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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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anfänglich deutlich ihren Willen zum Ausdruck, diszipliniert zusammenzuarbeiten und gemeinsam und in ständigem Einvernehmen vorzugehen. Ludwig traf am 2. Februar 1147 in Châlons-sur-Marne in der Anwesenheit Bernhards von Clairvaux mit Konrads Gefolgschaft zusammen, um die Vorbereitungen zu besprechen. In Étampes und Frankfurt wurden weitere, allerdings getrennte Versammlungen abgehalten.
    [237] Die Teilnahme der beiden Könige am Kreuzzug drohte das empfindliche diplomatische Gleichgewicht zu stören, das sich in der Mitte des 12. Jahrhunderts in Westeuropa etabliert hatte. Das galt insbesondere mit Blick auf Roger II. von Sizilien, das Haupt des mächtigen Königreichs der Normannen in Süditalien, das sich rasch zu einer Großmacht im Mittelmeerraum entwickelte. In den 1140er-Jahren bedrohte Rogers Expansionspolitik sowohl das Papsttum als auch Byzanz unmittelbar; beide zählten daher auf ihren deutschen Verbündeten und hofften, dass dieser sich dem sizilischen Expansionsdrang widersetzen werde. Doch Konrads Entscheidung, am Kreuzzug teilzunehmen, drohte dieses Abhängigkeitsgewebe zu zerreißen und Rom und Konstantinopel wehrlos zurückzulassen. Dass Ludwig VII. mit König Roger auf recht vertrautem Fuß stand, erfüllte Eugen III. mit Sorge und ließ bei den Griechen die Befürchtung aufkommen, Sizilien plane zusammen mit Frankreich eine Invasion. Manuel Komnenos, der damalige Herrscher von Byzanz, schickte Gesandte zu Ludwig VII. und Konrad III., die versuchen sollten, den Weg für eine friedliche Zusammenarbeit mit den Kreuzfahrern zu ebnen, doch konnte das die Zweifel des Kaisers nicht ausräumen; auch der Papst sah es wahrscheinlich nur höchst ungern, dass der Staufer Europa verließ.
    Die königliche Diplomatie hatte auch Auswirkungen auf die Route der Kreuzfahrer. Beim damaligen Stand der westlichen Schifffahrtstechnik war es kaum möglich, sämtliche Kreuzfahrer per Schiff in die Levante zu befördern. Das Angebot Rogers II., französische Truppen in den Osten zu transportieren, wurde letztlich wegen der Spannungen zwischen Sizilien und Byzanz abgelehnt. So nahm die große Masse der Kreuzfahrer wie beim ersten Kreuzzug die Route über Land in den Vorderen Orient, vorbei an Konstantinopel und quer durch Kleinasien. Das sollte schwerwiegende Konsequenzen haben.
    Auch eine weitere Frage war noch offen: Wie würde die Begegnung von zwei der mächtigsten Herrscher der Christenheit mit den Herrschern der Kreuzfahrerstaaten aussehen? Würden Ludwig und Konrad zulassen, dass ihnen ein Fürst von Antiochia, ein Graf von Edessa oder selbst ein König von Jerusalem Befehle gab? Oder würden sie ihre eigenen Ziele und Programme verfolgen?
    Die unmittelbaren oder kurzfristigen Auswirkungen der Teilnahme Ludwigs und Konrads am zweiten Kreuzzug waren zwar bemerkenswert, [238] doch wurden sie in den Schatten gestellt von der größeren historischen Bedeutung der Verquickung des Kreuzzugsgedankens mit dem mittelalterlichen Königtum. Beide Bereiche sollten in dieser engen, häufig aufreibenden Beziehung über die folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte entscheidend verwandelt werden. Outremer und die abendländischen Christen erwarteten von den Herrschern Europas, dass sie sich für das Kreuzzugsanliegen engagierten, doch spätere Unternehmungen, an denen sich lateinische Monarchen beteiligten, hatten mit den gleichen Möglichkeiten und Problemen zu tun – es standen zwar mehr Ressourcen zur Verfügung, die Teilnehmerzahlen waren höher, doch gleichzeitig wurde der Fortgang durch Uneinigkeit und den Mangel an gemeinsamen Zielen gelähmt und behindert. Kreuzzüge, an denen sich Könige beteiligten, waren zumeist sperrige Unternehmungen, die den Bedürfnissen der Herrscher im Vorderen Orient vielfach nur wenig entsprachen. Gleichzeitig begann das Ideal eines heiligen Krieges im gesamten lateinischen Westen das Bild des Königtums zu verändern. Der Einsatz für die Sache der Kreuzfahrer wurde zu einem Akt, der von einem christlichen Herrscher erwartet werden konnte, einer frommen Verpflichtung, die zwar die kriegerischen Fähigkeiten der Könige unter Beweis stellte, die aber auch neben den Regierungsgeschäften bewältigt werden musste. 9
    UNTERWEGS INS HEILIGE LAND
    Papst Eugen III., der sich in Rom mittlerweile wieder sicherer fühlen konnte, kam im Jahr 1147 zu Ostern nach Paris, um die letzten Vorbereitungen für den zweiten Kreuzzug zu begleiten. Auch eine Gruppe von rund 100 Tempelrittern stieß in jenem April zu

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