Die Kreatur
und legte ihn auf den Tisch.
Der Yeti hatte immer noch beide Hände frei.
Godot öffnete den Koffer. Darin lagen zwei Urban Snipers mit seitlichen Patronenhaltern und Spezialhalftern. Die Läufe waren auf vierzehn Zoll abgesägt. Dazu gab es zwei Schachteln Patronen – Kugeln, kein Schrot, denn das war das Einzige, was die Sniper abfeuerte.
Carson sagte: »Sie sind eine prachtvolle Bezugsquelle, Mr Godot.«
»Meine Mutter hat sich so sehr gewünscht, ihr Sohn würde Prediger werden, und Daddy, möge seine Seele in Frieden ruhen, hat darauf gesetzt, dass ich Schweißer werde wie er, aber ich habe von ganzem Herzen dagegen aufbegehrt, ein armer Cajun zu sein, also habe ich gesehen, wie ich auf meine Fasson selig werde, und wohin ich es gebracht habe, seht ihr ja.«
Der zweite Koffer war kleiner als der erste. Er enthielt zwei Desert Eagles .50 Magnum mit einer Titan-Gold-Beschichtung. Zu den Waffen waren die Schachteln mit der gewünschten Munition gepackt und für jede Waffe zwei Ersatzmagazine.
»Seid ihr auch sicher, dass ihr auf den Rückstoß gefasst seid, den dieses Monster euch verpasst?«, fragte Godot.
Michael, der dicken Knarren nicht über den Weg traute,
sagte: »Nein, Sir, ich rechne fest damit, dass ich mich auf den Arsch setze.«
Godot sagte belustigt: »Die Dame macht mir Sorgen, Sohn, nicht Ihre stämmige Gestalt.«
»Die Eagle ist in ihrer Bedienung geschmeidig«, sagte Carson, »und sie hat weniger Rückstoß, als man meinen sollte. Sie knallt zwar ganz schön rein, das ist schon klar, aber ich bin ja auch nicht aus Pappe. Auf zehn Meter könnte ich alle neun Kugeln im Magazin zwischen Ihre Leisten und Ihre Kehle jagen, keine zu hoch und keine daneben.«
Diese Behauptung ließ den Yeti mit finsterem Blick vortreten.
»Ganz ruhig«, sagte Godot zu seinem Leibwächter. »Sie hat mir nicht gedroht. Das ist reine Angeberei.«
Carson klappte den Koffer mit den Pistolen zu und sagte: »Wollen Sie das Geld zählen?«
»So was Zähes ist mir schon seit einer ganzen Weile nicht mehr untergekommen, aber von ’ner Heiligen ist bei Ihnen auch was mit drin. Es wäre eine unschöne Überraschung, wenn sich herausstellen sollte, dass Sie mich auch nur um ’ne Kleinigkeit beschissen haben.«
Carson konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Es ist alles da, bis auf den letzten Dollar.«
»Mr Godot«, sagte Michael, »es war äußerst angenehm, Geschäfte mit Ihnen zu machen und dabei zu wissen, dass wir es mit richtigen Menschen zu tun haben.«
»Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie das sagen«, erwiderte Godot, »wirklich sehr freundlich. Und es klingt, als käme es von ganzem Herzen.«
»Das tut es auch«, sagte Michael. »Im Ernst.«
25
Randal sechs steht im beengten Heizungsraum im Erdgeschoss und lauscht Billy Joel, der in einem Zimmer im oberen Stockwerk singt.
Die Kammer misst etwa einen Meter achtzig auf gut zwei Meter. Der matte blaue Schimmer der Zündflamme und das schwache Licht, das unter der Tür durchsickert, genügen ihm bereits, um sich ein ungefähres Bild von dieser Räumlichkeit zu machen.
Endlich ist er doch noch ins Haus des lächelnden Autisten Arnie O’Connor gelangt. Das Geheimnis des Glücks ist in seine Reichweite gerückt.
Hier im behaglichen Dunkel wartet er, bis ein Song von dem nächsten abgelöst wird und dieser von dem darauffolgenden. Er kostet seinen Triumph aus. Er akklimatisiert sich in seiner neuen Umgebung. Er plant seinen nächsten Schritt.
Aber er fürchtet sich auch. Randal sechs ist noch nie zuvor in einem Privathaus gewesen. Bis zur vorletzten Nacht hat er sein Leben ausschließlich in den Händen der Barmherzigkeit verbracht. Zwischen dort und hier hat er einen Tag in einem Abfallcontainer verbracht, wo er sich versteckt gehalten hat, aber ein Abfallcontainer ist nicht dasselbe wie ein Haus.
Hinter der Tür dieser Kammer erwartet ihn ein Ort, der ihm so fremd ist, wie es jeder Planet in einer anderen Galaxis wäre.
Er mag das Vertraute. Er fürchtet das Neue. Er kann Veränderungen nicht leiden.
Wenn er diese Tür erst einmal öffnet und über die Schwelle tritt, wird alles, was vor ihm liegt, neu und fremdartig sein. Alles wird sich für immer verändern.
Während er zitternd im Dunkeln steht, glaubt Randal schon fast, sein Quartier in der Barmherzigkeit und sogar die qualvollen Experimente, die Vater ihm zugemutet hat, könnten dem vorzuziehen sein, was ihm jetzt bevorsteht.
Dennoch öffnet er nach drei weiteren Songs die Tür und
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