Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
integrativen, kooperativen Organismus schaffe. Anders als Pflanzen und die meisten anderen Lebewesen kann allein der Mensch allerdings den Grad an Kooperation bewusst ändern, indem er seine Kommunikationsmethode entsprechend wählt.
Menschliche Zusammenarbeit undneuronale Resonanz
Kommunikation besteht, auf das Wesentliche beschränkt, aus der akkuraten Informationsübertragung von einem Gehirn zum anderen. Der Prozess, mit dem dies geschieht, heißt neuronale Resonanz, und je besser wir die neuronale Aktivität im Gehirn unseres Gegenübers spiegeln können, desto eher können wir mit ihm kooperieren. Wenn wir Mimik, Gestik und Tonfall unseres Gesprächspartners genau beobachten, wird sich unser Gehirn parallel zu seinem ausrichten, und dadurch verstehen wir eindeutiger, was unser Gegenüber denkt, fühlt und glaubt.
Forscher am Social Brain Laboratory in den Niederlanden demonstrierten dies an Paaren, die sie Scharade spielen ließen. Einer der Partner wurde in einen funktionellen Magnetresonanztomografen (fMRT) gelegt und bekam ein Wort auf dem Bildschirm gezeigt. Der Betreffende beschrieb den Begriff dann mit Handzeichen, die dem anderen Partner, ebenfalls unter dem Scanner, danach in einem Film gezeigt wurden. Der zweite Partner musste dann versuchen, das Wort zu erraten. Ergebnis? Bei Sender und Empfänger wurden jeweils ähnliche Hirnareale stimuliert, wenn der Empfänger richtig riet, besonders die Areale für Spracherkennung und Sprechen. 9
Daraus ergeben sich mehrere wichtige Schlussfolgerungen: Wörter können durch spezifische Gesten übertragen werden, und die Geste wie das Wort selbst stimulieren ähnliche Hirnareale – Areale, die mit Sprachverständnis befasst sind. Forscher am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig berichten: »Handzeichen mit symbolischer Bedeutung werden oft erfolgreicher als Wörter zur Übermittlung einer Absicht eingesetzt.« 10
Am wichtigsten ist, dass diese Studien bestätigen, was wir über neuronale Resonanz gesagt haben: Wenn man wirklich verstehen möchte, was der Gesprächspartner sagt, dann muss man ihm so genau wie möglich zuhören und ihn intensiv beobachten. Ansonsten spiegelt das eigene Gehirn seines nicht. Wenn wir in unserem Gehirn nicht simulieren, was unser Visavis denkt und fühlt, können wir nicht mit ihm kooperieren.
Hilfreich für optimale Kooperation ist auch eine Übereinstimmung der Grundannahmen. Wenn sie nicht kongruieren, müssen die Beteiligten zuerst eine Gesprächsbasis herstellen, indem sie sich auf ein gemeinsames Ziel einigen, das beiden so weit wie möglich entgegenkommt. Wenn eine solche Basis nicht erreicht wird, bricht die Kommunikation zusammen, und alle Hoffnung auf Zusammenarbeit war vergebens. Wie Forscher der Universität Genf gezeigt haben, werden die Kooperationssysteme des Gehirns stimuliert, wenn die persönlichen Ziele der Gesprächspartner übereinstimmen. 11
Der Strategien der Mitfühlenden Kommunikation sollen neuronale Resonanz zwischen den Gesprächspartnern schaffen. Und beginnt man ein Gespräch mit der Absicht eines fairen Austauschs, so werden die Kooperationsschaltkreise des Gehirns stimuliert. Neueste Forschungsergebnisse zeigen außerdem, dass man die neuronale Resonanz umso mehr steigert, je mehr man den Kommunikationsstil des Gegenübers nachahmt oder spiegelt, was zu mehr Empathie, Kooperation und Vertrauen führt. 12
Weitere Forschungen deuten darauf hin, dass es sozial ansteckend wirkt, wenn man sich in einen kooperativen, empathischen Geisteszustand versetzt, der sich dann bei Ihnen zu Hause, am Arbeitsplatz und selbst in der Gemeinde wie ein Virus ausbreitet. 13 So können wir Menschen in Übereinstimmung mit unseren Werten und Zielen bringen, indem wir nonverbal Mitgefühl ausstrahlen. Natürlich gibt es auch andere Methoden, um die Kooperation zu sichern, zum Beispiel Zwang. Hier sind die Risiken allerdings größer, weil der Widerwille des Gegenübers sich schnell so weit aufstaut, dass er große Opfer bringt, um dem Zwang zu entkommen. Wir sehen das heute überall in der Welt: Unterdrückte Gesellschaften verlangen Gleichheit, Fairness und Gerechtigkeit von jenen, die mit unangemessener Selbstsucht und Gier handeln. In diesen Szenarien haben neuronale und kognitive Dissonanz sich so weit verstärkt, dass die Menschen nicht mehr passiv bleiben können. 14 Selbst kleine Diskrepanzen zwischen persönlichen Werten und Zielen können den Kommunikationsprozess torpedieren,
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