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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Templer und die Johanniter prächtig entfalten; zu den beiden etablierten Orden kam außerdem noch eine dritte große Gruppe hinzu, der Deutsche Orden. Diese Bewegung war während des dritten Kreuzzugs entstanden, als deutsche Kreuzfahrer vor den Mauern von Akkon ein Feldspital gründeten. Im Jahr 1199 erkannte Papst Innozenz III. ihren Status als neuer Ritterorden [581] an. Besonders eng waren die Deutschordensritter mit der Stauferdynastie und mit dem Heiligen Römischen Reich verbunden. In den folgenden Jahren wurden die Deutschordensritter ebenso wie schon die Templer und die Johanniter vor ihnen zunehmend militarisiert. Damals hatte es sich für die Templer eingebürgert, einen weißen Mantel mit einem roten Kreuz zu tragen, die Johanniter trugen ein weißes Kreuz auf schwarzem Grund. Der Mantel der Deutschordensritter hingegen war weiß mit einem schwarzen Kreuz.
    Infolge ihrer zunehmenden militärischen, politischen und wirtschaftlichen Macht entwickelten sich diese drei Orden zu den entscheidenden Stützen des lateinischen Ostens, und ihr überragender Beitrag zum weiteren Überleben Outremers war bereits zu der Zeit offensichtlich, als Jakob von Vitry in Akkon eintraf. Der große Einfluss der Orden hing eng mit der päpstlichen Unterstützung zusammen, die sie nach wie vor genossen, denn nur so konnten sie ihre Unabhängigkeit von der lokalen kirchlichen und staatlichen Rechtsprechung bewahren; außerdem waren sie von der Besteuerung ausgenommen. Die Orden waren vor allem sehr gut darin, vom westeuropäischen Adel Spenden einzuwerben; dadurch besaßen sie schließlich überall ausgedehnte Ländereien. Außerdem fiel ihnen Land auf Zypern zu.
    Ihre Popularität und ihre länderübergreifende Verfassung versetzte die Ritterorden in die Lage, neue Mitglieder anzuwerben (und damit Kämpfer für Outremer zu gewinnen) sowie finanzielle Mittel aus Westeuropa in den Krieg um das Heilige Land fließen zu lassen, wobei sie eine Steuer, die sogenannte Responsion, von einem Drittel des gespendeten Geldes für sich beanspruchten. Ende des 12. Jahrhunderts hatten die Orden ein derart ausgeklügeltes und sicheres System internationalen Geldhandels entwickelt, dass sie faktisch zu den Bankiers Europas und der Kreuzfahrerbewegung aufstiegen. Es war nun möglich – in einem Verfahren, das der Erfindung des Schecks gleichkam –, im Westen Geld zu hinterlegen und dafür einen Kreditschein zu bekommen, gegen den man im Heiligen Land wieder Bargeld ausbezahlt bekam.
    Auch die militärische Rolle der Ritterorden wurde immer bedeutender. Den Templern und den Johannitern standen in der Levante rund 300 Ritter und rund 2000 Sergeanten (Mitglieder niedrigeren Standes) zur Verfügung. Das bedeutete, dass sie zu Kriegszeiten im fränkischen Heer häufig die Hälfte der Kämpfer oder mehr stellten. Ihre gut geschulten [582] und ausgerüsteten Truppen waren außerdem bereit und in der Lage, das ganze Jahr über zur Verfügung zu stehen und nicht nur in begrenzten Phasen wie ein Heer, das aus den üblichen Feudalabgaben finanziert wurde. Es sind Abschriften der »Regeln« (schriftlich niedergelegter Vorschriften) erhalten geblieben, die das Leben der Mitglieder bestimmten und in denen zum Ausdruck kommt, wie außerordentlich viel Wert auf allerstrengste militärische Disziplin auf dem Schlachtfeld gelegt wurde. So enthält etwa die Regel der Templer detaillierte Anweisungen, vom Abmarsch bis hin zum Aufschlagen des Lagers und der Beschaffung von Proviant, und immer wird der hohe Wert des bedingungslosen Gehorsams innerhalb einer Befehlskette und im Rahmen einer Aktion betont – die entscheidenden Bedingungen für Erfolg und Überleben in einer Gruppe schwer bewaffneter Krieger. Regelverstöße wurden streng bestraft: Das reichte von dem zeitweiligen Verbot, den Habit zu tragen, über Arrest in Ketten bis hin zum Ausschluss aus dem Orden.
    Neben den offensichtlichen Stärken der drei wichtigsten Ritterorden gingen von ihnen im Lauf des 13. Jahrhunderts aber unbestreitbar auch Probleme und Gefahren aus. Als die Autorität von König und Adel in Gebieten wie Akkon und Antiochia immer weiter abnahm, wurde der Spielraum für die Orden, ihre eigenen Vorstellungen und Ziele zu verfolgen, immer größer und damit auch das Potential einer verhängnisvollen Rivalität zwischen den drei Bewegungen – so unterstützten etwa die Templer und die Johanniter während der Streitigkeiten um die Nachfolgeregelung in Antiochia verschiedene Parteien. Auch

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