Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
liegen.«
Dennoch stützte sich Cael auf die Ellbogen. Der Schmerz schoss ihm in die gesamte rechte Körperhälfte, und er verzog das Gesicht. Trotzdem gelang es ihm irgendwie, den Oberkörper ein Stück aufzurichten und sich am Kopfende an die Wand zu lehnen.
Er würde sich noch eine ganze Weile mit großer Vorsicht bewegen und seine Kräfte schonen müssen. Der Zackendolch mit den scharf geschliffenen Zähnen hatte eine klaffende Wunde in seine Brust gerissen.
»Ich hole Mano«, flüsterte Nolan.
Der Junge nickte abwesend. Er war immer noch benommen, vermutlich, weil er so lange geschlafen hatte. Wann hatte er sich hingelegt? Als er Keb neben sich entdeckte, vergaß er diesen Gedanken gleich wieder. Der Krieger trug ebenfalls einen dicken Verband um die Brust, und sein Gesicht war bleich wie der Tod. Was war geschehen?
Und wo waren die anderen?
Als die Erinnerung an den Kampf schlagartig zurück kehrte, war es wie ein Sprung in eiskaltes Wasser. Der Angriff der K'lurier, sein Zweikampf, die Wunde und die Rückkehr der Stimme, so mächtig wie nie zuvor. Aber was war dann passiert?
Ein schrecklicher Gedanke schnürte ihm die Luft ab. Womöglich war etwas Grauenvolles geschehen, das sich nicht wiedergutmachen ließ. Vielleicht hatte er sogar einem seiner Freunde etwas angetan! Die Angst schlug in blanke Panik um, je länger er darüber nachdachte. Zu welchen Untaten hatte die Stimme ihn getrieben?
Als Nolan mit Amanon durch die Tür trat, ging Caels Atem stoßweise. Sie stürzten zu ihm, um ihm die Stirn mit einem feuchten Tuch zu kühlen und ihm etwas zu trinken zu geben. Das kalte Wasser in seiner Kehle beruhigte ihn so weit, dass er seine Freunde mit einer Handbewegung beschwichtigen konnte. Beide sahen müde aus, selbst Amanon, der eine Weile geschlafen hatte, doch die Neugier stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Trotzdem stellte Cael mit krächzender Stimme die erste Frage.
»Geht es den anderen gut?«
Sein Cousin wechselte einen Blick mit Nolan und seufzte erleichtert auf. Offenbar hatte er sich Sorgen um seinen Geisteszustand gemacht.
»Außer Keb und dir sind alle wohlauf«, antwortete er. »Wie fühlst du dich?«
»Ich habe höllische Kopfschmerzen, und hier an der Brust tut es mir furchtbar weh.
Was ist passiert?«
»Erinnerst du dich nicht? An nichts?«
An Nolans Überraschung erkannte Cael, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste.
»Tut mir leid«, sagte er und schüttelte den Kopf.
»Du hast uns gerettet, Eryne, Niss und mich. Erinnerst du dich wirklich an gar nichts?
Das ist seltsam.«
»So ergeht es mir jedes Mal«, erklärte Cael. »Hinterher weiß ich nicht mehr, was ich getan habe, wenn die Stimme mich … wenn sie mich … beherrscht.« Betretenes Schweigen trat ein, bevor Amanon das Wort ergriff.
»Das habe ich schon vermutet. Ich weiß, dass du sehr tapfer bist, Cael, aber du hast in deinem Leben noch keinen Fechtunterricht bekommen. Als die anderen mir von deinem Kampf erzählten, dachte ich mir meinen Teil. Etwas muss deine Hand geführt haben. In diesem Fall war das unser Glück.«
»Aber was bedeutet das?«, fragte der Junge beunruhigt. »Hört das denn nie auf? Mein Dara-Stein müsste mich doch eigentlich vor Magie schützen, oder etwa nicht? Ich will Sombre nicht mehr in meinem Kopf haben!«, brüllte er los, hilflos vor Angst und Wut. Die beiden Männer sahen ihn stumm an. In diesem Moment ertönten Geräusche aus der anderen Kajüte und der Kombüse. Caels Ausbruch hatte die anderen geweckt, obwohl es noch früh am Morgen war.
»Ich bin mir sicher, dass Sombre nicht in deinem Kopf ist«, sagte Amanon. »Er ist längst fort. Natürlich werden wir nach einem Weg suchen, um dich endgültig zu heilen, aber wir müssen der Stimme dankbar sein, dass sie dir das Leben gerettet hat, findest du nicht? Bisher hat sie uns nicht in Gefahr gebracht.«
Cael wollte protestieren, doch als plötzlich jemand durch die Tür trat, verschlug es ihm die Sprache.
Niss stand im Nachthemd vor ihm und spähte durch den Vorhang ihrer dunkelbraunen Strähnen. Für den Bruchteil einer Dezille blitzte die Erinnerung an das, was tatsächlich geschehen war, vor seinem geistigen Auge auf, dann war das Bild wieder verschwunden. Zurück blieben nur eine unbestimmte Angst und das rätselhafte Gefühl, dass sein Schicksal und das von Niss untrennbar miteinander verbunden waren. Untrennbar und gefährlich.
Als Nächstes steckte Bowbaq seine verwuschelte Mähne durch die Tür, trat an Caels Bett
Weitere Kostenlose Bücher