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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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Tresens weiterging.
    »Ich muss langsam sehen, dass ich weiterkomme«, sagte der Mann. »Der Chef ist heute in der Gegend. Kommt nur für einen Tag aus Mojave rüber.«
    Ich musterte den Mann heimlich. Er war ein großer, kräftiger Kerl um die fünfzig, mit einem blonden Vollbart und schütterem, rotblondem Haar.
    Jedes Mal, wenn die Wirtin uns etwas Aufmerksamkeit schenkte, gab ich ihr mit einer knappen Geste zu verstehen, dass wir nichts brauchten und zog den Kopf wieder zwischen die Schultern.
    Nach der kurzen Mahlzeit schob ich die Tasse weg und griff nach meinem Portemonnaie. Tom zögerte plötzlich.
    »Wenn wir jetzt abhauen, dann lernen wir Whistler nie kennen«, gab er im Flüsterton zu bedenken.
    »Meinst du nicht, dass wir ihn schon ganz gut kennengelernt haben.«
    »Er ist heute hier, hat der Typ gesagt. Das ist die letzte Gelegenheit.«
    Der Mann am Ende des Tresens räusperte sich laut. Einen Moment fürchtete ich, er könnte den Namen »Whistler« verstanden haben, aber er sah nicht zu uns herüber.
    »Sprich ihn doch an«, schlug ich vor.
    »Wieso ich?«, flüsterte Tom.
    »Wieso nicht du?«
    »Ich habe in seinem Auto das Gewehr rumliegen sehen.«
    »Das war’s«, flüsterte ich. »Wir zahlen jetzt und gehen …«
    Mit einem unauffälligen Zucken meiner rechten Hand gab ich der Bedienung ein Zeichen, dass wir die Rechnung wünschten.
    »Die Rechnung«, brüllte sie durch den Raum, so dass wir erneut zusammenfuhren. Während wir zahlten, sah ich aus dem Augenwinkel, wie der Mann aufstand. Er ging mit schweren, schlurfenden Schritten hinter uns vorbei und verschwand in Richtung der Toiletten. Ich zahlte für Tom und mich. Dann gingen wir hinaus und steuerten auf die Autos zu. Der Mann stand direkt neben unserem Wagen an einem Zeitungsautomaten und zog sich ein Exemplar des »Flagstaff Chronicle«.
    »Wie geht’s?«, fragte er.
    »Es geht schon«, sagte ich.
    Er sah meinen zerfetzten Hosenboden und die rußige Jacke.
    »Wir hatten eine Panne«, erklärte ich.
    »Was Schlimmes?«
    »Halb so schlimm.«
    »Braucht ihr Hilfe?«
    Er betrachtete uns freundlich aus wässrigen, blauen Augen. Seine Haltung war gebeugt, aber er war kräftig genug, um uns beide über den nächsten Zaun zu werfen.
    »Ich glaube, die Mietwagenfirma kümmert sich schon drum«, sagte ich.
    »Ich hab ein Seil im Wagen. Wo ist euer Auto?«
    Sein Blick streifte die wenigen Autos auf dem Parkplatz und blieb schließlich an unserem staubigen Dodge haften. Ich starrte zu Boden.
    Tom räusperte sich leise. »Wir sind Touristen aus Europa. Wir haben nichts mit der Landwirtschaftsbehörde zu tun. Und auch nichts mit dem Grundstücksamt.«
    »Nein, so seht ihr wirklich nicht aus«, sagte er. »Wo kommt ihr her?«
    »Deutschland.«
    »Oh, Deutschland.« Ich glaube, er wollte etwas Nettes über Deutschland sagen, aber es fiel ihm nichts ein. Sein Blick fiel auf meinen zerrissenen Ärmel. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Ein kleiner Sturz. In der Hektik …«
    »Tut mir leid. Aber ihr hättet nicht unbedingt an meinem Auto rumschnüffeln müssen. Was wolltet ihr überhaupt auf Whistlers Gelände?«
    »Wir wollten das Observatorium sehen«, sagte Tom.
    »Da kann man nicht rein. Das hätte ich euch gleich sagen können.«
    »Wir haben es ja noch rechtzeitig gemerkt«, murmelte ich.
    »Wir sind nur wegen des Observatoriums hier«, wiederholte Tom.
    Während Tom erzählte, weshalb wir Whistler treffen wollte, kratzte sich der Mann die ganze Zeit im Nacken. Das Misstrauen in seinem Blick war einer freundlichen Ratlosigkeit gewichen.
    »Und ihr kennt Mr. Whistler?«, fragte er.
    »Überhaupt nicht«, sagte ich. »Wir sind uns noch nie begegnet.«
    »Aber er weiß garantiert, wer wir sind«, sagte Tom. »Ohne ihn wären wir ja gar nicht hier.«
    Er musterte uns noch einmal von oben bis unten und zuckte mit den Achseln. »Ich fahre jetzt gleich da hin. Also, wenn ihr da nicht alleine herumlauft …«
    »Sie nehmen uns mit?«, fragte Tom ungläubig.
    »Ihr könnt nicht allein auf dem Gelände herumfahren. Aber wenn ihr mit mir fahrt, ist es in Ordnung. Na kommt.« Er ging in schiefer Haltung zu seinem Truck hinüber, eine Schulter tiefer als die andere. Er hatte den Gang eines verwundeten alten Kämpfers. Tom lief hinterher, ich steckte die Hände in die Taschen, seufzte und folgte ebenfalls. Als der Mann die Beifahrertür des Trucks öffnete, schnellte ohne Vorwarnung sein Hund aus dem Wagen, direkt vor meine Füße. Ich zuckte zurück, aber er strich

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