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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Leute die toten Menschen und die Schiefgegangenen in die Westgrube tragen. Mit einem Ritual, das im Lauf der Jahre allmählich immer mehr ausgeschmückt worden war, würde man sie in diesem Morast aus Müll begraben.
    Obwohl diese nächtlichen Begräbnisse in der letzten Zeit immer häufiger vorkamen, fand Nick sie immer noch spannend. Ihm war es verboten, sich selbst umzubringen, und Angehörige der Alten Rasse durfte er erst abschlachten, wenn der Tag gekommen war, an dem Victor zum Letzten Krieg aufrief. Nick liebte den Tod, aber er konnte ihn weder für sich selbst haben noch ihn anderen zufügen. Aber in der Zwischenzeit konnte er immerhin durch das Meer aus Müll und Schmutz waten und die Toten in stinkende Löcher stoßen, wo sie erst aufquellen und sich dann zersetzen würden, berauscht von den Dämpfen der Verwesung – eine der zusätzlichen Vergünstigungen, die sein Job mit sich brachte, und ihm die liebste von allen.
    Am Morgen würden sie die eintreffenden Sattelschlepper dutzendweise zur Westgrube lotsen, und die Fuhren, die sie dort abluden, würden über diesen neuen Gräbern verteilt werden wie die oberste Lage eines Tiramisus.

    Als Nick über die Grube im Westen blickte und den Sonnenuntergang herbeisehnte, erhob sich ein Schwarm von fetten, schillernden Krähen, die im Abfall Futter gesucht hatten, urplötzlich in die Luft. Die Vögel stoben auf, als seien sie alle miteinander ein einziges Geschöpf, krächzten einstimmig, stießen zu ihm herab und schwangen sich dann zur Sonne auf.
    Etwa fünfzig Meter von dem Wall, auf dem er stand, zog sich über eine Breite von vielleicht sechs Metern ein Beben durch die zusammengepressten Abfälle, und dann schienen sie sich umzuwälzen, als kröche etwas darin herum. Vielleicht eine Horde Ratten, die dicht unter der Oberfläche durch die Gegend huschten.
    In den letzten Tagen hatten Mitarbeiter von Nick ein halbes Dutzend Mal ein rhythmisches Wogen und Pulsieren in beiden Gruben gemeldet, anders als das übliche Anheben und Absenken, das auf die Ausdehnung von Methaneinschlüssen zurückzuführen war, die dann plötzlich entwichen.
    Weit nach Mitternacht, vor kaum mehr als zwölf Stunden, waren aus der Ostgrube seltsame Laute aufgestiegen, die fast wie Stimmen klangen, wie gequälte Schreie. Mit Taschenlampen hatten sich Nick und seine Mannschaft auf die Suche nach der Quelle dieser Geräusche gemacht, die mehrfach ihre Richtung zu ändern schienen, dann jedoch verstummt waren, bevor ihr Ursprung ausfindig gemacht werden konnte.
    Jetzt ließ das Pulsieren der Abfälle nach, und sie lagen wieder still da. Ratten. Mit Sicherheit Ratten.
    Trotzdem war Nick neugierig geworden und stieg auf der abschüssigen Seite des Erdwalls hinab in die Westgrube.

15
    Aubrey Picou hatte sich nach einer langen Laufbahn als Verbrecher zur Ruhe gesetzt, um mehr Zeit für die Gartenarbeit zu haben.
    Er lebte in einer schattigen, von Eichen gesäumten Straße mitten in der Stadt. Die dekorativen schmiedeeisernen Verzierungen an Zaun und Balkongeländer seines historischen Hauses zählten selbst in einer Stadt, die mit diesen filigranen Arbeiten überladen war, zu den kunstvollsten.
    Auf der Veranda vor dem Haus, um die sich Trompetenblumen rankten und an der zahlreiche Körbe mit Farnsträuchern hingen, standen zwei Hollywoodschaukeln und weiße Korbschaukelstühle, aber hier im Schatten schien es nicht kühler zu sein als auf dem Gehweg zum Haus, auf den die Sonne brannte.
    Lulana St. John, das Dienstmädchen, öffnete ihnen die Tür. Sie war eine Schwarze in den Fünfzigern, und ihr Körperumfang war ebenso gewaltig wie ihre Persönlichkeit.
    Lulana richtete einen gnadenlos missbilligenden Blick auf Carson und bemühte sich, ein Lächeln zu unterdrücken, als sie Michael ansah. »Ich sehe zwei berühmte Staatsdiener vor mir stehen, die das Werk des Herrn tun, aber manchmal den Fehler machen, die Taktiken des Teufels anzuwenden.«
    »Wir sind zwei arme Sünder«, gestand Carson.
    »Der Gnade Gottes«, sagte Michael, »hat’s beliebt, mich armen Wicht zu retten.«
    »Kindchen«, sagte Lulana, »ich habe den Verdacht, du schmeichelst dir, wenn du dir tatsächlich einbildest, du seist errettet worden. Falls du hergekommen bist, um dem Mister Ärger zu machen, dann bitte ich dich, in dich zu gehen und den Teil von dir zu suchen, der ein friedliebender und versöhnlicher Sicherheitsbeamter sein möchte, dessen Anliegen es ist, die Öffentlichkeit zu schützen .«

    »Da brauche ich

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