Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
dass Sie wissen, was Ihr Gegenüber wirklich fühlt und denkt. Am Tag meiner, Andys, Hochzeit sagte der Rabbi immer wieder zu meiner Braut und mir: »Setzt nie voraus, dass ihr wisst, was der andere denkt – fragt immer nach.« Am besten ist es wirklich, seine Annahmen stets mit einer Nachfrage abzusichern. Sie könnten es zum Beispiel so machen: »Also, John, wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie Folgendes: … Würden Sie das auch so sehen?« Wenn John nicht zustimmt, wird er dankbar für die Gelegenheit sein, noch einmal deutlich zu sagen, was er gemeint hat.
Die sozialen Regeln des Engagements:Ärger funktioniert nie
Was passiert, wenn Menschen nicht miteinander kooperieren, und wie reagiert das Gehirn, wenn uns jemand unfair behandelt oder unsere Großzügigkeit ausnutzt? Wir reagieren dann mit einem wohldokumentierten biologischen Prozess, der als »altruistische Bestrafung« bezeichnet wird. Wie sich herausgestellt hat, ist das menschliche Gehirn darauf ausgelegt, Bestrafungen zu initiieren, sowie jemand eine soziale Übereinkunft bricht oder sich auf eine Weise verhält, die wir für sozial unverantwortlich halten. 30
Aber es gibt ein Problem: Die Schuldigen mögen es nicht, bestraft zu werden, und sind sich oft gar keines Vertrauensbruchs bewusst. Wenn man dem Betreffenden Vorwürfe macht, wird er eine ablehnende Haltung entwickeln, die Möglichkeit der Kooperation schwindet, und Sie riskieren eine Vergeltung. 31 Wenn Sie aber nichts sagen, dauert das unangemessene Verhalten an. Zeigt Ihre Stimme auch nur die geringste Andeutung von Missachtung oder Sarkasmus, wird das vom anderen als feindseliges Verhalten interpretiert. Das Ergebnis: unbefriedigende und instabile Beziehungen. 32
Bei persönlichen Beziehungen führt Bestrafung – ob als Verärgerung, Kritik oder Urteil – selten zum Erfolg. Die Reaktion des Gehirns auf Enttäuschung scheint allerdings festgelegt zu sein. Wenn wir nicht bekommen, was wir möchten – selbst wenn die Erwartung unrealistisch war –, dann wird das »Ärgerzentrum« des Gehirns stimuliert. Wird unser Verlangen enttäuscht und die erhoffte Belohnung verschoben, wird ebenfalls das Ärgerzentrum stimuliert. Wenn wir es eilig haben und der Autofahrer vor uns trödelt, werden wir ärgerlich, weil unser selbstsüchtiges Verlangen nicht erfüllt wird.
Die beste Lösung, die wir für diesen Kreislauf kennen, ist die Unterbrechung der Negativität durch einen Gedanken, der Mitgefühl mit Ihnen selbst, der Situation und den anderen Beteiligten ausdrückt. Die Forschungsergebnisse sind eindeutig: Indem wir demjenigen, der nach unserem Empfinden zu weit gegangen ist, einen freundlichen Gedanken senden, steigern wir psychisch unser Gefühl sozialer Verbundenheit und stärken die neurologischen Schaltkreise für Empathie und Kooperation. 33
Forscher des Evolutionsdynamik-Programms der Harvard University haben herausgefunden, dass Menschen, die am wenigsten zu Bestrafungen greifen, am ehesten mit Kooperation und mit einer Steigerung ihrer finanziellen Vorteile rechnen können. Sie sagen geradeheraus: »Sieger bestrafen nicht … Verlierer bestrafen und gehen unter.« 34
Machtspiele funktionieren nicht
Den Vereinten Nationen zufolge ist Kooperation, nicht Macht der Schlüssel zur Konfliktlösung. Versucht eine Partei, der anderen ihre Grundwerte aufzuzwingen, eskaliert der Konflikt. Wenn ein Streit durch Zwang beigelegt wird, sind beide Parteien mit dem Ergebnis 35 weniger zufrieden.
Forschungen am Department of Neurobiology and Behavior der Cornell University in Ithaca/New York haben ergeben, dass Sie noch mehr tun können, um Ihre Chancen auf stärkere kooperative Beziehungen zu Hause und am Arbeitsplatz zu verbessern: Seien Sie großzügiger. 36 Großzügiges Verhalten sendet ein spezifisches Signal an die Gehirne Ihrer Mitmenschen und sagt ihnen, dass Sie ihnen nichts Böses wollen. Wenn der Druck aus einem Konflikt genommen wird, verringert sich durch diese Deeskalation die Gefahr eines wütenden Gegenschlags, und es wird die Möglichkeit einer Wiederaufnahme des kooperativen Verhaltens geschaffen.
Mit anderen Worten, Freundlichkeit gegenüber Menschen, die unfreundlich zu Ihnen sind, erweicht ihr Herz und besänftigt ihr ärgerliches Gehirn. Wenn also das nächste Mal jemand hinter Ihnen zu dicht auffährt, auf die Hupe drückt und ärgerlich mit den Händen wedelt, machen Sie die Überholspur einfach frei. Dadurch haben Sie ein wenig Respekt gezeigt, und vielleicht tut
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