Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
Vom Netzwerk:
schon um mich herum. Zwei treue Augen sahen mich an, eins eisgrau, das andere braun.
    »Fahr zur Hölle«, sagte ich auf Deutsch und stieg in den Wagen.

KAPITEL 6

    A uf der rissigen Sitzbank des Lastwagens saßen wir in einer Reihe. Der Mann, der sich uns als John Loeb vorgestellt hatte, Tom und ich. Hinten auf der Ladepritsche ließ sich Loebs Hund gelangweilt den Wind um die Ohren blasen. Direkt hinter meinem Sitz lehnte das Gewehr.
    Tom räusperte sich wieder. »Sind Sie nicht der Büchsenschmied?«
    »Woher wisst ihr das?«
    »Man hat uns empfohlen, Sie nach Mr. Whistler zu fragen.«
    »Wer hat das empfohlen? Ich bin dafür zuständig, dass ihn die Leute in Ruhe lassen.«
    »Danke jedenfalls«, sagte Tom.
    »Danke wofür?«
    »Dass Sie uns nicht erschossen haben.«
    »Ich wollte in die Luft schießen. Aber bei einem Mann, der einen Schlaganfall hatte, kann man nie wissen, oder?« Er lachte fröhlich wie über einen gelungenen Witz und erklärte uns, dass Mr. Whistler ihm geraten habe, einfach auf alle Eindring linge zu schießen, egal wie sie aussähen. Aber Whistler sei sonst wirklich in Ordnung, im Grunde ein liebenswerter Mann.
    »Seit wann arbeiten Sie für ihn?«, fragte Tom.
    »Erst seit meinem Schlag. Er hat mir einen neuen Job besorgt. Ich konnte ja von einem Tag auf den anderen keine Gewehre mehr machen. Wir haben zwei kleine Kinder. Ich war ihm sehr dankbar. Es ist eine einfache Arbeit. Ich sehe nur nach dem Rechten, wenn niemand bei dem Vulkan ist. Mr. Whistler will kein Sicherheitspersonal. Er findet das überflüssig.«
    Loeb steuerte gemächlich durch die kühlblaue Morgenluft und wirkte gar nicht unerfreut über unsere Gesellschaft. Amerika, dachte ich. Was für ein Land. Erst wurde man beschossen und dann adoptiert.
    »In Flagstaff wussten sie nicht viel über ihn«, sagte Tom.
    »Wisst ihr, die Leute hier sind nicht besonders … sie sind nicht so …«, er suchte den passenden Ausdruck, »wissbegierig. Die meisten arbeiten in der Tierfutterfabrik. Sie interessieren sich nicht für die gleichen Sachen wie Mr. Whistler. Manchmal tauchen Neugierige auf, manchmal auch Leute von der Zeitung. Wenn sich jemand auf der Baustelle verletzt, dann ist Mr. Whistler verantwortlich. Manchmal tanzen Jugendliche nachts betrunken auf der Baustelle herum. Wir haben schon alles gehabt.«
    »Wieso tanzen sie herum?«
    »Das müsst ihr die fragen. Ich würde das nicht machen.«
    Loeb bog auf den breiten Feldweg ein, der zu dem Vulkan führte. Nun, im Licht des Mittags, sah er fast wie ein gewöhnlicher Berg aus.
    »Und Sie haben ihn wirklich noch nie getroffen?«, fragte Loeb.
    »Nein.«
    »Sie müssen wissen: Er hat einen leichten Weltraumtick.«
    »So was«, sagte ich müde.
    »Ja.« Loeb lachte ».Wir nennen ihn alle den Rocket Man.«
    Nicht lange und wir hatten die sandigen Hügel am Fuße des Vulkans erreicht. Wir fuhren ratternd zur Südseite des Bergs, dann erreichten wir die schräge Rampe, die hinaufführte. Loebs Hund rutschte auf der Pritsche ganz nach hinten, ertrug seine Lage aber tapfer, die Augen immer nach vorn gerichtet. Wir sahen erneut, wie die Landschaft sich weitete, zum großen Spektakel wurde. Die grelle Mittagssonne warf ihr farbloses Licht auf die ausgetrocknete Ebene. Oben auf dem Sims parkten wir unter dem Windrad, genau wie am Tag zuvor.
    Loeb ging um den Lastwagen herum und öffnete die Ladeklappe, woraufhin der Hund sofort hinaussprang und übermütig den Hang hinaufjagte. Dann griff Loeb sich eine Laterne von der Ladefläche, pfiff den Hund zurück und bat uns ihm zu folgen. Ich war mir sicher, er würde uns den Hügel hinaufführen, aber er ging mit seinem schiefen Soldatengang weiter den Weg entlang, parallel zum Rand des Kraters. Nach vielleicht fünfzig Metern verjüngte sich der Sims und Loeb blieb vor einem erstaunlichen Ding stehen. Es war ein einfaches Tor aus Eisenstreben, das mit einer Kette verschlossen war. Dahinter lag eine Art Tunnel oder Stollen, auf jeden Fall aber ein Weg ins dunkle Innere des Bergs. Der Moment, in dem Loeb die Tür aufschloss und uns höflich bat einzutreten, hatte etwas Eigentümliches. Es war ganz sicher das erste Mal, dass ich einen Vulkan mit Haustür sah. Tom und ich schauten uns misstrauisch an. Das Tageslicht reichte einige Meter weit in einen schmalen Gang, der geradewegs ins Innere zu führen schien, dann verfinsterte sich der Weg.
    »Was ist das?«, fragte Tom.
    »Der direkte Weg«, sagte Loeb. »Keine Angst.« Er schaltete die elektrische

Weitere Kostenlose Bücher