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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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weiteres nachvollziehbar, erlaubte er es dem Kaiser doch, sich auf die lateinischen Truppen zu konzentrieren, die seinen Westgrenzen immer näherrückten. Als die Kreuzfahrer jedoch von der Abmachung erfuhren, sahen viele darin einen Akt des Verrats.
    Kaum hatten die Franken die Donau überschritten und das Imperium betreten, begannen auch schon die Probleme. Konrads großes, schwer zu kontrollierendes Heer marschierte undiszipliniert durch Philippopolis und Adrianopolis in südöstlicher Richtung; immer wieder kam es zu Plünderungen und Scharmützeln mit griechischen Truppen. In höchster Sorge um seine Hauptstadt schleuste Manuel die Deutschen so schnell er konnte über den Bosporus. Anfänglich bewegte sich das kleinere französische Kontingent disziplinierter voran, doch als die Franken vor Konstantinopel ihr Lager aufschlugen, wurden sie zunehmend aggressiver. Die Nachricht von Manuels Bündnis mit Masud stieß auf Entsetzen, Spott und abgrundtiefes Misstrauen. Gottfried, Bischof von [241] Langres, einer der führenden Kleriker des Kreuzzugs, schlug sogar einen Angriff auf Konstantinopel vor, was König Ludwig jedoch verwarf. Der Kaiser stellte den Kreuzfahrern Führer zur Verfügung, aber selbst deren Beistand scheint nur begrenzt gewesen zu sein.
    Da sie von byzantinischer Seite nicht mit Unterstützung rechnen konnten, war es für die Lateiner, als sie Kleinasien erreicht hatten, vor allem wichtig, ihre eigenen Kräfte gegen den Islam zu bündeln. Fatalerweise brach die Koordination zwischen den französischen und den deutschen Kontingenten im Herbst des Jahres 1147 zusammen. Konrad fasste Ende Oktober den unklugen Beschluss, ohne Ludwig vorzustoßen, und er brach von seinem Stützpunkt bei Nicäa in eine unwirtliche Wüstenlandschaft auf, in der die Griechen nur noch sporadisch präsent waren. Erneut hatte man die Absicht, auf den Spuren der ersten Kreuzfahrer vorzurücken, doch diesmal waren die Seldschuken Anatoliens besser vorbereitet als im Jahr 1097. Die deutschen Truppen, die auf die muslimischen Gefechtstaktiken nicht vorbereitet waren, hatten schnell genug von den ständigen quälenden Angriffen der türkischen, hochmobilen berittenen Bogenschützen. Als die Kreuzfahrer sich mühsam in Richtung Osten über Doryläum hinaus schleppten, als die Verluste immer größer und die Vorräte immer weniger wurden, beschlossen sie schließlich umzukehren. Bei ihrer Ankunft in Nicäa Anfang November waren Tausende gestorben, und sogar Konrad war verwundet worden. Die Kampfmoral war völlig am Boden. Viele deprimierte Überlebende hatten nur noch eines im Sinn: den Schaden zu begrenzen und sich auf den Rückweg nach Deutschland zu machen.
    Konrad schloss sich nun ernüchtert doch mit den Franzosen zusammen, die mittlerweile den Bosporus überquert hatten, und es wurde ein zweiter Vorstoß unternommen. Sie begaben sich auf einer anderen Route Richtung Süden zu der alten römischen Metropole Ephesus, wo der deutsche König krank wurde und gezwungen war, zurückzubleiben. Ende Dezember, durch Regen und Schnee, verließ Ludwig die Küste und führte sein Heer durch das Tal des Mäander ins anatolische Hochland. Zunächst konnte die militärische Disziplin aufrechterhalten werden, und die ersten seldschukischen Angriffswellen wurden abgewehrt, doch um den 6. Januar 1148 herum löste sich die Formation der Kreuzfahrer auf, als diese versuchten, die Barriere des Kadmos zu überwinden, und Opfer eines verheerenden türkischen Angriffs wurden. Es gab gravierende [242] Verluste; Ludwig selbst wurde eingekreist, und er konnte sich nur knapp retten, indem er sich auf einen Baum flüchtete. Diese Erfahrung erschütterte den König derartig, dass er nun die Templer, die sich seinem Heer in Frankreich angeschlossen hatten, darum bat, die Überlebenden unter scharfer Überwachung in Richtung Südosten zu dem griechischen Hafen Atalia (Antalya) zu führen – eine Entscheidung, die nicht nur die schlimme Notlage veranschaulicht, in der sich die Kreuzfahrer befanden, sondern auch zeigt, wie viel Prestige der Templerorden aufgrund seiner kriegerischen Fähigkeiten bereits genoss. Später schickte Ludwig einen Brief an den Abt von Saint-Denis, in dem er von diesen bitteren Tagen berichtet: »Ständig gerieten wir in den Hinterhalt irgendwelcher Banditen, hatten größte Schwierigkeiten, voranzukommen, und täglich mussten wir mit den Türken kämpfen [. . .]. Wir selbst befanden uns häufig in Lebensgefahr, doch dank der Gnade

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