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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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handelten sie mit Erzeugnissen aus Wolle (vor allem aus Flandern) und mit Safran, dem einzigen Gewürz aus dem westlichen Mittelmeerraum, das auf einem orientalischen Markt angeboten wurde. Wenn sie dann nach Akkon zurückkehrten, brachten sie neue Ladungen Seide, Edelsteine und Halbedelsteine mit.
    In einem normalen Jahr erlebte Akkon zwei Phasen intensiver Aktivitäten – unmittelbar vor Ostern und zum Ende des Sommers –; dann trafen viele Schiffe aus dem Westen mit Scharen von Händlern und Reisenden ein. Zu diesen Zeiten waren die Kais überschwemmt mit Geldwechslern und Kundenfängern, die den Neuankömmlingen Unterkünfte oder Führungen durch die Stadt anboten. Der Hafen hatte bereits eine lange Geschichte als wichtigster Ankunftshafen für christliche Pilger im Heiligen Land, doch da nun nach dem dritten Kreuzzug der Zugang zu Jerusalem und anderen heiligen Stätten nicht mehr so einfach möglich war, entwickelte sich Akkon selbst zu einem neuen Pilgerziel. Die Stadt beherbergte immerhin rund 70 Kirchen, Heiligtümer und Hospitäler, mit denen sie den Bedürfnissen der Pilger gerecht werden konnte, und es entwickelte sich ein lebhafter Handel mit vor Ort hergestellten Devotionalien, darunter auch Ikonen. Akkon entwickelte sich außerdem zu einem der wichtigsten Zentren der Buchherstellung im lateinischen Osten. Im dortigen Skriptorium arbeiteten einige der besten Schreiber des Mittelalters, die für eine wohlhabende kosmopolitische Kundschaft kostbare Abschriften historischer und literarischer Werke herstellten. 12
    [589] Akkon gehörte aufgrund seiner weit gefächerten Handelsbeziehungen zu den Zentren des Lebens im lateinischen Orient. Die Geschichte der Stadt bezeugt nicht zuletzt, dass der internationale Handel eine tragende Säule für das Weiterbestehen Outremers im gesamten 13. Jahrhundert war.

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    [590] NEUE WEGE
    W ährend in Outremer die Dynamik von Handel und Kommerz das Leben prägte, bereitete sich das Abendland auf eine weitere große Offensive im Krieg um das Heilige Land vor, die mit dem Auslaufen des letzten Waffenstillstands mit den Ajjubiden im Jahr 1217 zusammenfallen sollte. Es handelte sich dabei um die Kampagne, die Papst Innozenz III. vor seinem Tod geplant und angekündigt hatte und die als fünfter Kreuzzug in die Geschichte eingehen sollte. Der weitaus mächtigste Teilnehmer war dabei Kaiser Friedrich II., der Enkel Friedrich Barbarossas, der beim dritten Kreuzzug mitgezogen war. Friedrich II. wurde im Jahr 1194 als Erbe der Staufer geboren und hatte Anspruch sowohl auf das Heilige Römische Reich als auch auf das wohlhabende Königreich Sizilien. Der frühe Tod seines Vaters Heinrich VI. im Jahr 1197 jedoch ließ das Schicksal des jungen Prinzen ungewiss erscheinen, und Friedrich wuchs in Sizilien auf, während sich andere Kandidaten um die Nachfolge im Reich stritten.
    Friedrich bestieg im Jahr 1208, als er volljährig wurde, den Thron in Sizilien. Innozenz III. hatte den Eindruck gewonnen, dass der junge Monarch eine zuverlässige, fügsame Figur abgeben würde, und beschloss daher, Friedrichs Kandidatur um die deutsche Krone zu unterstützen. Im Jahr 1211 wurde Friedrich als neuer König eingesetzt. Sein Status wurde später, im Jahr 1215, noch unterstrichen durch eine Krönungszeremonie in Aachen, dem traditionellen Krönungsort im deutschen Reich. Damals legte Friedrich II. zwei Gelübde ab: Er schwor, an einem Kreuzzug teilzunehmen, und er versprach, nicht gleichzeitig über das deutsche Reich und über Sizilien herrschen zu wollen. Die Herrschaft über Sizilien übertrug er seinem eigenen jungen Sohn Heinrich (VII.). Das verleitete Papst Innozenz zu der Annahme, dass er sich einen unschätzbaren Beistand im heiligen Krieg gesichert und Rom vor der befürchteten Bedrohung [591] bewahrt habe, von den Staufern eingekreist zu werden. Als der Papst starb, glaubte er immer noch, dass diese Vereinbarung Bestand haben werde; der weitere Verlauf der Ereignisse allerdings hätte ihn aufs bitterste enttäuschen müssen. Bald wurde deutlich, dass Friedrich II. mit allen Mitteln ein vereintes Stauferreich anstrebte – ihm ging es offensichtlich darum, ein großes, expandierendes christliches Reich zu regieren, das an Macht und Ausdehnung alle bisher im Mittelalter existierenden Reiche übertreffen sollte. Seine erstaunliche Entwicklung sollte einen langen Schatten über die Kreuzzugsbewegung werfen. 1
    Im Jahr 1216, als Innozenz III. gestorben und sein Nachfolger Honorius III. zum

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