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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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sehr bald von vielen Seiten Anerkennung und Unterstützung. Der lateinische Patriarch erkannte bald ihren Status als geistlicher Orden an, und der König überließ ihnen Räume in der ehemaligen al-Aqsa-Moschee, die von den Franken als Tempel Salomos bezeichnet wurde; von diesem Begriff leiteten sie auch ihren Namen ab: Orden vom Tempel des Salomo oder Templerorden. Wie die Mönche legten sie die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab, doch statt in der behüteten und abgeschiedenen Frömmigkeit klösterlicher Gemeinschaften zu leben, griffen sie zu Schwert, Schild und Rüstung, um für den christlichen Glauben und die Verteidigung des Heiligen Landes zu kämpfen.
    Als Großmeister der Templer begab sich Hugo von Payns im Jahr 1127 nach Europa, um für seinen neuen Orden um Unterstützung und Anerkennung zu werben. Im Januar 1129, anlässlich eines großen Kirchenkonzils in Troyes in der Champagne, wurde der Orden durch die lateinische Kirche offiziell anerkannt. In den darauffolgenden Jahren wurde dieses offizielle Zeugnis durch weitergehende päpstliche Unterstützung und ausgedehnte Privilegien und Immunitäten ausgebaut. Die Templer konnten sich auch die Unterstützung einer der größten religiösen Autoritäten der Christenheit sichern: Bernhard von Clairvaux, Abt eines Zisterzienserklosters, war für seine Weisheit berühmt und an allen Fürstenhöfen des Abendlands als Berater hochgeschätzt. Keiner vor ihm [188] übte in solchem Ausmaß politischen wie auch kirchlichen Einfluss aus. Körperlich war Bernhard allerdings ein Wrack: Er brauchte neben seiner Kirchenbank eine offene Latrinengrube, um sich ständig von den Ausscheidungen einer fürchterlichen chronischen Magenkrankheit befreien zu können.
    Um das Jahr 1130 herum verfasste Bernhard eine Abhandlung mit dem Titel Zum Ruhm der neuen Ritterschaft , in der die Tugenden des Lebenswandels der Templer gepriesen werden. Der Abt erklärte, dass der Orden »der höchsten Bewunderung wert« sei, und er pries die Brüder als »wahre Ritter Christi, die in den Schlachten ihres Herrn kämpfen«. Wenn sie sterben, sei ihnen die Ehre der Märtyrer sicher. Dieser hymnische Weckruf machte die Templerbewegung im gesamten lateinischen Abendland auf einen Schlag populär und warb Anhänger für einen neuen Spross des Kreuzzugsgedankens, der in vielerlei Hinsicht die Quintessenz, den ultimativen Ausdruck eines christlich geprägten heiligen Krieges darstellte.
    Das Beispiel der Templer regte noch eine weitere von Lateinern im Vorderen Orient begründete religiöse Bewegung an, sich zu militarisieren. Seit dem späten 11. Jahrhundert befand sich im christlichen Viertel Jerusalems ein Hospital, das von italienischen Händlern gegründet worden war. Es hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Pilger zu versorgen und die Kranken zu pflegen. Durch die Eroberung der Heiligen Stadt durch die ersten Kreuzfahrer und den daraufhin einsetzenden vermehrten Zustrom von Pilgern gewann diese Einrichtung, die Johannes dem Täufer geweiht war und deshalb den Namen »Hospital des heiligen Johannes« trug, an Macht und Einfluss. Im Jahr 1113 wurden die Hospitaliter (Johanniter) vom Papst als Orden anerkannt und erlangten schnell beachtliche Unterstützung in vielen Ländern. Unter der Leitung ihres Meisters Raimund von Le Puy (1120 – 1160) fügte die Gemeinschaft ihren medizinischen und pflegerischen Aufgaben ein militärisches Element hinzu und entwickelte sich bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts zum zweiten Ritterorden.
    In der Kreuzzugsgeschichte des 12. und 13. Jahrhunderts, dem Krieg um das Heilige Land, spielten die Templer und die Johanniter eine führende Rolle. Der weltliche Adel brachte im Hochmittelalter seine Frömmigkeit normalerweise dadurch zum Ausdruck, dass er religiösen Bewegungen Spenden zukommen ließ, häufig durch Überlassung von [189] , Einkünfte daraus zu beziehen. Die Ritterorden hatten eine geradezu magnetische Anziehungskraft: Sie erhielten nun reiche Schenkungen in Outremer sowie in ganz Europa. Trotz ihrer relativ bescheidenen Anfänge – die im Fall der Templer in ihrem Siegel festgehalten sind: dem Bild von zwei verarmten Rittern, die zusammen auf einem Pferd reiten müssen – verfügten beide Orden bald über ungeheure Reichtümer. Außerdem erfreuten sie sich eines ständigen Zustroms von Rekruten; viele dieser Neulinge entwickelten sich zu hochqualifizierten, gut ausgerüsteten Krieger-Mönchen (als Ritter oder nicht-adlige

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