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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Man nannte diese Steuer den »Saladin-Zehnten«, und es handelte sich um eine Abgabe von 10 Prozent auf alles bewegliche Vermögen; sie musste von jedem bezahlt werden, widrigenfalls drohte die Exkommunikation. Mitglieder des Templer- und des Johanniterordens halfen beim Eintreiben der Steuer.
    Bei denen, die sich nicht den Kreuzfahrern anschlossen, stieß diese neue Steuer auf empörte Ablehnung, und von weltlicher wie auch von kirchlicher Seite wurde wortreich Einspruch erhoben. Im angevinischen Reich jedoch funktionierte die Besteuerung. Vor seinem Tod war es Heinrich II. gelungen, rund 100 000 Mark einzuziehen. Richard intensivierte die Eintreibungsmaßnahmen dann noch und weitete sie aus. Ein Zeitgenosse berichtet, dass er »alles zum Verkauf anbot, was er hatte, Kronämter, Herrschaftsgebiete, Grafschaften, Gerichtsbezirke, Burgen, Städte, Ländereien, alles«. Es wird sogar berichtet, er habe gescherzt, dass er, wenn er könnte, sogar London verkaufen würde. 14
    Die Riesenmenge an eingetriebenem Geld hatte direkten Einfluss auf den Verlauf des dritten Kreuzzugs. Teilweise lag das daran, dass von Richard wie auch von Philipp August erwartet wurde, dass sie ihren Soldaten Sold für die Dauer des Feldzugs bezahlten; ein verlässlicher Geldnachschub hatte also unmittelbaren Einfluss auf Durchhaltewillen und kämpferischen Einsatz. Richard griff außerdem bereits vor dem Aufbruch vorsorglich auf seine Steuereinnahmen zurück, um die Logistik zu beschaffen. Dank der außerordentlich peniblen englischen Buchhaltung können wir heute diese Vorbereitungen in allen Einzelheiten rekonstruieren. Im Finanzjahr (gerechnet ab Michaeli, dem 29. September) 1189/1190 gab Richard rund 14 000 Pfund aus – was mehr als der Hälfte dessen entsprach, was die Krone an jährlichem Einkommen aus ganz England erhielt. Man weiß, dass Richard im königlichen Forest of Dean and Hampshire 60 000 Hufeisen bestellte, 14 000 geräucherte Schweine, Unmengen Käse aus Essex und Bohnen aus Kent und Cambridgeshire, außerdem Tausende Bögen und Armbrustbolzen.
    Philipp August war bei der Durchsetzung des Saladin-Zehnten wesentlich weniger erfolgreich. Er besaß nicht die absolute königliche Autorität, wie sie die englischen Könige seit der Zeit der Eroberung [418] durch die Normannen genossen, und er verfügte auch nicht über ein vergleichbar ausgeklügeltes Verwaltungssystem wie Heinrich II. und Richard. Obwohl also sein Recht, die Steuer einzutreiben, im März 1188 in Paris anerkannt wurde, musste er innerhalb eines Jahres die Steuer zurückziehen und sich sogar dafür entschuldigen, dass er sie gefordert hatte. So trat er den Kreuzzug mit einer wesentlich schmaleren Kriegskasse an, obwohl Richard ihm offenbar die 20 000 Mark ausbezahlte, die Heinrich II. im Rahmen der Vereinbarung vom Juli 1189 zugesichert hatte.
    Sorgfältige ökonomische Planung und Vorbereitung waren auch deswegen so entscheidend, weil die Angeviner und die Kapetinger beschlossen hatten, ihre Reise in die Levante zu Schiff zu machen, eine wahrscheinlich schnellere und effizientere Form des Transports. Und da damit erhebliche Kosten verbunden waren, war die Seeroute keine Option für arme, schlecht ausgerüstete Menschen. Anders als in früheren Zeiten war es deshalb für arme Leute praktisch unmöglich, sich dem Kreuzzug anzuschließen. Da Richard und Philipp August fähige Berufskrieger in den Orient zu führen gedachten und so bald wie möglich wieder in ihre Länder zurückkehren wollten, kamen ihnen diese Faktoren sehr gelegen. Allerdings war es teuer, Schiffe zu mieten oder bauen zu lassen; schon vor dem eigentlichen Aufbruch mussten enorme Vorauszahlungen geleistet werden. Außerdem barg der Seeweg erhebliche Risiken: Es konnte Navigations- und Koordinierungsprobleme geben, und ein möglicher Schiffbruch war nie auszuschließen.
    Es waren besondere Vorkehrungen nötig, um die militärische Disziplin während einer unbequemen, gefährlichen Seereise aufrechtzuerhalten. Daher erließ Richard im Jahr 1190 ein detailliertes Regelwerk, das für ungebührliches Verhalten schwere Strafen vorsah: Ein Soldat, der einen anderen umbrachte, wurde an die Leiche seines Opfers gefesselt und über Bord geworfen (falls das Verbrechen an Land geschah, wurde er an die Leiche gefesselt und mit ihr zusammen lebendig begraben); wer einen anderen mit dem Messer angriff, dem wurde die Hand abgehackt; wer einen anderen mit der Faust schlug, wurde dreimal ins Meer getaucht; Diebe wurden

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