Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
und drückte ihm einen Schmatzer auf die Stirn. Eryne folgte ihm auf dem Fuß, überglücklich, dass zumindest einer ihrer Schützlinge aufgewacht war. Doch als sich Keb unruhig hin und her zu wälzen begann, schickte Amanon die anderen hinaus. Die Sonne mochte zwar aufgegangen sein, aber sie brauchten dringend noch etwas Schlaf, vor allem Nolan, der die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. So blieben die beiden Cousins allein mit Keb, der im Fieber delirierte. Er bewegte die Lippen und wiederholte immer wieder dieselben fremden Wörter. Amanon beherrschte das Wallattische kaum und verstand nichts als das Wort für »Mutter«, was aus dem Mund eines so wilden Kriegers merkwürdig klang. Nachdem sie ihn eine Weile beobachtet und beruhigt festgestellt hatten, dass er offenbar wieder zu Kräften kam, berichtete Amanon Cael, was seit dem Kampf im Hafen von Lorelia geschehen war. Der Junge erfuhr zu seiner Erleichterung, dass sie die K'lurier besiegt hatten. Als er hörte, dass sie bereits in Sichtweite der Insel Ji waren, riss er verblüfft die Augen auf und wollte sofort hoch an Deck.
Er behauptete, schon wieder aufstehen zu können, aber Amanon beharrte darauf, dass er im Bett blieb.
Dann erzählte Amanon von Nolans unrühmlichem Geständnis. Cael konnte sich nur schwer vorstellen, dass Nolan zu den K'luriern gehört hatte, auch wenn vieles dafür sprach, dass er unverschuldet in die Sache hineingeraten war. So wie Amanon es darstellte, waren ihm jedenfalls keine Vorwürfe zu machen.
Die beiden Kaulaner plauderten eine ganze Weile und kamen sogar darauf zu sprechen, was wohl aus den Pferden geworden war, die sie in einer Herberge vor den Toren Lorelias hatten zurücklassen müssen. Sie hingen sehr an den Tieren, die auf Letis Gestüt geboren worden waren. Das Geld, das Amanon dem Wirt gegeben hatte, reichte gerade einmal für eine Dekade. Nach Ablauf dieser Zeit konnten sie nur noch auf seine Barmherzigkeit hoffen, aber irgendwann käme zwangsläufig der Tag, an dem der Mann die Tiere verkaufen würde, um die Kosten für das Futter wieder hereinzuholen, denn die Erben konnten sich eine ganze Weile nicht in Lorelia blicken lassen. Vielleicht würden sie sogar nie wieder in die Stadt zurückkehren.
»Wann rudern wir zur Insel?«, fragte Cael schließlich.
»So bald wie möglich. Aber auf jeden Fall noch heute, auch wenn wir Keb auf einer Bahre tragen müssen. Es wäre zu gefährlich, länger hier vor der Küste zu ankern.«
»Und was dann?«
Amanon betrachtete den Krieger, dessen Körper unkontrolliert zuckte. Mal flatterten seine Lider, im nächsten Moment verkrampften sich seine Finger, dann wieder pochte ihm eine Ader am Hals. Es sah aus, als würde er gleich aufwachen, aber seine Augen blieben geschlossen.
»Ich weiß es nicht«, gestand Amanon. »Es gibt mehrere Möglichkeiten. Alles hängt davon ab, was wir auf Ji vorfinden.«
»Wir müssen den Weg bis zum Ende gehen, nicht wahr?« Amanon'sah ihn fragend an.
»Ich meine, wenn wir unsere Eltern finden und in unser altes Leben zurückkehren wollen. Wir brauchen einen Plan. Wir müssen herausfinden, wie wir Sombre töten können, stimmt's?«
Amanon blieb eine Weile stumm. Aus dem Mund eines Jungen klangen manche Sätze viel härter als bei einem Erwachsenen. »Stimmt«, bestätigte er. »Allerdings wissen wir nicht einmal, ob das überhaupt möglich ist. Und ich habe keine Ahnung, wie wir es angehen sollen.«
Nachdem sie noch einen halben Dekant lang geschlafen hatten, versammelten sich die Freunde um den Frühstückstisch. Selbst Cael gesellte sich zu ihnen. Wenn er seinen rechten Arm nicht bewegte, tat ihm seine Wunde nicht allzu weh, aber Niss brachte ihn in Verlegenheit, indem sie sich wortlos um ihn kümmerte. Sie schnitt ihm mehrere dicke Scheiben Krümelbrot ab und bestrich sie mit Honig. Dann zerdrückte sie ein paar Pininenschoten, reichte ihm ein Glas mit dem süßen Saft und ließ sich schließlich neben ihm auf der Bank nieder. Bowbaq erklärte, dass seine Enkelin andere gern mit derlei Aufmerksamkeiten bedachte, und sah darin ein Zeichen, dass sie zumindest etwas von ihrer Umgebung wahrnahm. Darüber freute er sich so sehr, dass Cael alle Leckerbissen, die ihm das Mädchen hinschob, restlos aufaß, selbst als sein Magen schon um Gnade flehte. Bowbaq kam als Erster auf den Kampf gegen die K'lurier zu sprechen.
»Es ist meine Schuld, dass wir angegriffen wurden. Bis zu meiner Ankunft hatte niemand euer Versteck auf dem Boot entdeckt. Aber mit
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