Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
Vom Netzwerk:
Anklängen an den ersten Kreuzzug. Aber es gibt keine klaren Hinweise auf eine Beteiligung des Papstes an der Planung dieser Kriege oder am Aufruf dazu, und höchstwahrscheinlich wurden sie von den weltlichen christlichen Herrschern auf der Iberischen Halbinsel initiiert und geführt. Die päpstliche Billigung dieser Unternehmungen, [235] die im April des Jahres 1148 erfolgte, hatte eher den Charakter einer nachträglichen Hinzufügung, mit der die Halbinsel unter das Dach der Kreuzzugsidee geholt werden sollte.
    Die moderne Forschung hat sich allzu bereitwillig von der Vorstellung leiten lassen, der zweite Kreuzzug sei ein Ausdruck der Fähigkeit des Papstes gewesen, sich an die Spitze der Kreuzzugsbewegung zu stellen und diese auszuweiten. In Wahrheit deuten die Ereignisse der späten 1140er-Jahre darauf hin, dass Eugen, Bernhard und die päpstliche Kurie noch immer damit rangen, diese Art kirchlich gerechtfertigter Kriegsführung zu lenken und nutzbar zu machen, während sie gleichzeitig damit beschäftigt waren, den Primat Roms innerhalb der lateinischen Christenheit durchzusetzen. 8
    DAS WERK DER KÖNIGE
    Der Beginn des zweiten Kreuzzugs war in einer weiteren Hinsicht etwas Besonderes. Bis dahin waren die Kreuzzugstruppen von prominenten Adligen ins Feld geführt worden – von Grafen, Herzögen und Fürsten –, die aus den oberen Rängen der lateinischen Gesellschaft stammten, doch bislang hatte noch kein König das Kreuz genommen. * Die Entscheidung Ludwigs VII. von Frankreich und des deutschen Königs Konrad III., dem Ruf zu den Waffen zu folgen, der von der päpstlichen Bulle ausging, markierte daher eine entscheidende Wende und fügte der Kreuzzugsidee eine gewaltige neue, folgenreiche Dimension hinzu. Die unmittelbaren Folgen waren beträchtlich. Die Anwerbungsaktivitäten erhielten neuen Auftrieb, zum Teil durch die machtvolle Ausstrahlung des königlichen Beistands und Vorbilds; außerdem löste die hierarchische Struktur der mittelalterlichen Gesellschaft eine Kettenreaktion bei den Anwerbungen aus. Die Beteiligung der Krone vermehrte auch die materiellen Ressourcen, die für die Sache des Kreuzes eingesetzt werden konnten, zumindest in einem gewissen Umfang. Erst kürzlich hatte es in Europa eine Serie von Missernten gegeben, so dass sogar Männer mit der Machtfülle eines Ludwig oder Konrad Schwierigkeiten hatten, den finanziellen Anforderungen [236] einer so langen und bindenden Unternehmung gerecht zu werden. Keinem von beiden scheint es möglich gewesen zu sein, allgemeine Steuern in seinem Reich zu erheben, stattdessen trieben sie von Städten und Kirchen Geld ein, doch auch das war nur teilweise erfolgreich, und der König von Frankreich befand sich bereits wenige Wochen nach seinem Aufbruch in finanziellen Nöten.
    Die Beteiligung der Könige forderte ihren Tribut. In der Vergangenheit war es den meisten Kreuzfahrern ein Anliegen gewesen, ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, bevor sie aufbrachen; aber die Bereiche, mit denen es ein König zu tun hat, der seinem Land für Monate, wenn nicht gar Jahre den Rücken kehrt, übertrafen das Ausmaß und die Dauer derartiger Vorbereitungen natürlich bei weitem. Im Jahr 1147 wurden Regenten ernannt, die den Thron hüten und die Geschäfte, von der öffentlichen Ordnung bis hin zur Wirtschaft, führen sollten: In Frankreich wurde Abt Suger von St. Denis gewählt, schon seit langem ein Verbündeter der Kapetinger und der Lehrer Ludwigs, als dieser noch ein Knabe war; in Deutschland wurde Konrads zehnjähriger Sohn Heinrich zum Erben ernannt, und die Verantwortung für das Königreich ging an Abt Wibald von Stablo und Corvey, einen führenden Mann der Kirche, über.
    Die Instabilität der europäischen Politik im Mittelalter brachte es außerdem mit sich, dass durch die Teilnahme der Krone am Kreuzzug das Potential für konfliktträchtige Gegensätze zwischen den einzelnen Truppenkontingenten erhöht wurde. Allein schon die Spannungen zwischen Nord- und Südfrankreich hatten ja bereits den ersten Kreuzzug an den Rand des Scheiterns gebracht. Noch hatte sich in den beiden Ländern kein ausgeprägtes Nationalbewusstsein entwickelt, doch machten sich im Jahr 1147 die Kreuzfahrer aus Frankreich und Deutschland in getrennten Heeren, angeführt von ihren Monarchen, auf den Weg ins Heilige Land. Alte Rivalitäten zwischen den Völkern und überkommenes Misstrauen gefährdeten das Unternehmen von Anfang an. Allerdings brachten die beiden Mächte zumindest

Weitere Kostenlose Bücher