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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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konnte nicht schnell genug von Alpha wegkommen. Er
hatte gerade Zeit, einen Blick durch die hochgewölbten Fenster
des Umsteigebahnhofs zu werfen. Vor seinen Augen dehnte sich die Erde
riesengroß, alles andere auslöschend, zum Greifen nahe.
David konnte sogar einzelne Wolken erkennen, die über den blauen
Ozeanen standen. Braune und grüne Flächen nahmen
plötzlich Gestalt an, und er erkannte das Horn von Afrika, die
arabische Halbinsel und sogar den italienischen Stiefel.
    Eifrig wie ein Kind schnürte er sein schmales Bündel und
bahnte sich den Weg durch den Strom geschwätziger Touristen,
indem er den Lichtsignalen und Pfeilen folgte, die ihn zu dem Dock
wiesen, wo der Erdshuttle vor Anker lag.
    Es dauerte nur wenige Minuten, den Zoll und die automatische
Einrichtung zu passieren, wo sein Fahrkartencode überprüft
und sein Gepäck auf Waffen untersucht wurde. Dann führte
ihn eine lächelnde Stewardeß zur Fährenluke. Er
tauchte durch und ließ sich von einem ebenfalls lächelnden
Steward zu seinem Platz führen.
    Das Passagierabteil hatte keine Fenster, dafür waren in den
Rückenlehnen der Sitze Bildschirme eingebaut. David schnallte
sich an, überprüfte das Angebot der
Unterhaltungskanäle und entschied sich für die
Echtzeitbilder der Fernsehkameras an Bord.
    Ein schwerer, schnaufender Orientale klemmte sich in den Sitz
neben David. Er sagte etwas auf Japanisch, legte den Sicherheitsgurt
um seinen runden Bauch und machte sofort die Augen zu. Er faltete die
dicken Hände über seinem Wanst und ließ das Kinn auf
die Brust sinken. David zählte fünf Nickerchen, dann wandte
er sich wieder dem Bildschirm zu.
    Die Fähre legte so sanft ab, daß David keine Notiz
davon genommen hätte, wäre der Start nicht vom Steward
angekündigt worden. Er schaltete auf die hintere Kamera um und
sah, wie die Stahlträger des Docks langsam zurückwichen.
Innerhalb weniger Minuten kam die ganze Station Alpha ins Bild, ein
Rad-in-Rad-Satz, der sich vor dem Sternenhimmel drehte.
    David schaltete wieder zur Erde um. Jetzt schien sie sich zu
verändern, sie glitt vor seinen Augen dahin, während der
Shuttle auf seine lange Bremsbahn um den schimmernden
blauweißen Planeten einschwenkte.
    Durch die Kabinenlautsprecher ertönte der Standardtext der
Sicherheitsbänder. Die Passagiere wurden gewarnt, ihren Platz
ohne die Hilfe der Stewards oder Stewardessen zu verlassen. Die
Garrison Airspace Lines übernahmen keine Haftung für
Passagiere, die sich im schwerelosen Zustand verletzten, sofern sie
die Sicherheitsmaßnahmen mißachteten.
    Dann drang die Stimme des Kapitäns durch den Lautsprecher,
und sein kantiges graues Gesicht erschien auf allen Bildschirmen.
    »Wir werden in etwa einer halben Stunde einen Bahnpunkt
erreichen, der der Erde am nächsten liegt, und kurz darauf unser
Wiedereintauchmanöver westlich von Panama einleiten. Sie
müßten einen schönen Ausblick auf Mittelamerika
haben, bevor wir die Schutzschilder vor die Kameraöffnungen
schieben müssen. Wir dürften planmäßig in der
Hauptstadt der Welt landen. Wir haben in Messina prächtiges
Wetter. Die Temperatur beträgt…«
    David hörte nicht weiter zu und warf einen Blick auf die
anderen Passagiere. Die meisten von ihnen waren Geschäftsleute,
die wahrscheinlich von Eiland Eins zurückkehrten. Raumstation
Alpha war eine Art Umschlaghafen von und zur Erde. David erkannte
einige Touristen, die mit ihm vom Mond gekommen waren,
einschließlich einiger seiner Zero-ge-Gefährtinnen. Aber
es gab auch andere Passagiere, weder Mondtouristen noch
Geschäftsleute, junge Leute in seinem Alter.
    Der Kapitän beendete seine Ansprache, und die Erde kam wieder
ins Bild. David schaute wie gebannt zu.
    Dabei entging es ihm, daß sich die jungen Passagiere von
ihren Sitzen erhoben und durch den Mittelgang der Fähre
davonschwebten. Es waren ihrer sechs: drei von ihnen begaben sich
nach achtern in Richtung Kombüse, und einige Minuten später
gingen drei von ihnen auf das Cockpit zu.
     
    Bahjat konnte sich über die oberflächliche Planung
Hamuds nur wundem. Sie hatte fünf Personen aussuchen
müssen, die bereits Erfahrung mit der Schwerelosigkeit hatten,
da Hamud nicht einmal daran gedacht hatte. Wie sie selbst, stammte
auch keiner der anderen aus der armen, hungernden Masse. Sie waren
Kinder wohlhabender Familien, die in der RUV kämpften, weil sie
es für richtig hielten, weil es für sie eine Art Sport war,
der ihnen Nervenkitzel lieferte und ihrer Eitelkeit

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