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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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sich an ihre morgendlichen Aufgaben in der Suite des Hausherrn und seiner Frau zu machen. Als sie und Erika im Flur allein miteinander waren, sagte sie: »Mrs Helios, entschuldigen Sie, dass ich mich so unverblümt äußere, aber Sie dürfen in Gegenwart keines der Hausangestellten über Dinge reden, die ihr Privatleben mit Mr Helios betreffen. «
    Erika runzelte die Stirn: »Nein?«
    »Nein. Niemals.«
    »Warum nicht?«
    »Mrs Helios, gesellschaftliches Auftreten war doch gewiss ein Bestandteil der Downloads in Manieren und Etikette, die Sie erhalten haben.«
    »Ja, vermutlich schon. Ich meine, wenn Sie das sagen, dann sollte es wohl so gewesen sein.«
    »Ja, ganz eindeutig. Über Ihr Sexualleben sollten Sie mit niemand anderem als mit Mr Helios selbst reden.«
    »Die Sache ist die, dass er mich beim Sex mehrfach geschlagen hat, und einmal hat er mich sogar gebissen, und er hat mich mit grässlichen Beschimpfungen bedacht. Ich habe mich so sehr geschämt.«
    »Mrs Helios.«
    »Er ist ein guter Mensch, ein großartiger Mensch. Ich muss also einen furchtbaren Fehler gemacht haben, wenn ich ihn dazu gebracht habe, dass er mir wehtut, aber ich weiß nicht, womit ich ihn derart verärgert habe.«
    »Sie tun es schon wieder«, sagte Christine unwillig. »Sie reden über Privatangelegenheiten, die nur Sie und Mr Helios etwas angehen.«

    »Sie haben Recht, genau das tue ich. Aber wenn Sie mir dabei helfen könnten, zu verstehen, womit ich das Missfallen meines Mannes erregt habe, dann wäre das doch für uns beide gut, für mich und für Victor.«
    Christine sah ihr fest und unerschütterlich in die Augen. »Sie wissen doch, dass Sie die fünfte Erika sind, oder nicht?«
    »Doch. Und ich bin wild entschlossen, die letzte zu sein.«
    »Dann sollten Sie vielleicht besser nicht über Sex reden, nicht einmal mit ihm.«
    »Nicht einmal mit Victor? Aber wie finde ich dann heraus, warum er so unzufrieden mit mir war?«
    Christine richtete ihren scharfen Blick wie einen Punktstrahler auf sie, um ihn noch stechender zu machen. »Vielleicht war er gar nicht unzufrieden.«
    »Warum hat er mich dann geschlagen und an den Haaren gezogen und mich gekniffen und noch dazu in die …«
    »Sie tun es schon wieder.«
    Erika sagte frustriert: »Aber mit irgendjemandem muss ich doch darüber reden.«
    »Dann reden Sie am besten mit dem Spiegel, Mrs Helios. Das ist Ihr einziger Gesprächspartner, mit dem Sie gefahrlos über dieses Thema reden können.«
    »Und was sollte dabei Produktives herauskommen? Ein Spiegel ist ein seelenloses Objekt. Es sei denn, es handelt sich um einen Zauberspiegel wie in Schneewittchen und die sieben Zwerge .«
    »Wenn Sie sich selbst im Spiegel ansehen, Mrs Helios, dann fragen Sie sich, was Sie über Sadismus wissen.«
    Erika dachte über diesen Begriff nach. »Ich glaube, meine Programmierung umfasst kein Wissen zu diesem Thema.«
    »In dem Fall kann ich Ihnen nur raten, sich weiterzubilden … und zu ertragen, was Ihnen zugefügt wird. Wenn Sie sonst nichts mehr von mir wünschen, werde ich mich jetzt an meine übrigen Aufgaben machen.«

19
    Das leise Klappern der Tastatur unter Vicky Chous flinken Fingern, während sie einen Brief verfasste, war das einzige Geräusch, das den Sommernachmittag durchdrang. Jedes Mal wenn sie beim Tippen innehielt, erschien die Stille, die daraufhin einsetzte, fast so tief wie Taubheit.
    Ein leiser Hauch schwüler Luft ließ die zarten Gardinen am offenen Fenster flattern, erzeugte jedoch nicht das geringste Rascheln. Draußen war jedes Vogelzwitschern verstummt. Falls überhaupt Verkehr auf der Straße herrschte, zog er mit der stummen Anmut eines Geisterschiffs vorüber, das ohne Wind über ein spiegelglattes Meer segelt.
    Vicky Chou arbeitete zu Hause, als Phonotypistin medizinischer Fachtexte. Zu Hause war sie in Carson O’Connors Haus, wo sie freie Kost und Logis bekam und sich als Gegenleistung um Carsons Bruder Arnie kümmerte.
    Einige ihrer Freunde hielten das für eine sonderbare Abmachung und fanden, Vicky hätte ein schlechtes Geschäft ausgehandelt. In Wirklichkeit fühlte sie sich mehr als reichlich entlohnt, denn Carson hatte Vickys Schwester Liane davor bewahrt, eine lebenslängliche Gefängnisstrafe für ein Verbrechen abzusitzen, das sie nie begangen hatte.
    Mit ihren fünfundvierzig Jahren war Vicky seit fünf Jahren verwitwet, und da sie nie eigene Kinder gehabt hatte, brachte ihr Leben hier noch den zusätzlichen Vorteil mit sich, dass sie sich als Teil einer

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