt nicht gegen sich auf, indem Sie
diese Gefangenen zu lange festhalten. Den Fehler haben
Revolutionäre immer wieder gemacht. Er beweist nur Ratlosigkeit
und Schwäche, sonst nichts.«
    Für einen Augenblick schaute sie in seine strengen, grauen
Augen und wußte dann, daß sie keine Wahl hatte. Sein Plan
stand fest, und er besaß durchaus die Macht, seinen Willen
durchzusetzen. »Ich verstehe«, sagte Bahjat. »Wollen
Sie… können Sie für ihre Freilassung sorgen?«
    Er nickte. »Ich will sehen, was sich machen
läßt.«
    »Die Weltregierung wird darauf bestehen, daß Sie uns
ausliefern«, bemerkte sie.
    »Das werde ich natürlich nicht tun. Das ist der Preis,
den sie zahlen müssen. Sie können die Passagiere und das
Shuttle haben… aber nicht die… äh…
Revolutionäre der RUV.«
    Er wollte eigentlich ›Terroristen‹ sagen, erkannte Bahjat. Sie nickte. Sie war bereit, diesem alten Herrn
zu glauben – bis zu einem gewissen Punkt.
     
    Als David wieder zu sich kam, saß er immer noch in der
Fähre, an seinem Sitz festgeschnallt. Er hatte rasende
Kopfschmerzen. Der dicke Japaner war vom Nebensitz verschwunden. Alle
Passagiere waren weg. Es war keiner mehr in der Fähre, nur ein
Soldat in olivgrünem Drillich stand an der vorderen Luke neben
der Tür zum Cockpit.
    Wir sind gelandet, dachte David, während er versuchte,
das Hämmern in seinen Schläfen zu überwinden. Aber…
    Dann traf es ihn wie ein Schlag. Ich bin auf der Erde! Und
diese Gewißheit löschte alle anderen Gedanken aus.
    Er versuchte sich aufzurichten, aber der Sitzgurt schnitt ihm in
die Schulter. Hastig und ungeduldig löste er den Gurt und
richtete sich auf. Sein Kopf dröhnte, und seine Beine waren wie
Pudding. Für einen Augenblick lehnte er sich gegen den Sitz vor
ihm. Der Soldat beobachtete ihn und steckte den Daumen in den
Gürtel, an dem seine Waffe befestigt war.
    David kam

Weitere Kostenlose Bücher