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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mich. Es hat bei mir nur nicht gleich geklingelt, weil du sie in einem völlig anderen Kontext erwähnt hast.«
    »Ich war heute bei ihr.«
    Sie stand auf und füllte den Wasserkessel, so dass sie mir den Rücken zuwandte, als sie antwortete.
    »Warum? War sie eine Freundin von Hayden?«
    »Ja. Wir haben über ihn gesprochen. Sie war sehr aufgeregt. Du weißt ja, dass die Frauen Hayden trotz all seiner Fehler liebten. Nur du nicht.«
    »Ich fand ihn nicht so toll«, bestätigte Sonia. »Er war ein Mann, der seine Freundin schlug.«
    »Was du da aber noch nicht wusstest. Habe ich recht?«
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube nicht, dass du vor seinem Tod wirklich schon gewusst hast, dass er mich schlug. Vermutlich hast du nicht mal gewusst, dass wir zusammen waren.«
    »Natürlich habe ich das gewusst. Deswegen bin ich ja zu ihm hin.«
    »Um ihn aufzufordern, nie wieder die Hand gegen mich zu erheben? Das hast du erst behauptet, nachdem du von mir erfahren hattest, dass er mich schlug. Damit habe ich dir einen willkommenen Vorwand geliefert. Vorher hattest du davon keine Ahnung, und es war auch nicht der Grund, warum du ihn aufgesucht hast, stimmt’s? Antworte mir! Erzähl mir, was ich längst weiß.«
    »Worauf soll ich dir antworten? Was du sagst, ergibt keinen Sinn.« Ihre Stimme klang eisig.
    »Mir war eingefallen, dass ich diese Miriam Sylvester auf der Party getroffen hatte, und plötzlich erinnerte ich mich auch wieder daran, dass sie nicht besonders gut auf dich zu sprechen war. Deswegen bin ich mit dem Zug nach Sheffield gefahren, um sie nach dem Grund zu fragen. Wie ich inzwischen weiß, hatten ihre Vorbehalte nichts mit deinem Unterricht zu tun.«
    Sonia stellte den Wasserkessel ab, ohne ihn einzuschalten, und setzte sich. Ihre Augen wirkten dunkler denn je, ihr Gesicht sehr fahl.
    »Du hast deine Schule überstürzt verlassen und in London neu angefangen.«
    »Ich habe Sheffield verlassen«, bestätigte sie. »Und?
    »Miriam hat mir von einem Schüler namens Robbie erzählt, der starb. Daraufhin hat die ganze Schule zum Andenken an ihn für einen wohltätigen Zweck gesammelt.«
    »Nun spuck schon aus, was du zu sagen hast«, antwortete sie ganz ruhig. Nicht einmal ihre Hände zitterten.
    »Du hast dir das Geld aus der Sammlung unter den Nagel gerissen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Geld, das gesammelt worden war, weil ein Dreizehnjähriger sterben musste und die Schule ihm auf diese Weise ein
kleines Denkmal setzen wollte. Die Schüler haben deswegen alles Mögliche auf die Beine gestellt. Sie haben Dreibeinrennen organisiert und Autos gewaschen. Und du hast das Geld als Anzahlung für eine schöne Wohnung verwendet.«
    »Miriam Sylvester hat das völlig falsch dargestellt. In Wirklichkeit war es ganz anders.«
    »Kein Wunder, dass du in dieser hässlichen Höhle wohnst und kein Geld hast. Du zahlst immer noch deine Schulden ab, stimmt’s?«
    Eines musste ich ihr lassen: Sie war durch nichts aus der Ruhe zu bringen.
    »Bonnie«, sagte sie, »überleg doch mal. Was Miriam dir erzählt hat, ergibt keinen Sinn. Es kam tatsächlich zu Diskussionen über die Verwendung bestimmter Schulgelder. Das Ganze ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Aber hätte jemand wirklich auf diese Weise Gelder veruntreut, wäre die betreffende Person doch verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Du machst einen schrecklichen Fehler. Wobei ich natürlich weiß, welchem Druck du in letzter Zeit ausgesetzt warst.«
    »Ach, spar dir deine Märchen, Sonia. Du hast schon genug gelogen. Miriam hat mir alles genau erklärt. Sie wollten die Polizei nicht einschalten, denn dann hätte sich die Schule vermutlich durch einen langwierigen Prozess schleppen müssen und wäre die ganze Zeit diesem schrecklichen Medienrummel ausgesetzt gewesen. Miriam hat mir von dem Geständnis erzählt, das du unterschreiben musstest. Es wurde vereinbart, dass du das Geld zurückzahlst und die Schule verlässt. Willst du das immer noch abstreiten?«
    »Ich finde, du solltest jetzt gehen.«
    »Für jemanden wie Hayden hattest du nur Verachtung übrig. Er war bestimmt kein Heiliger, aber so etwas wie du hätte er nie getan.«
    »Du warst wirklich in ihn verknallt, was?«

    Ich spürte, wie Wut und Kummer in mir hochstiegen, bis ich kaum noch ein Wort herausbrachte und meine Stimme selbst in meinen eigenen Ohren schwach und krächzend klang.
    »Und wenn schon? Was spielt es denn für eine Rolle, ob ich in ihn verknallt war? Oder ihn geliebt habe, ihn derart

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