Die Kreuzzüge
nordfranzösische Adlige den Entschluss fassten, sich dem Zug anzuschließen, darunter die Grafen von Flandern, Blois, Champagne und Dreux. 11
Vor dem Hintergrund einer ständig anschwellenden Woge der Kreuzzugsbegeisterung verkündeten Heinrich II. und Philipp August öffentlich, dass sie entschlossen waren, im levantinischen heiligen Krieg zu kämpfen. Ob der eine König seine Bereitschaft zuerst erklärte und damit den anderen praktisch zwang, sich ihm anzuschließen, bleibt unklar. Fest steht, dass sich bis zum Ende der Zusammenkunft beide zur Kreuznahme verpflichtet hatten. Die Gleichzeitigkeit ist bezeichnend: Beide waren entschlossen, das eigene Handeln gänzlich von dem des anderen abhängig zu machen, und beide hatten gelobt, sich dem Kreuzzug in den Orient anzuschließen, doch es wurde schnell klar, dass keiner ohne den anderen aufbrechen würde; das wäre politischem Selbstmord gleichgekommen – brach der eine allein auf, dann war sein Reich schutzlos dem Übergriff des anderen, des verhassten Erzfeinds, ausgesetzt. Es war und blieb also absolut notwendig, koordiniert vorzugehen und gleichzeitig aufzubrechen, was den dritten Kreuzzug entscheidend prägte: Immer wieder kam es zu endlosen Verzögerungen, wenn der englische und der französische Monarch sich gegenseitig mit Argwohn und Misstrauen belauerten.
[412] Friedrich Barbarossa und der deutsche Kreuzzug
Friedrich Barbarossa, der deutsche Kaiser aus dem Geschlecht der Staufer, war im Jahr 1187 der älteste und erfahrenste Herrscher Europas. Mit einer Mischung unermüdlicher militärischer Aktivitäten und kluger Politik hatte er die notorisch aufmüpfigen deutschen Fürsten in einem bisher ungekannten Ausmaß einer Zentralgewalt unterworfen und vorteilhafte Übereinkünfte mit Norditalien und dem Papsttum ausgehandelt. Er war nun Mitte 60, herrschte über ein Reich, das sich von der Ostsee bis zur Adria und zum Mittelmeer erstreckte. Was Reichtum, militärische Ressourcen und internationales Ansehen anging, stellte er mit seiner Macht die Anjou und die Kapetinger weit in den Schatten. Es war daher unvermeidlich, dass er in den Augen der meisten Zeitgenossen für eine führende Rolle im dritten Kreuzzug geradezu prädestiniert war.
Der erste Ruf zu den Waffen fand im Rahmen von Friedrichs Winterhof in Straßburg im Jahr 1187 statt. Damit war ein Zustrom eifriger Rekruten garantiert; der Kaiser jedoch wartete den richtigen Moment noch ab, er wollte zuerst einen Überblick über die Reaktion seiner Landsleute gewinnen, bevor er dann bei einer zweiten großen Versammlung in Mainz am 27. März 1188 ebenfalls das Kreuz nahm und seine feste Absicht kundtun ließ, binnen eines Jahres aufzubrechen. Anschließend machte er sich schnell und gründlich an die Vorbereitungen: Er schickte seinen politischen Feind Heinrich den Löwen ins Exil; er ließ seinen ältesten Sohn, Heinrich VI., in Deutschland als designierten Erben zurück, während er seinen zweiten Sohn, Friedrich von Schwaben, auf den Kreuzzug mitnahm. Er bündelte seine eigenen finanziellen Ressourcen in einer wohlgefüllten kaiserlichen Kriegskasse; die Verantwortung für die Finanzierung des Feldzugs wurde jedoch auch auf die einzelnen Kreuzfahrer übertragen, jeder Teilnehmer musste selbst Geld mit in den Orient nehmen.
Einige deutsche Kreuzfahrer begaben sich zu Schiff in die Levante – darunter die Kölner, die Friesen und wahrscheinlich die Truppen unter Herzog Leopold V. von Österreich –; Friedrich jedoch beschloss, die große Mehrheit des Heeres auf dem Landweg zu führen, den schon die Vorgänger genommen hatten. In der Hoffnung, die Reise in den Orient zu erleichtern, knüpfte er diplomatische Kontakte zu Ungarn, Byzanz, ja [413] sogar zu dem muslimischen Herrscher über das seldschukische Anatolien, Kilidsch Arslan II. Am 11. Mai 1189, also nur wenig später als angekündigt, brach er von Regensburg aus an der Spitze eines riesigen Heeres auf: Es umfasste elf Bischöfe, ungefähr 28 Grafen, rund 4000 Ritter und einige zehntausend Fußsoldaten.
Die deutschen Kreuzfahrer kamen auf ihrer Reise gut voran, bis sie Ende Juni in Byzanz anlangten. Kaiser Isaak II. Angelos hatte sich geweigert, Friedrichs Verhandlungsangebote um sichere Durchreise durch griechisches Gebiet anzunehmen. Er hatte bereits ein Abkommen mit Saladin geschlossen, in dem er versprach, den Vormarsch der Kreuzfahrer zu behindern, und er fühlte sich außerdem durch die Verhandlungen des Deutschen mit Kilidsch Arslan
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