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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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fragte ich. »Eine Tasse Kaffee und ein Sandwich?«
    Tom wagte ohnehin nicht mehr, mir zu widersprechen.
    Im Inneren der Bar war es leer und dunkel, aber der Fernseher lief bereits und zeigte ein Footballspiel. Wir nahmen am Tresen vor einer aufwändig frisierten älteren Frau Platz, die uns mit einem Augenzwinkern begrüßte. Sie war mitten im Gespräch mit dem einzigen anderen Gast, einem Mann, der am Ende des Tresens saß und Kaffee trank. Es ging um irgendeine gymnastische Übung.
    »Sie bringen dir das Laufen neu bei«, sagte er. »Du musst Schrittmuster üben.«
    »Wie bei einem Walzer?«
    »Vorher hatte ich immer nur ein Schrittmuster. Jetzt habe ich zehn.« Darüber lachten beide.
    Noch einen Kaffee?«
    »Nein, ich soll nicht.«
    Ohne zu fragen, baute die Frau zwei Tassen vor uns auf, stellte uns vor die Wahl »entkoffeiniert oder normal« und goss schwarzes Gebräu aus einer kugelförmigen Kanne.
    Ich fragte sie, ob sich über ein Omelett reden lasse. Darüber ließ sich nicht reden, klärte sie mich auf. Es gehörte zu den Standards. Sie nannte mich »Sweetheart«. Ich bestellte ein Swiss Cheese Omelette mit Pommes Frites und Toastbrot. Tom nahm dasselbe mit Speck und verabschiedete sich in Richtung der Toilette. Die Frau schlug Eier auf und nahm ihr Gespräch mit dem Gast wieder auf. Sport war wohl nicht das eigentliche Thema. Der Mann musste irgendeinen Unfall erlitten haben, der ihn körperlich einschränkte, und befand sich noch in der Rekonvaleszenz. Ich trank meinen Kaffee und hörte seinen Geschichten über Gleichgewichtsstörungen, Wasserbäder und Koordinationsübungen zu. Anscheinend nahm er das alles nicht allzu ernst. Er habe gar keine Zeit dafür, sagte er. »Die Kinder stellen die Werkstatt auf den Kopf. Was soll ich machen, wenn die Schule dicht ist? Und Jay braucht mich auch.«
    »Ach komm«, sagte die Bedienung und träufelte Käsespäne in die Pfanne. »Jay ist nicht auf dich angewiesen. Er hätte genügend Leute, wenn er wollte.«
    »Er hat mir oft genug geholfen«, sagte er. »Da ist es normal, dass man sich kümmert.«
    »Kümmern? Du wirst noch sein Mädchen für alles.«
    Ich verfolgte müde, wie sie mein goldenes Omelette wendete und verlor den Faden des Gesprächs. Ich fühlte mich immer noch schmutzig und schmierig. Ich hielt meinen Jackenärmel an die Nase. Er roch wie das Innere eines Holzofens.
    Der Mann seufzte. »Glaub es oder nicht. Erst gestern habe ich wieder welche von seinem Land verscheucht.«
    Ich verschluckte zu viel Kaffee und stellte meine Tasse sehr behutsam ab.
    Die Frau lachte. »Das wievielte Mal war das?«
    »In diesem Monat das zweite Mal.«
    »Weil er keine Schilder aufstellt. Deswegen!«
    »Je mehr Verbotsschilder, desto mehr Idioten werden angezogen. Es hätte keinen Sinn.«
    »Was hast du mit Ihnen gemacht?«
    »Nichts. Lärm gemacht. Sie sind schnell abgehauen. Und Rufus ist ihnen nachgelaufen. Ich glaube, die waren bedient.«
    Die Frau wandte sich mir zu. »Ihr Omelett ist gleich so weit«, sagte sie und betrachtete skeptisch meinen zerrissenen Ärmel. Ich hatte mein Gesicht in der Handfläche verborgen und so weit es ging von dem Mann am Ende des Tresens abgewandt.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Ketchup dazu?«
    »Ja. Danke, Mam.«
    Als Tom kurz darauf von der Toilette zurückkam, sah er nervös aus. Er setzte sich auf den Hocker neben mir und warf verstohlene Blicke in den Raum.
    »Hinter dem Haus ist ein Parkplatz«, sagte er im Flüsterton, »da steht der Lieferwagen von gestern.«
    »Weiß ich schon«, zischte ich. »Der Typ, der auf uns geschossen hat, sitzt da drüben.«
    »Oh, Scheiße.«
    »So, lasst es euch schmecken!« rief die Bedienung und stellte dröhnend zwei Teller vor uns ab.
    »Ihr wolltet doch Omelette, oder?«
    Wir nickten wortlos.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, flüsterte Tom in meine Richtung und warf der Bedienung gleichzeitig ein irres Lächeln zu.
    »Wir zahlen und hauen ab«, sagte ich.
    Vor uns dampften die goldenen, mit geschmolzenem Käse und Speckwürfeln zubereiteten Omeletts. Die Bedienung betrachtete uns verständnislos, und Toms Gesicht verzerrte sich zu einem Ausdruck unsagbarer Verzweiflung.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Okay, lass uns wenigstens was essen«, flüsterte ich.
    Die Gesichter dicht über dem Tresen führten wir mechanisch unsere Gabeln zum Mund, kauten geräuschlos und versuchten ebenso geräuschlos Kaffee zu trinken, während das Gespräch auf der anderen Seite des

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