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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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doch plötzlich geriet er in Zugzwang. 11
    Er wandte sich um und musste feststellen, dass die Kreuzfahrer zum Angriff übergegangen waren. Ohne Vorankündigung hatten zwei Ritter aus der Nachhut – der Marschall der Johanniter und Balduin von Carew – die Formation verlassen. Angetrieben von einer Mischung aus [507] Zorn, Demütigung und Blutdurst, unter lauter Anrufung des heiligen Georg, »brachen sie aus der Reihe aus, und in vollem Galopp warfen sie sich auf die Türken«. Wie ein Blitz zuckte dieser Impuls durch das gesamte Heer, und binnen kurzem folgten ihnen Tausende Kreuzfahrer. Die Nachhut der Johanniter warf sich in die Schlacht. Richard sah dem Treiben noch entsetzt zu, als auch schon Heinrich von Champagne, Jakob von Avesnes und Robert, Earl von Leicester, die linke Flanke und die Mitte des Heeres ebenfalls zum Angriff führten.
    Nun war der entscheidende Moment gekommen. Richard hatte den Kampf zwar nicht gesucht, aber da es nun völlig aussichtslos war, seine Truppen zurückzuholen, musste er sich darauf einlassen. Wenn er nicht reagiert hätte, wären die Folgen katastrophal gewesen, und so zögerte er keinen Augenblick: »Er gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte schneller los als ein Armbrustgeschoss«, hinter sich seine restlichen Truppen. Natürlich war von dem Trompetensignal, das Ambroise erwähnt, nichts zu hören. 12
    Der König traf auf ein wüstes Gemetzel. Der erste Angriff der Kreuzfahrer hatte zu einem chaotischen Blutbad geführt, als die schockierten Kämpfer in der ersten Linie von Saladins Heer in die Flucht geschlagen und überrannt wurden. Die Verletzten schrien, »während andere, in ihrem Blut liegend, ihr Leben aushauchten. Viele waren nur noch kopflose Leichen, die von Freunden wie Feinden achtlos niedergetrampelt wurden.« Als sich nun aber Richard ins Getümmel stürzte, sammelte der Sultan seine Männer und ging zum Gegenangriff über. Wie viel der König selbst zur Schlacht beitrug, ist nicht genau überliefert. Er selbst machte nicht viel Aufhebens von seiner eigenen Tapferkeit; in seinem Brief an den Abt von Clairvaux berichtet er von der Begegnung nur in ziemlich dürren Worten:
    Unsere Vorhut marschierte voran und begann schon mit dem Aufschlagen des Lagers bei Arsuf, als Saladin und seine Sarazenen zu einem heftigen Angriff auf unsere Nachhut ansetzten, doch dank der Gnade Gottes wurden sie von den vier Schwadronen, die sich ihnen stellten, in die Flucht geschlagen.
    Andere lateinische Zeitgenossen, darunter auch Ambroise, stellten die Szene entschieden mitreißender dar, sie machten daraus ein Paradebeispiel [508] königlichen Heldenmuts, mit dem Richard Löwenherz im Alleingang den Sieg erfocht:
    König Richard verfolgte die Türken mit aberwitzigem Ingrimm, er fiel über sie her und schlug sie nieder, und wohin er sich auch wandte, tat sich durch seine Schwerthiebe eine breite Schneise vor ihm auf [. . .]. Er metzelte dieses abscheuliche Volk nieder, als würde er mit der Sichel die Ernte einholen, so dass man im Umkreis von einer halben Meile wegen all den Leichen der Türken, die er getötet hatte, den Boden nicht mehr sehen konnte. 13
    Vielleicht reichte Richards Tapferkeit an dieses epische Ausmaß nicht ganz heran, doch sein persönlicher Einsatz mag dennoch der Faktor gewesen sein, der die Schlacht entschied. Im Mittelalter kam es immer wieder vor, dass Krieger-Könige, die von ihrer Gefolgschaft im Schlachtgetümmel gesehen wurden, den Verlauf des Kampfes entscheidend zu wenden und den Sieg zu sichern vermochten. Jedenfalls gelang es den Franken bei Arsuf, einen oder vielleicht sogar zwei muslimische Gegenangriffe abzuwehren. Saladins Truppen wurden größtenteils in die Flucht geschlagen, und Saladin selbst sah sich zu einem schmählichen Rückzug gezwungen. Verfolgt von den Kreuzfahrern, flüchteten er und mit ihm die geschundenen Überlebenden seines Heeres in die umliegenden Wälder. Den Sieg mussten sie diesmal an die Christen abtreten.
    Die kampfmüden Franken sammelten sich, um sich dann bis nach Arsuf zu schleppen, wo ein sicheres Lager aufgeschlagen wurde. Die meisten brachen erschöpft zusammen, doch es gab auch wie immer einige »habgierige« Plünderer, die zwischen den Sterbenden und Toten nach Beute suchten. Bei Einbruch der Dämmerung zählten sie 32 muslimische Emire unter den Gefallenen, dazu noch ungefähr 700 feindliche Soldaten, die meisten von ihnen waren beim ersten Angriff der Lateiner erschlagen worden. Auf den ersten Blick

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