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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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diesen Abschnitt des Gesprächs. »Darum kann ich nun reinen Gewissens auf eine Bemerkung von dir zurückkommen; vielleicht möchtest du sie lieber vergessen machen, sie hat jedoch meine unwürdige Gier entfacht: Du hattest angedeutet, es könnte sich einrichten lassen, dass ich die Schriften des größten aller Ärzte, eures Avicenna, zu Gesicht bekäme. Hast du das ernst gemeint?«
    »Durchaus. Für einen kleinen Gefallen wäre ich bereit, meine Abschrift des Kanon von Avicenna herzugeben.«
    Nun hatten sie aber genug Wein getrunken, was ihre Gespräche weniger für eine Aufzeichnung geeignet machte. Magdalena schickte nach dem Erzbischof, um ihm Mitteilung zu machen, dass sie dem Herrn Averom, arabischer Arzt christlichen Bekenntnisses aus Alexandria, Behausung bieten wolle. Sie war das seiner Unwürden zwar nicht schuldig, tat dies jedoch stets, wenn sie Besuch hatte, um ihn nicht zu verwirren oder ihm Anlass zum Zorn zu geben.
    »Wie anders ist doch unser Herr Jesus«, hatte die hohe Herrin mir einmal anvertraut. »Er ist kein eifersüchtiger Geliebter. Einst beichtete eine Nonne ihrem Abt, der einem Doppelkloster vorstand, dass sie für einen Mönch entbrannt sei, und sie fragte jenen, ob sie nun als Braut Christi versagt habe. Der Abt aber hatte schon die Beichte desselbigen Mönches gehört, der ebenfalls für die nämliche Nonne entbrannt war. So legte der Abt beiden als Buße auf, sich einmal in jedem Mondeslauf zu erkennen, verschwieg jedoch einem jeden, dass der andere dessen Begierde teilte. Auf diese kluge Weise sorgte er dafür, dass seine Schützlinge für den Dienst am Herren nicht verlorengingen und gleichzeitig reinen Gewissens das Feuer ihres Fleisches löschen konnten. Der Herr dankte es dem Abt, indem er die Nonne nicht empfangen ließ, denn das hätte ihn sicherlich in des Teufels Herdfeuer gebracht.«

Zur Komplet aber versammelten sich Menschen unterschiedlichster Stände im verschneiten Hof des Hauses der hohen Herrin, die teils für sich selbst, teils für ihre Verwandten um Heilung baten. Die meisten von ihnen waren Frauen. Man ließ sie ein, und Herzogin Leutsinda, Gemahlin von Herzog Chlodwig, die mutigste unter ihnen, sagte:
    »Der Herr hat zugelassen, dass wir oder unsere Angehörigen krank geworden sind. Euch aber, hohe Herrin, hat er die Gabe geschenkt zu heilen, und so bitten wir Euch, das Wort an uns zu richten, um unsere Seelen gesund werden zu lassen.«
    Die hohe Herrin breitete die Arme aus und offenbarte dergestalt, dass die Stigmata der Wundmale Christi noch nicht ganz verschwunden waren. Sie sagte:
    »Schwestern und Brüder, nicht ich bin es, die heilt, sondern der Herr durch mich. Bittet nicht mich, sondern den Herrn. Und wenn es ihm gefällt, so wird er euch durch mich heilen lassen. Aber auch, wenn ihr nicht geheilt werdet, so bedenkt immer, dass bei Gott nicht das Ende, sondern der Anfang das Ziel ist.«
    Sie schwieg eine Weile und fuhr dann fort: »Darum will ich euch dies mit auf euren schweren Weg geben: Die Hirten hatten sich angewöhnt, an einem Tag in der Woche Gott zu danken. Während sie nun opferten und im Gebete vertieft waren, heulten die Wölfe und stahlen ein Lamm. Da murrten die Hirten und sagten: Wie kann es Gott zulassen, dass die Wölfe, während wir durch den Dienst an ihm abgelenkt sind, unsere Herde angreifen? Am nächsten Tag aber wurden zwei neue Lämmer geboren. Und auf diese Weise ging es immer wieder, bis die Hirten gelernt hatten, das Geheul der Wölfe als gutes Zeichen während ihres Gottesdienstes zu erkennen. Ihnen erschien nun kein Gottesdienst mehr vollständig, wenn die Wölfe nicht heulten. Amen.«
    Dann hieß sie die Menschen, wieder nach Hause zu gehen, erlaubte ihnen jedoch, wiederzukommen, wann immer sie den Drang danach verspüren sollten. Sie versprach ihnen keine Heilung, aber Zuspruch und Trost.

Da ich durch die bevorstehende Niederkunft geschwächt war, zog ich mich zurück, bevor die hohe Herrin zu Bett gegangen war. Dass ich diesen Augenblick unachtsam war und die hohe Herrin und ihren Gast aus den Augen verlor, sollte sich bald als unverzeihlicher Fehler herausstellen.
    Bevor ich nun also in meiner einsamen Gesindekammer einschlief, wandte ich mich wie immer an Gott. Ich wandte mich stets an den Vater, weil es der Vater war, den ich jetzt am nötigsten brauchte. Ich bat ihn um Verzeihung, dass ich für mich selbst bitten wollte: um eine glückliche Geburt für mein Kind. Des Tages war ich für andere da, ununterbrochen, jetzt

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