Die Kreatur
jede Richtung.
Die Scharniere und der Riegel sind auf der anderen Seite und somit für ihn nicht erreichbar. Höchstwahrscheinlich öffnet sich die Tür nach oben, nach innen.
In der Nähe der Falltür, gleich neben der Gasleitung, die ins Haus führt, kommt eine biegsame Röhre von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser aus dem Haus heraus; sie schlängelt sich durch den Kriechraum. Das hintere Ende der Röhre führt durch eine Öffnung, die ordentlich in das Gitterwerk geschnitten und mit einem breiten Holzrand eingefasst ist.
Randal vermutet, dass es sich dabei entweder um den Lufteinlass oder um ein Sicherheitsventil für ein mit Gas betriebenes Heizsystem handelt.
Allem Anschein nach führt die Falltür in einen Heizungsraum. Ein Mechaniker könnte diese Bodenklappe benutzen, um sich im Falle einer Reparatur zwischen den Geräten über der Tür und den Leitungen unter dem Boden zu bewegen.
In dem Haus über ihm hält sich der autistische Arnie O’Connor auf, der zu einem bezaubernden Lächeln fähig ist. Arnie hat ein Geheimnis; er besitzt den Schlüssel zum Glück. Entweder der Junge wird sein Geheimnis preisgeben, oder Randal sechs wird es ihm entreißen.
Randal liegt auf dem Rücken, hat die Knie an die Brust gezogen und stemmt seine Füße gegen die Falltür. Da ihm daran gelegen ist, mit möglichst wenig Lärm ins Haus einzudringen, übt er sanften Druck aus, den er erst ganz allmählich verstärkt. Der Riegel und die Scharniere krächzen, als sie sich gegen ihre Halterungen stemmen.
Als ein besonders ausgelassener Song durch das Haus schallt und die Musik zu einem Crescendo anschwillt, verdoppelt er seine Anstrengungen, und mit dem Schnarren von Schrauben, die Holz zerreißen, und dem Schwirren von berstendem Metall springt die Falltür auf.
Bald wird er das Glück in seinen Besitz gebracht haben.
20
Nach dem Treffen mit Victor wollte Cindi ins Einkaufszentrum gehen, aber Benny wollte über Methoden der Enthauptung reden.
Laut Personalausweis waren Cindi und Benny Lovewell
achtundzwanzig beziehungsweise neunundzwanzig Jahre alt, obgleich sie in Wirklichkeit erst vor neunzehn Monaten ihren Tanks entstiegen waren.
Sie waren ein goldiges Paar oder, genauer gesagt, von vornherein als ein völlig unkompliziertes Paar gedacht gewesen.
Sie waren attraktiv und gut gekleidet, und jeder von beiden hatte ein betörendes Lächeln, eine melodische Stimme und ein einnehmendes Wesen. Sie waren höflich, ihr Gelächter war ansteckend, und im Allgemeinen verstanden sie sich mit jedem, der ihnen begegnete, auf Anhieb prächtig.
Cindi und Benny waren fabelhafte Tänzer, obwohl das Tanzen gar nicht ihre Lieblingsbeschäftigung war. Ihr größtes Vergnügen fanden sie darin, zu töten.
Den Angehörigen der Neuen Rasse war das Töten verboten, es sei denn, ihr Schöpfer befahl es ihnen ausdrücklich.
Wenn ein Angehöriger der Alten Rasse abgemurkst wurde, um durch einen Replikanten ersetzt zu werden, waren Cindis und Bennys die letzten lächelnden Gesichter, die diese Person jemals zu sehen bekam.
Aber auch diejenigen, für die kein Ersatz vorgesehen war, die jedoch in irgendeiner Weise eine Bedrohung für Victor darstellten – oder ihn beleidigt hatten –, würden zwangsläufig die Bekanntschaft der Lovewells machen.
Manchmal bahnten sich diese Begegnungen in einem Jazzclub oder in einer Kneipe an. Dem Opfer schien es, als seien neue Freundschaften geschlossen worden – bis am späteren Abend ein Händedruck zum Abschied oder ein Kuss auf die Wange, ehe man sich voneinander trennte, mit erstaunlicher Geschwindigkeit in ein gewaltsames Erdrosseln überging.
Andere Opfer dagegen hatten, wenn ihnen die Lovewells erstmals zu Gesicht kamen, gar nicht erst die Chance, sie kennen zu lernen. Ihnen blieb kaum noch Zeit, das strahlende Lächeln zu erwidern, bevor ihnen der Bauch aufgeschlitzt wurde.
An diesem drückend heißen Sommertag hatten sich die Lovewells gelangweilt, bevor sie in die Hände der Barmherzigkeit bestellt worden waren. Benny konnte gut mit Langeweile umgehen, aber Cindi ließ sich manchmal zu leichtsinnigen Taten hinreißen, wenn ihr langweilig war.
Nach dem Treffen mit Victor, der ihnen den Befehl erteilt hatte, die Detectives O’Connor und Maddison innerhalb von vierundzwanzig Stunden umzubringen, wollte Benny augenblicklich das Vorgehen planen. Er hoffte, es ließe sich so einrichten, dass sie Gelegenheit hatten, mindestens einen der beiden Bullen bei lebendigem Leibe zu
Weitere Kostenlose Bücher