Die Kreuzzüge
sich schon in Palästina auf –, brachten auch sie nichts anderes mit als die brüske Aufforderung, sofort mit jährlichen Tributzahlungen zu beginnen, was Ludwig, wie kaum erwähnt werden muss, ignorierte.
Trotz dieser kompromisslosen Haltung in diplomatischen Fragen begann in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Niedergang des mongolischen Reiches, es wurde zersetzt von dynastischen Kämpfen und von den Problemen, wie sie die Verwaltung eines derart riesigen Reiches mit sich brachte. Dennoch blieben sie eine furchteinflößende Macht. In den 1250er-Jahren kam es unter dem neuen Großkhan Möngke (dem Enkel Dschingis-Khans) zu einer neuen Expansionswelle in die muslimische Welt des Vorderen Orients. Möngke setzte seinen Bruder Hülegü neben dem führenden mongolischen Hauptmann Kitbuqa an die Spitze eines riesigen Heeres aus mehreren zehntausend Kriegern. 1256 marschierten sie durch den südlichen Iran und näherten sich Bagdad, wo ein unbedeutender Nachkomme aus der sunnitischen Abbasiden-Dynastie noch immer den Titel eines Kalifen führte. Im Februar 1258 fiel Hülegü über Bagdad her, ließ 30 000 Muslime niedermetzeln und zerstörte einen Großteil der einst so glanzvollen Metropole. Dann unterwarf er weite Gebiete Mesopotamiens und gründete das später sogenannte mongolische Ilkhanat Persien, das sich vom Irak bis zu den Grenzen Indiens erstreckte. Schließlich überquerte er den Euphrat und erreichte 1259 die Grenzen Syriens und Palästinas.
[660] Natürlich löste der Einbruch der Mongolen bei den Bewohnern Nordsyriens panische Furcht aus. Die Christen allerdings hegten auch weiterhin die Hoffnung, Hülegü könnte sich als Verbündeter gegen den Islam einsetzen lassen, vor allem, weil seine Ehefrau der nestorianischen Kirche angehörte. König Hethum aus dem kilikischen Armenien hatte sich der mongolischen Herrschaft bereits 1246 unterworfen, ihm war gegen Zahlung eines jährlichen Tributs Teilautonomie zugestanden worden. Hethum überredete nun seinen Schwiegersohn Bohemund VI., den Herrscher über das Fürstentum Antiochia wie auch über die Grafschaft Tripolis, sich mit den Truppen Hülegüs zusammenzuschließen. Auch an-Nasir, der ajjubidische Herrscher über Aleppo und Damaskus, zahlte den Mongolen – seit dem Jahr 1251 – Tribut und hoffte, dadurch einer direkten Invasion zu entgehen. Als jedoch die mongolischen Horden im Herbst 1259 nach Syrien vordrangen, wurden die Grenzen der Friedenspolitik offensichtlich. 2
Die Schlacht von Ain Dschalut
Während die Ankunft der Mongolen in großen Teilen des muslimischen Vorderen Orients Panik und Chaos auslöste, vermittelte sie den Mamluken mit der Gewissheit, für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen, ein neues Gefühl von Zusammengehörigkeit. Im November 1259 nutzte Qutuz die Bedrohung durch die Mongolen, um den jungen Sultan zu stürzen und sich selbst als neuen Herrscher Ägyptens einsetzen zu lassen. Gleichzeitig verlor an-Nasir immer mehr an Macht und Ansehen. Der Emir, der in der Nähe von Damaskus residierte, war offenbar von Entsetzen gelähmt, als die Mongolen gegen Aleppo vorrückten – er zeigte keinerlei Reaktion, nicht einmal, als Ströme von Flüchtlingen, unter anderem aus so weit entfernten Regionen wie Persien, sich in den Süden Syriens ergossen.
Anfang 1260 belagerte Hülegü mit der Unterstützung von Hethum und Bohemund VI. Aleppo, und bis Ende Februar war die Stadt eingenommen und fiel einer sechs Tage andauernden Gewaltorgie zum Opfer. Bohemund setzte persönlich die größte Moschee der Stadt in Brand. Zwar wurde er später exkommuniziert, weil er die Mongolen unterstützt hatte, doch konnte der Fürst als Ergebnis seines Paktes von 1260 bedeutende territoriale Zugewinne verbuchen, darunter auch erneut die Herrschaft über die Hafenstadt Latakia. Hülegü zog von Aleppo aus weiter [662] und unterwarf Harim, Homs und andere Städte. Bald war das gesamte nördliche Syrien in seiner Hand. Als an-Nasir von diesen Ereignissen erfuhr, floh er aus Damaskus, und die Bevölkerung der Stadt beschloss, sich den Mongolen zu ergeben, um einem Schicksal wie dem Aleppos zu entgehen. Also traf im März 1260 der mongolische Hauptmann Kitbuqa ein, um die alte islamische Hauptstadt Syriens in Besitz zu nehmen. Der geflohene Emir wurde schnell gefasst und Hülegü überstellt, der ihn vorläufig als wertvolle Geisel behandelte – doch dann traf die Nachricht vom Tod Möngkes ein, und Hülegü beschloss, Syrien mit einem Großteil seines
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