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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Zähigkeit und unvergleichliches Geschick als Reiter und Bogenschützen auszeichneten, in ein nicht aufzuhaltendes Heer.
    In den nun folgenden 50 Jahren breiteten sich die Mongolen – zunächst unter Dschingis Khan, dann unter seinen Söhnen – explosionsartig über die damals bekannte Welt aus. Eine Streitmacht wie die ihre hatte man in der mittelalterlichen Welt, vielleicht sogar in der gesamten Geschichte der Menschheit noch nie erlebt. Ihre Art der Kriegsführung war unerbittlich und absolut kompromisslos: Sie erwarteten von ihren Feinden sofortige, bedingungslose Unterwerfung, andernfalls hatten sie mit völliger Vernichtung zu rechnen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erstreckte sich das Herrschaftsgebiet der Mongolen von China bis nach Europa, vom Indischen Ozean bis zu den nördlichen Regionen Sibiriens. Diese rasante Ausdehnung brachte die Mongolen zwangsläufig in Kontakt mit der christlichen und der muslimischen Welt.
    [658] Nachdem die Mongolen Nordchina unterworfen hatten, begannen sie 1229 nach Westen vorzurücken, wobei sie mit den muslimischen Herrschern im nördlichen Iran zusammenstießen. Das veranlasste die Choresmier, in den Nordirak zu fliehen, und führte 1244 zur Invasion der Choresmier ins Heilige Land. Zwischen 1236 und 1239 besiegte die Horde der Mongolen die christlichen Reiche Georgien und Groß-Armenien und drang 1243 in Kleinasien ein. Sie überwältigte die Dynastie der türkischen Seldschuken, die dort seit dem 11. Jahrhundert an der Macht gewesen waren. In den 1230er-Jahren eroberten die mongolischen Reiter außerdem die südlichen Steppengebiete Russlands und begründeten dort ein Reich, das unter dem Namen »Goldene Horde« bekannt wurde. Ironischerweise führte genau das zur Flucht vieler dort ansässiger Kyptschaken. Sie strömten in den Süden und fielen dort in die Hände von Sklavenhändlern. Deshalb gab es mit einem Schlag viel mehr mamlukische Rekruten für die Muslime Ägyptens.
    Die Mongolen zogen weiter westwärts, und es kam zur Begegnung mit den lateinischen Christen in Europa, wo ihre Ankunft auf eine Mischung aus Angst, Verwirrung und Ratlosigkeit stieß. 1221 erreichte die Nachricht, die Muslime im Iran seien von einer unbekannten Macht aus dem fernsten Osten besiegt worden, die Teilnehmer des fünften Kreuzzugs in Ägypten; bei vielen Franken kam deshalb die Vorstellung auf, es könnte sich bei den Mongolen ja möglicherweise um wertvolle Verbündete handeln. Diese Meinung gewann zunächst dadurch an Glaubwürdigkeit, dass das Wenige, was man über die Mongolen wusste, mit der alten Legende vom Priesterkönig Johannes verknüpft wurde, einem mächtigen christlichen König, der, so war es prophezeit worden, in der dunkelsten Stunde der Christenheit aus dem Osten auftauchen sollte. Später wurde bekannt, dass es nestorianischen Christen (einer Glaubensrichtung, die lange Zeit in Zentralasien beheimatet war) gelungen war, einen gewissen Einfluss auf die Mongolen zu gewinnen und sogar die Ehefrauen einiger ihrer militärischen Führer zur Taufe zu bewegen.
    Allmählich wurde der lateinischen Christenheit jedoch klar, dass die Mongolen oder Tataren, wie sie in Europa genannt wurden, nicht lediglich eine ferne, fremde Macht waren, sondern eine unmittelbare, potentiell tödliche Bedrohung. 1241 bewegte sich das Reiterheer der Mongolen von Russland aus weiter westwärts, verwüstete und unterdrückte Polen, Ungarn und ostdeutsche Gebiete und verbreitete Angst und Schrecken. [659] Aber selbst nach diesem brutalen Einfall ließ eine Reaktion der abendländischen Herrscher, die in ihre dynastischen Streitigkeiten verstrickt waren, auf sich warten, und viele hielten auch weiterhin an ihren Vorstellungen von Verständigungs- oder Bündnismöglichkeiten fest. Nach 1245 entsandte der Papst zwei von Mönchen geleitete Delegationen mit missionarischem Auftrag zu den Mongolen. Diese fränkischen Gesandten legten viele tausend Kilometer zurück, um den reichen Mongolenhof in der Stadt Karakorum (in der heutigen Mongolei) aufzusuchen, sie hofften, den Großen Khan zum Christentum bekehren zu können, doch sie brachten als Ergebnis ihres Besuchs lediglich ein schroffes Ultimatum zurück, mit dem Rom aufgefordert wurde, sich der mongolischen Herrschaft zu unterwerfen. Während seines Aufenthalts auf Zypern kam auch Ludwig IX. in Kontakt mit den Tataren. Er entsandte 1249 eigene Repräsentanten zu den Mongolen im Iran. Als dann die Gesandten 1251 zurückkehrten – damals hielt Ludwig

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