Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
meiner Größe falle ich zu sehr auf. Die Spitzel müssen sich am Stadttor an meine Fersen geheftet haben.«
»Das wissen wir doch gar nicht!«, tröstete ihn Eryne. »Auch ich hätte mich nicht zeigen dürfen, mein Gesicht ist in Lorelia viel zu bekannt. Außerdem wären wir ohne Euch nicht mit dem Leben davongekommen.«
»Ich glaube, dass sie uns auf dem Platz der Büßer aufgelauert haben«, meinte Amanon . »Wenn ein Verrückter während der öffentlichen Gerichtsverhandlung plötzlich ›Cael‹ in die Menge schreit, erfahren die Grauen Legionäre bestimmt davon. Sie mussten nur am nächsten Tag ein paar Männer an den Zugängen zum Platz postieren und uns zum Hafen folgen. Ich hätte es ahnen und vorsichtiger sein müssen.«
»Schade, dass eure Eltern uns keine weiteren Nachrichten geschickt haben«, murmelte Bowbaq. »Aber zumindest wissen wir, dass sie am Leben sind.«
»Wenn das nur sicher wäre«, sagte Nolan seufzend.
»Aber das ist es doch!«, erwiderte Bowbaq. »Der Mann rief laut und deutlich: ›Cael, wir leben!‹ Und Eryne hat es auch gehört, in ihrem Kopf.«
Alle Blicke richteten sich auf die junge Frau, die lieber gar nichts sagte. Doch auch wenn alle ahnten, wie schrecklich es sein musste, plötzlich fremde Stimmen im Kopf zu hören, wusste im Grunde nur Cael, wie Eryne zumute war, auch wenn seine Anfälle ganz anders verliefen.
»Ich habe noch einmal über diese Dunkle Bruderschaft nachgedacht«, sagte Amanon .
»Wenn sich tatsächlich mehrere Sekten verbündet haben, erklärt das, warum wir sowohl von Valiponden als auch von K'luriern attackiert worden sind.«
»Ihr vergesst die Graue Legion«, warf Eryne ein.
»Die Legion ist zweifellos von einer der beiden Sekten unterwandert. Oder von einem anderen Geheimbund. Wer weiß, wer alles zu dieser Bruderschaft gehört?«
»Die Züu ganz sicher«, sagte Bowbaq.
»Bislang sind sie nicht aufgetaucht«, wandte Cael ein. »Wir haben die ganze Zeit damit gerechnet, aber vielleicht haben sie mit dieser Sache tatsächlich nichts zu tun.«
»Das würde mich wundern«, brummte Bowbaq.
»Sie könnten der Dunklen Bruderschaft angehören, aber für ein anderes Gebiet zuständig sein«, schlug Eryne vor. »Die K'lurier treiben in Lorelia ihr Unwesen und die Valiponden in Kaul. Wahrscheinlich haben sie die bekannte Welt unter sich aufgeteilt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anhänger so unterschiedlicher Sekten an ein und demselben Ort zusammenarbeiten.«
»Das denke ich auch«, stimmte Amanon zu. »Allerdings scheinen sie ihr Vorgehen abzustimmen, also muss es einen Anführer geben. Wer könnte das sein?«
»Wenigstens wissen wir jetzt, warum sie hinter uns her sind«, sagte Nolan. »Die Dunkle Bruderschaft will den Erzfeind töten. Und das geht am einfachsten, indem sie alle verbliebenen Mitglieder unserer Familien ermorden.«
Daraufhin trat Stille ein. Nach einer Weile ergriff Eryne das Wort.
»Ihr fragt nach ihrem Anführer? Das muss Sombre sein! Er ist der Einzige, der den Erzfeind fürchtet.«
»Das schon«, meinte Amanon. »Aber er muss menschliche Helfer oder besser gesagt Diener haben. Eine Handvoll ihm blind ergebener Sterblicher, die die Alte Religion verbreiten.«
»So was wie Hohepriester«, warf Nolan ein.
»Vielleicht ist es aber auch nur ein Hohepriester. Oder eine Hohepriesterin, wie beim letzten Mal«, meinte Bowbaq.
Seine letzten Worte gingen in einem vorgetäuschten Hustenanfall unter, und die anderen wandten den Kopf, um den Grund für seine Verlegenheit in Erfahrung zu bringen.
Kebree stand in der Tür. Sein Gesicht war weiß wie ein Laken, das Haar wirr und der Verband blutrot, aber er hielt sich auf den Beinen.
Ein undurchschaubares Grinsen umspielte seine Lippen.
Sie rückten zusammen, um dem Wallatten Platz zu machen. Dass er so plötzlich aufgewacht war und schon wieder laufen konnte, verblüffte alle. Sie hatten damit gerechnet, dass seine Genesung eine ganze Weile dauern würde, und nun verhielt er sich, als plagte ihn ein heftiger Kater nach einem allzu ausschweifenden Trinkgelage.
Niemand sprach ein Wort, als sich Keb auf die Bank setzte. Eryne begann, ihm ein Frühstück zuzubereiten, so wie Niss es für Cael getan hatte. Keb hob belustigt eine Augenbraue, als sie geröstete Brotscheiben vor ihn auf den Tisch stellte, machte sich dann aber mit Heißhunger darüber her.
»Unglaublich«, platzte Nolan heraus. »Ich freue mich, dass du wieder auf den Beinen bist, aber … Wie ist das
Weitere Kostenlose Bücher