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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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keinen Versuch, den Ort einzunehmen. Im frühen 13. Jahrhundert begannen die Johanniter mit umfassenden Wiederaufbauarbeiten (die beim Besuch Jakobs wahrscheinlich gerade im Gang waren), und als sie alle Veränderungen und Verbesserungen abgeschlossen hatten, war aus dem Krak eine fast perfekte Festung geworden, die eine Garnison von 2000 Mann in ihren Mauern aufnehmen konnte.
    Die noch heute gut erhaltene Burg ist ohne Zweifel das spektakulärste Baudenkmal aus der Zeit der Kreuzfahrer. Erbaut ist sie aus Kalkstein, und sie verfügt über eine elegante Schönheit der Proportionen. Das außerordentliche handwerkliche Können, mit dem hier gearbeitet wurde, bringt dieselbe Neigung zu Präzision und architektonischer [585] Meisterschaft zum Ausdruck wie die riesigen gotischen Kathedralen, die zur selben Zeit im Abendland entstanden. Das ausgeklügelte Verteidigungssystem umfasst zwei Mauerringe, mit einem Festungsgraben im Innern und einem äußeren Ring von runden Türmen und Maschikuli (vorstehende Konstruktionen, die Bogenschützen und Verteidigern bessere Schusslinien ermöglichten). Man betritt die Burg durch einen engen, aufwärtsführenden Tunnel, der durch zahlreiche Mörderlöcher und Übergänge weiter verstärkt wird. Und die Qualität der Mauerarbeiten ist durchweg außerordentlich – die Kalksteine wurden so präzise zugeschnitten, dass kaum Mörtel zu sehen ist. 11
    Die Wirtschafts- und Handelssituation in Outremer
    Die Ritterorden sowie Burgen wie der Krak des Chevaliers trugen zwar viel dazu bei, Outremers Bestand zu sichern, doch muss das Überleben der Kreuzfahrerstaaten vor allem auf einen anderen, nicht-militärischen Faktor zurückgeführt werden: auf den Handel. Die fränkischen Siedler im Orient hatten während des gesamten 12. Jahrhunderts mit der größeren levantinischen Welt Handelsbeziehungen unterhalten, und nach dem dritten Kreuzzug nahmen Ausmaß und Bedeutung dieser Beziehungen sogar noch zu. Im Lauf der Zeit entwickelten die benachbarten lateinischen und muslimischen Mächte im Vorderen Orient ein so enges Netz wirtschaftlichen Austauschs, dass die Muslime Syriens und Ägyptens es vorzogen, den Christen ihre wenigen Stützpunkte entlang der Küste zu belassen, statt durch Unterbrechung der Handels- und Verdienstmöglichkeiten Verluste zu riskieren.
    In diesem Zusammenhang erwies es sich als ausschlaggebend, dass die Kontrolle über die Häfen Syriens und Palästinas, die Tore zum Mittelmeerhandel, in der Hand der Franken war. Auch größere Zusammenhänge wirkten sich zugunsten von Outremer aus. Bis zum 13. Jahrhundert war der ägyptische Hafen Alexandria die Drehscheibe des Handels zwischen Ost und West gewesen. Nach 1200 jedoch verschoben sich das Muster und die Richtung des Handelsverkehrs allmählich. Die Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner im Jahr 1204 wirkte sich auf die Verteilung der Märkte aus; und, noch wichtiger: Als die Mongolen auftauchten, wurden die Überlandrouten Asiens wiederbelebt. Nutznießer war der lateinische Orient, während Ägypten seine dominante Stellung [586] allmählich verlor. Alexandria behielt seine Bedeutung als Umschlagplatz für hochwertige Waren aus Indien, darunter auch Gewürze wie Pfeffer, Zimt und Muskat sowie Heilpflanzen und »Medikamente« wie Ingwer, Aloe und Sennesblätter. Außerdem blieb Ägypten für Europa der Hauptlieferant für Alaun (eine wichtige Zutat bei der Ledergerbung). Ansonsten entwickelte sich Outremer in fast jeder Hinsicht zum führenden Handelszentrum der Levante.
    Da die Lateiner nun seit mehr als einem Jahrhundert im Orient siedelten, hatten sie genügend Zeit, ein komplexes Transport- und Kommunikationsnetzwerk aufzubauen und zu konsolidieren. Die Voraussetzung für den Aufstieg zur führenden Handelsmacht war also gegeben. Die ökonomische Vitalität der Kreuzfahrerstaaten wurde in dieser Phase noch weiter befördert durch die Finanzierung und ständige Weiterentwicklung der ausgesprochen gewinnträchtigen industriellen Herstellung von Zuckerrohr, Seide und Baumwolle sowie Glaswaren. Diese Produkte wurden in den noch bestehenden lateinischen Territorien angebaut oder hergestellt und dann nach Europa verschifft und dort verkauft.
    Dies alles hatte zur Folge, dass sich im 13. Jahrhundert fränkische Städte wie Antiochia, Tripolis, Beirut und Tyros eines bemerkenswerten Wohlstands erfreuten. Ganz ohne Zweifel war jedoch Outremers führendes Handelszentrum Akkon. Nach dem dritten Kreuzzug stieg es zur neuen

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