Die Kreatur
ist der Name, mit dem man geboren wird.«
»Ich fahre jetzt an den Randstein, du kurbelst deine Scheibe runter und fragst jeden Fußgänger, den du willst, ob er schon mal einen Film mit Archie Leach gesehen hat. Dann wirst du ja sehen, wie viel der Name zählt, der auf der Geburtsurkunde steht.«
»Marilyn Monroe – in Wirklichkeit hieß sie Norma Jean Mortenson«, sagte er, »und genau das ist der Grund dafür, dass sie schon so jung an einer Überdosis gestorben ist.«
»Willst du mal wieder richtig unausstehlich sein?«
»Ich weiß, dass das im Allgemeinen dein Job ist«, sagte er. »Was ist mit Joan Crawford? Sie wurde als Lucille Le Sueur geboren, was erklärt, warum sie ihre Kinder mit Drahtkleiderbügeln geschlagen hat.«
»Cary Grant hat nie jemanden mit Kleiderbügeln geschlagen, und er hat ein famoses Leben geführt.«
»Ja, das schon, aber er war der größte Schauspieler der Filmgeschichte. Für ihn gelten die Regeln nicht. Victor und Frankenstein, das sind zwei super Namen, und er ist mit beiden
geboren. Ganz egal, was du sagst, aber mir wäre behaglicher zumute, wenn seine Mutter ihn Nancy genannt hätte.«
»Was tun die überhaupt?«, fragte Cindi ungeduldig, als sie wieder auf den Bildschirm am Armaturenbrett schaute, der die Straßenkarte zeigte.
Während Cindi fuhr, hatte Benny den Bildschirm ständig im Auge behalten. Jetzt sagte er: »An jeder Kreuzung biegt sie ab. Sie fährt im Zickzack und im Kreis herum wie eine blinde Ratte in einem Labyrinth.«
»Vielleicht wissen sie, dass sie verfolgt werden.«
»Sie können es nicht wissen«, sagte er. »Sie können uns nicht sehen.«
Da sie das Signal des Transponders, den Dooley heimlich unter der Motorhaube angebracht hatte, ständig auf dem Bildschirm hatten, brauchten die Lovewells die Limousine nicht im Auge zu behalten. Sie konnten sie ganz lässig etliche Straßenzüge vor sich herfahren lassen und den Detectives sogar in Parallelstraßen folgen.
»Ich weiß, wie ihr zumute ist«, sagte Cindi.
»Was soll das heißen?«
»Wie einer blinden Ratte in einem Labyrinth.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ihr so zumute ist. Was sie empfindet, weiß ich nicht. Ich sagte nur, dass sie so fährt.«
»Die meiste Zeit«, sagte Cindi, »komme ich mir auch so vor wie eine blinde Ratte in einem Labyrinth. Und sie ist kinderlos, wie ich.«
»Wer?«
»Detective O’Connor. Sie ist alt genug, um mindestens ein Dutzend Kinder zu haben, aber sie hat keine. Sie ist unfruchtbar. «
»Du kannst nicht wissen, ob sie unfruchtbar ist.«
»Ich weiß es aber.«
»Vielleicht will sie gar keine Kinder haben.«
»Sie ist eine Frau. Sie will Kinder.«
»Sie ist gerade wieder abgebogen, diesmal nach links.«
»Siehst du?«
»Was soll ich sehen?«
»Sie ist unfruchtbar.«
»Bloß weil sie nach links abgebogen ist, ist sie unfruchtbar? «
Cindi sagte feierlich: »Wie eine blinde Ratte in einem Labyrinth. «
Carson bog nach rechts in die Chartres Street ab und fuhr am Napoleon House mit seiner verblichenen Pracht vorbei. »Dass wir uns Victor bei Biovision vorknöpfen, scheidet von vornherein aus«, sagte sie. »Zu viele Leute, zu viele Zeugen, wahrscheinlich nicht alles nur Leute, die er selbst hergestellt hat.«
»Wir könnten ihn in seinem Wagen abknallen, auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Heimfahrt.«
»Auf offener Straße? Falls wir es schaffen sollten, ohne dabei selbst draufzugehen, will ich nicht gemeinsam mit all deinen früheren Freundinnen in einem Frauengefängnis landen. «
»Wir studieren seine Gewohnheiten«, sagte Michael, »und wir finden die Stelle, wo auf dieser Strecke am wenigsten los ist.«
»Uns bleibt keine Zeit mehr, um seine Gewohnheiten zu studieren«, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück. »Wir stehen bereits auf seiner Abschussliste. Und das ist uns beiden klar.«
»Was ist mit dem geheimen Labor, von dem wir gesprochen haben? Dem Ort, wo er seine Leute … erschafft.«
»Das müssten wir erst finden, und auch dafür bleibt uns keine Zeit mehr. Außerdem wird es noch besser gesichert sein als Fort Knox.«
»Die Sicherheitsvorkehrungen von Fort Knox werden wahrscheinlich
überschätzt. In Goldfinger haben die Bösewichte herausgefunden, wie man sie lahmlegt.«
»Wir sind keine Bösewichte«, sagte sie, »und dies ist kein Film. Am besten nehmen wir ihn uns in seinem Haus vor.«
»Das ist eine Villa, ein riesiger Kasten. Und da gibt es bestimmt viel Personal.«
»Wir müssen eine Bresche durch das Personal
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