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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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starrt in den Raum dahinter, während seine beiden Herzen hämmern.
    Sonnenschein, der durch eine Milchglasscheibe dringt, wirft Licht auf zwei Maschinen, die er aus Anzeigen in Zeitschriften und seinen Nachforschungen im Internet kennt. Eine der Maschinen wäscht Kleidungsstücke. Die andere trocknet sie.
    Er riecht Bleichmittel und Waschpulver hinter den geschlossenen Türen des Hängeschranks über den Maschinen.
    Vor ihm liegt eine Waschküche. Eine Waschküche . In diesem Moment fällt ihm nichts anderes ein, was die süße Normalität des Alltags prägnanter hervorheben könnte als eine Waschküche.
    Mehr als alles andere wünscht sich Randal sechs ein normales Leben. Er will – und kann – nicht ein Angehöriger der Alten Rasse sein, aber er will so leben wie sie, ohne endlose Qualen und mit seiner kleinen Portion Glück.
    Eine Waschküche gesehen zu haben – diese Erfahrung ist genügend Fortschritt für einen Tag. Er zieht die Tür leise wieder zu und ist zufrieden mit sich, als er im dunklen Heizungsraum steht.
    Er durchlebt noch einmal den köstlichen Moment, als sein Blick zum ersten Mal auf die emaillierten Gehäuse der Waschmaschine und des Wäschetrockners gefallen ist und auf den großen Wäschekorb aus Plastik, der mit etwas gefüllt war, was etliche schmutzige, zerknitterte Kleidungsstücke sein könnten.
    Die Waschküche hat einen PVC-Boden, genauso wie sämtliche Flure und die meisten Räume in den Händen der Barmherzigkeit . Er hatte keine PVC-Fliesen erwartet. Er hatte angenommen, alles würde sich gewaltig von dem unterscheiden, was er bisher gekannt hat.
    Die PVC-Fliesen in der Barmherzigkeit sind grau mit grünen und rosa Sprenkeln. In der Waschküche sind sie gelb. Diese
zwei Arten von Fußbodenfliesen sind zwar einerseits verschieden, aber andererseits sind sie gleich.
    Während sich die Musik hoch oben im Haus mehrfach grundlegend verändert, wird Randal seine Furchtsamkeit allmählich peinlich. Durch eine Tür in die Waschküche der O’Connors zu lugen, das ist wohl doch keine Heldentat.
    Er macht sich etwas vor. Er erliegt seiner Agoraphobie und seinem autistischen Verlangen, Sinneseindrücke auf ein Minimum zu beschränken.
    Wenn er dieses qualvolle Tempo beibehält, wird er sechs Monate brauchen, um den Weg durch das Haus zurückzulegen und Arnie zu finden.
    Eine so ausgedehnte Zeitspanne kann er nicht in dem Kriechraum unter dem Gebäude verbringen. Es fängt schon damit an, dass er hungrig ist. Sein unübertrefflicher Körper ist eine Maschine, die viel Treibstoff verlangt.
    Randal macht es nichts aus, die Spinnen, Nagetiere, Regenwürmer und Schlagen zu essen, die er unter dem Haus finden könnte. Aber nach den Lebewesen zu urteilen, die ihm in seinen langen Stunden im Kriechraum bisher begegnet sind, enthält dieses kleine Schattenreich nicht einen Bruchteil der Beute, die er braucht, um bei Kräften zu bleiben.
    Er öffnet die Tür noch einmal.
    Die wunderbare Waschküche. Die ihn erwartet.
    Er tritt aus dem Heizungsraum heraus und schließt behutsam die Tür hinter sich. Er ist so fasziniert, dass ihm die Worte fehlen.
    Er ist noch nie über gelbe PVC-Fliesen gelaufen. Sie funktionieren genauso wie graue PVC-Fliesen. Seine Schuhsohlen erzeugen schwache Quietschlaute.
    Zwischen der Waschküche und der Küche steht eine Tür offen.
    Randal sechs bleibt staunend auf dieser neuen Schwelle stehen. Eine Küche ist alles, was er sich darunter vorgestellt hat,
und noch viel mehr als das! Ein Ort voller nützlicher Geräte und von überwältigendem Charme.
    Das Ambiente könnte ihn ohne weiteres trunken machen. Er muss nüchtern bleiben und auf der Hut sein, jederzeit bereit, den Rückzug anzutreten, falls er hören sollte, dass sich jemand nähert.
    Solange er Arnie nicht ausfindig gemacht und ihm das Geheimnis des Glücks abgerungen hat, möchte Randal jede Begegnung mit anderen vermeiden. Er ist nicht sicher, was passieren würde, wenn es zu einer solchen Begegnung käme, aber er hat das sichere Gefühl, die Folgen würden alles andere als erfreulich sein.
    Obwohl er darauf programmiert worden ist, autistisch zu sein, um Vaters Experimenten zu dienen, was ihn von anderen Angehörigen der Neuen Rasse unterscheidet, hat er einen großen Teil der Programmierung mit ihnen gemeinsam. So ist er beispielsweise zu einem Selbstmord nicht in der Lage.
    Es ist ihm auch nicht gestattet zu töten, es sei denn, sein Schöpfer hat ihm die Anweisung erteilt. Oder in Notwehr.
    Das Problem besteht

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