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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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nicht lange zu suchen«, sagte Michael, »aber Detective O’Connor tut nichts lieber, als Arschtritte auszuteilen. «
    Lulana sagte zu Carson: »Auch wenn ich es nicht gern sage, Missy, aber in genau dem Ruf stehen Sie.«
    »Heute ist mir nicht danach«, beteuerte ihr Carson. »Wir sind gekommen, weil wir Aubrey um einen Gefallen bitten wollten, wenn Sie uns jetzt bitte anmelden würden. Wir haben ihm nichts vorzuwerfen.«
    Lulana musterte sie ernst. »Der Herr hat mir ein ausgezeichnetes Gespür dafür gegeben, ob Leute Scheiße reden, und im Moment schrillt der Lügendetektor nicht. Es spricht für Sie, dass Sie nicht mit Ihrem Abzeichen gewedelt haben. Und ›bitte‹ haben Sie auch gesagt.«
    »Auf mein Drängen hin«, sagte Michael, »hat Detective O’Connor einen Abendkurs in gutem Benehmen belegt.«
    »Er ist ein Schwachkopf«, sagte Lulana zu Carson.
    »Ja, das weiß ich selbst.«
    »Nachdem sie ihr Leben lang mit den Fingern gegessen hat«, sagte Michael, »hat sie nach bemerkenswert kurzer Zeit den Gebrauch einer Gabel gemeistert.«
    »Du bist ein Schwachkopf, Kindchen«, sagte Lulana zu ihm, »und nur Gott weiß, weshalb, aber aus irgendwelchen Gründen mag ich dich nun mal, auch wenn es mir nicht passt.« Sie trat von der Schwelle zurück. »Wischt euch die Füße ab und kommt rein.«
    Die Eingangshalle war in einem Farbton gestrichen, den man nur als Apricot bezeichnen konnte, mit weißen Sockelleisten und verschnörkeltem weißem Stuck an der Decke. Der weiße Marmorboden mit den eingelegten schwarzen Rauten war derart auf Hochglanz poliert, dass er nass wirkte.
    »Hat Aubrey Jesus schon gefunden?«, fragte Carson.
    Während sie die Haustür schloss, erwiderte Lulana: »Der Mister hat seinen Herrn noch nicht bereitwillig angenommen,
nein, das nicht, aber es freut mich, immerhin sagen zu können, dass er den Blickkontakt zu Ihm hergestellt hat.«
    Lulana wurde zwar nur dafür bezahlt, als Dienstmädchen für ihn zu arbeiten, doch sie erfüllte zusätzlich auch noch die Funktion einer spirituellen Beraterin ihres Arbeitgebers, dessen Vorleben sie kannte und um dessen Seele sie bangte.
    »Der Mister arbeitet im Garten«, sagte sie. »Ihr könntet im Wohnzimmer auf ihn warten, oder ihr gesellt euch zwischen den Rosen zu ihm.«
    »Unbedingt zwischen den Rosen«, sagte Michael.
    In der riesigen Küche am hinteren Ende des Hauses sang Lulanas ältere Schwester Evangeline Antoine leise »His Lamp Will Overcome All Darkness«, während sie Teig in eine Kuchenform drückte.
    Evangeline diente Aubrey als Köchin und auch als Amenchor für Lulanas unermüdliche Bemühungen, seine Seele zu retten. Sie war größer als ihre Schwester, und sie war dünn, doch ihre lebhaften Augen und ihr Lächeln ließen die Verwandtschaft deutlich erkennen.
    »Detective Maddison«, sagte Evangeline, »ich bin ja so froh, dass Sie noch nicht tot sind.«
    »Ich auch«, sagte er. »Was für ein Kuchen wird das?«
    »Pralinézimtcreme mit einer Kruste aus gerösteten Pekannüssen. «
    »Also, wenn das keinen vierfachen Bypass wert ist.«
    »Cholesterin«, teilte Lulana ihm mit, »haftet nicht, wenn man die richtige Einstellung dazu hat.«
    Sie führte die beiden durch die Hintertür auf die Veranda hinter dem Haus, wo Moses Bienvenu, Aubreys Chauffeur und Faktotum, gerade das wunderschön gedrechselte weiße Treppengeländer unter dem schwarzen Handlauf strich.
    Er sagte strahlend: »Detective O’Connor, es überrascht mich, zu sehen, dass Sie Mr Michael noch nicht erschossen haben.«

    »Ich kann gut zielen«, versicherte sie ihm, »aber er weicht geschickt aus.«
    Moses war gut gepolstert, aber nicht fett, ein stämmiger Riese mit Händen, die so groß wie Essteller waren. Er diente als Diakon in der Kirche und sang im selben Gospelchor wie seine Schwestern Lulana und Evangeline.
    »Sie wollen den Mister sprechen, aber sie haben nicht vor, ihm Ärger zu machen«, sagte Lulana zu ihrem Bruder. »Falls es allerdings so aussieht, als wollten sie ihm doch noch Ärger machen, packst du sie einfach am Kragen und setzt sie auf die Straße.«
    Als Lulana wieder ins Haus ging, sagte Moses: »Ihr habt ja gehört, was Lulana gesagt hat. Ihr mögt zwar Polizeibeamte sein, aber hier ist sie das Gesetz. Das irdische und das himmlische Gesetz. Ich wäre euch also sehr verbunden, wenn ihr mir die Notwendigkeit ersparen würdet, euch am Kragen rauszutragen. «
    »Falls wir außer Kontrolle geraten sollten«, sagte Michael, »werden wir uns

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