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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Hauptstadt des fränkischen Palästinas auf, wo auch der König – in der königlichen Zitadelle – residierte. Innerhalb der »alten« Grenzen der Stadt, wie sie im 12. Jahrhundert verliefen, hatte jede der führenden Mächte im Königreich ihren eigenen Bereich – von den Templern, Johannitern und Deutschordensrittern bis zu den Händlern aus Venedig, Pisa und Genua –, und aus vielen dieser Bereiche entstanden durch Mauern abgegrenzte Enklaven, in denen mehrstöckige Gebäude aufragten. Die Stadt umfasste auch zahlreiche Märkte, einige davon waren überdacht, um vor der sengenden Sonne im Sommer Schutz zu bieten; andere Gebäude beherbergten verschiedene Gewerbebetriebe. Die Zuckerfabrik in Akkon war im Jahr 1187 von den Ajjubiden zerstört worden, doch Glas- und Metallwerkstätten gab es nach wie vor, außerdem eine Straße, in der die Gerber tätig waren, und im Viertel der Genuesen befand sich ein Betrieb, in dem hochwertige Seife hergestellt wurde.
    Vor 1193 hatte es innerhalb der Stadtmauern weiträumige leerstehende Bereiche gegeben, vor allem in den landeinwärts, abseits der geschäftigeren [587] Hafenanlagen gelegenen Vierteln im Norden und Süden der Stadt. Nun nahmen die Bevölkerung und die Urbanisierung Akkons einen raschen Aufschwung, was dazu führte, dass die Stadtmauern im Norden erweitert wurden, um den Vorort Monmusard mit einzuschließen. Und obwohl es in vielen Vierteln Akkons bemerkenswert gut entwickelte Abwassersysteme gab, führte dieses intensive Wachstum dazu, dass die dicht besiedelte Metropole unter fürchterlicher Verschmutzung und den damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren zu leiden hatte. Die meisten Abfälle, darunter auch solche aus dem königlichen Schlachthaus und dem Fischmarkt, wurden in den Hafen gekippt, der so zu dem Namen »Lordemer« (schmutziges Meer) kam. Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich die Lage so weit verschärft, dass man in einer Kirche im venezianischen Viertel die zum Hafen hinausgehenden Fenster zumauern musste, um zu verhindern, dass der Wind Abfall auf den Altar wehte.
    In dieser geschäftigen Hauptstadt ließ sich nach 1216 Jakob von Vitry als neuer lateinischer Bischof nieder. Er empfand Akkon als eine regelrechte Lasterhöhle – er nannte sie »ein zweites Babylon«, eine »schreckliche Stadt [. . .], voll zahlloser Schandtaten und Bosheiten«, und die Bewohner seien »nur den fleischlichen Lüsten zugeneigt«. Der kosmopolitische Charakter der Hafenstadt verwirrte ihn. Altfranzösisch war zwar nach wie vor die wichtigste Handelssprache, doch im Gewimmel der Straßen von Akkon hörte man zahllose andere europäische Sprachen – Provençalisch, Englisch, Italienisch und Deutsch –, vermischt mit den levantinischen Sprachen von Besuchern oder den orientalischchristlichen und den jüdischen Stadtbewohnern.
    Akkon war im 13. Jahrhundert der wichtigste Berührungspunkt von Ost und West. Das lag hauptsächlich daran, dass die Stadt mittlerweile der führende Umschlagplatz des Mittelmeerraums war – das Lagerhaus der Levante, in das Waren aus ganz Outremer, dem Vorderen Orient und den Ländern jenseits davon transportiert wurden, um dann in den Westen verschifft zu werden. Außerdem wurde Akkon auch zu einem Portal für die ständig zunehmende Menge an Gütern, die in die andere Richtung, von Europa in den Orient, befördert wurden.
    Zahlreiche ganz unterschiedliche Waren passierten die Stadt. Rohmaterialien wie Seide, Baumwolle und Leinen kamen in Ballen aus lokalen Manufakturen in Palästina und dem muslimischen Aleppo, aber auch verarbeitete Produkte wie etwa in Antiochia hergestellte Seidenkleider [588] wurden angeboten. Viele Waren wurden sowohl in Akkon selbst verwendet als auch an entferntere Märkte weiterverkauft, so etwa Zuckerrohr von Plantagen in Palästina; Wein aus Südgaliläa, Latakia und Antiochia; Datteln aus dem Jordantal. Soda – gewonnen aus der Alkaliasche, die durch die Verbrennung von Pflanzen aus Gegenden mit hoher Salzkonzentration wie den Küstenregionen entstand – wurde zum Färben von Textilien und zur Herstellung von Seife verwendet; außerdem spielte es eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Glas. Für die lokale Glasherstellung wurde der ausgezeichnete Sand aus dem Belus verwendet.
    Eine deutliche Zunahme verzeichnete im 13. Jahrhundert der Handelsverkehr vom Westen in den Osten. Für lateinische Kaufleute wurde es immer mehr zur Gewohnheit, in muslimisches Gebiet wie etwa nach Damaskus zu reisen; dort

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