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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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aus autistisch. Randal hat sein Leiden von Victor zugefügt bekommen. Dennoch sind er und Arnie Leidensgenossen.
    Auf dem Zeitungsfoto war der zwölfjährige Arnie gemeinsam mit seiner Schwester auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der Autismusforschung zu sehen. Arnie hat gelächelt. Er sah glücklich aus.
    Während seines viermonatigen Lebens in den Händen der Barmherzigkeit ist Randal nie glücklich gewesen. Die Angst nagt in jeder einzelnen Minute jedes einzelnen Tages an ihm, manchmal intensiver als in anderen Momenten, aber sie ist stets dabei zu knabbern und zu kauen. Er führt ein elendes Dasein.
    Er hat sich nie ausgemalt, Glück könnte möglich sein – bis er Arnies Lächeln gesehen hat. Arnie weiß etwas, was Randal nicht weiß. Der autistische Arnie kennt einen Grund dafür, zu lächeln. Vielleicht sogar viele Gründe.
    Sie sind Brüder. Leidensgenossen. Arnie wird seinen Bruder Randal in sein Geheimnis einweihen.
    Sollte Arnie sich jedoch weigern, es mit ihm zu teilen, dann wird Randal ihm das Geheimnis entreißen . Auf die eine oder andere Weise wird er es an sich bringen. Um in den Besitz dieses Geheimnisses zu gelangen, wird er töten.
    Wenn die Welt jenseits des Gitterwerks nicht so grell wäre, nicht von Anblicken und Bewegung überladen, würde Randal
sechs sich schlicht und einfach unter dem Haus hinausschlängeln. Er würde das Haus durch eine Tür oder ein Fenster betreten und sich holen, was er braucht.
    Aber nach der weiten Wegstrecke von der Barmherzigkeit , erschwert durch die Zerreißprobe des Gewitters, kann er derart viele Sinneseindrücke nicht ertragen. Er muss einen Weg finden, der vom Kriechraum ins Haus führt.
    Zweifellos gelangen die Spinnen häufig auf diesem Weg ins Haus. Er wird eine Spinne sein. Er wird kriechen. Er wird einen Weg finden.

14
    Nicholas Frigg lief über die Erdwälle, die sich zwischen den Seen aus Abfällen wanden und um sie herumführten. Er war der Verwalter der Mülldeponie und Herr über alles, worauf sein Blick fiel.
    Über seiner Jeans trug er Gummistiefel, die ihm bis über die Oberschenkel reichten und mit Riemen an seinem Gürtel festgeschnallt waren. In dieser sengenden Hitze lief er mit nacktem Oberkörper und ohne Hut herum und ließ sich von der Sonne so braun rösten wie eine Brotkruste im Backofen.
    Melanome waren für ihn kein Grund zur Sorge. Er gehörte der Neuen Rasse an, und Krebs konnte ihm nichts anhaben.
    Die bösartigen Geschwüre, die an ihm fraßen, waren Entfremdung, Einsamkeit und ein akutes Bewusstsein seiner Versklavung.
    In diesen höher gelegenen Landstrich ein gutes Stück nordöstlich vom Lake Pontchartrain gelangten die Abfälle aus New Orleans und anderen Städten an sieben Tagen in der Woche
mittels einer endlosen Karawane von Sattelschleppern mit Stoßhebern, die zusammengepresste Blöcke Müll in die dampfenden Gruben der Deponie kippten.
    Misanthropen und Zyniker könnten fordern, jede Großstadt, sei es nun New Orleans oder Paris oder Tokio, sollte bei der Definition ihres Unrats auch die miesesten Exemplare der Menschheit berücksichtigen, die durch die Straßen der jeweiligen Stadt liefen.
    Und natürlich zählten zum Mythenschatz jeder Großstadt Geschichten, in denen behauptet wurde, die Mafia entledigte sich ihrer Zeugen und anderer Ärgernisse in Abfallgruben, deren Arbeiter Mitglieder von Gewerkschaften waren, die von der Mafia kontrolliert wurden.
    Die faulenden Tiefen der Mülldeponie Crosswoods enthielten tatsächlich Tausende von Leichen, von denen viele menschlich gewirkt hatten, als sie im Lauf der Jahre heimlich hier beerdigt worden waren. Manche waren tatsächlich menschlich gewesen, nämlich die Kadaver derer, die durch Replikanten ersetzt worden waren.
    Bei den anderen handelte es sich um misslungene Experimente – von denen einige überhaupt nichts Menschliches an sich hatten – oder um Angehörige der Neuen Rasse, die aus zahllosen Gründen ausgeschaltet worden waren. Vier Erikas lagen in diesen Abfallgruben begraben.
    Sämtliche Mitarbeiter der Mülldeponie waren Angehörige der Neuen Rasse. Sie hatten sich vor Nick Frigg zu verantworten, und er wurde von seinem Schöpfer zur Rechenschaft gezogen.
    Crosswoods gehörte einer Firma in Nevada, die ihrerseits im Besitz einer Holdinggesellschaft auf den Bahamas war. Diese wiederum war eine Kapitalanlage eines Trusts mit Sitz in der Schweiz.
    Die Begünstigten dieses Treuhandvermögens waren drei australische Staatsbürger, die in New

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