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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sich wie in einem Albtraum und konnte den Blick nicht vom Rand der Klippe lösen, wo das Wesen jeden Moment auftauchen würde. Zui'a sah mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen in die Tiefe. Als sie schließlich einige Schritte zurücktrat, schob sich eine riesige, mit bläulich schimmernden Schuppen gepanzerte Hand über den Rand, deren Krallen so lang wie Krummschwerter waren.
    Dann erschien ein unförmiger Kopf mit zornigen schwarzen Augen, in denen sich das Licht der Fackeln spiegelte. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand Zejabel nacktes Grauen. Keine ihrer Rivalinnen um den Titel der Kahati, so begabt sie auch gewesen sein mochte, hatte ihr solche Todesangst eingeflößt.
    Beim Anblick dieser grässlichen Kreatur wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie sterblich war. Sie verfügte noch nicht über Zui'as Kräfte und würde vielleicht nie so mächtig werden. Diese Bestie konnte ihr mit einer Bewegung sämtliche Knochen im Leib brechen.
    Die Göttin begann erneut, auf das Ungeheuer einzureden und es mit unverständlichen Worten zu besänftigen, während die Erben es fassungslos anstarrten. Der Leviathan hatte weder Nase noch Ohren, und seine lidlosen Augen blitzten bösartig. Als sich seiner Kehle ein dumpfes Grollen entrang, öffneten und schlossen sich schmatzend mehrere Reihen Kiemen an seinem Hals, und in dem gewaltigen Maul schimmerten messerscharfe Zähne, zwischen denen eine gierige Zunge zuckte.
    Nach langen Momenten der Ungewissheit verstummte Zui'a, während der Leviathan den Rest seines abscheulichen Körpers über die Kante hievte. Unterhalb der Halspartie war nichts Menschliches mehr an ihm – aus einem Krebspanzer ragten acht mehrgliedrige Extremitäten hervor, und als er sich auf die Hinterbeine aufbäumte, wurden am Bauch zusätzlich zu den scharfen Krallen zwei Paar Scheren sichtbar. So verharrte er eine Weile, die allen wie eine Ewigkeit vorkam, und musterte die Erben, die er um Längen überragte. Schließlich senkte er sich wieder auf die Vorderfüße und kroch auf die Mitte der Höhle zu. Das Klacken seiner gepanzerten Glieder auf dem Felsboden verriet, dass sie hart wie Stahl waren. Plötzlich sah Zejabel vor sich, wie ihr Körper von einem dieser monströsen Stachel durchbohrt wurde. Was auch geschah, sie würden es zu Ende bringen müssen, denn das Wesen befand sich nun zwischen ihnen und dem Ausgang aus der Höhle.
    Ein leises Sirren ertönte, das von überall und nirgends zu stammen schien. Gleich darauf schwoll der Ton zu einem schrillen Pfeifen an, das ihr schier das Trommelfell zerfetzte, doch gerade als der Schmerz unerträglich wurde, verstummte das Geräusch abrupt, und es herrschte wieder tiefe Stille.
    Hinter dem Leviathan, der sich nun nicht mehr rührte, erzitterte die Dunkelheit und zog sich an einem bestimmen Punkt zusammen, zwanzig Schritte über ihren Köpfen. Dort flammte plötzlich ein grelles Licht auf, das sich blitzschnell ausdehnte. Zejabel blinzelte geblendet. Bald war der gesamte Raum zwischen Boden und Decke eine einzige gleißende Fläche, und die Inschrift der magischen Pforte leuchtete hell auf. Dann verblasste das Licht und wich einem verschwommenen Bild, getrübt von einer Art Nebel, der sich rasch verflüchtigte.
    Was sich dahinter abzeichnete, war grauenvoll. Die Pforte stand mitten in einem Vulkankrater mit rot glühenden Steinen und gezackten Felsen. Entsetzt starrte Zejabel auf die Kreaturen, die die unterirdische Felslandschaft bevölkerten: Hunderte Feuerschlangen sprangen wild durcheinander und verschlangen einander, wodurch sie immer größer wurden.
    »Die Undinen!«, schrie der alte Arkarier auf. »Das … Das ist das Jal'karu! Das Land der Dämonen!«
    »Was hat das zu bedeuten?«, rief der Ramgrith und zeigte mit seiner Fackel auf Zui'a. »Ihr habt doch nicht etwa vor, uns in diesen Feuerkessel zu schicken?«
    »Das ist der einzige Weg«, antwortete die Göttin. »Die Undinen werden Euch eine Unumstößliche Wahrheit liefern. Nur sie können Euch den Namen des Erzfeinds verraten.«
    »Ihr lügt! Das ist eine Falle!«, fauchte die Lorelierin. »Wenn wir die Pforte durchschreiten, verbrennen wir bei lebendigem Leibe.«
    »Ich gehe auf keinen Fall«, pflichtete ihr der Riese bei. »Und Niss wird keinen Fuß ins Jal'karu setzen.«
    »Wir müssen ja nicht alle gehen«, warf der Lorelier ein. »Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen.«
    »Untersteh dich!«, rief seine Schwester. »Glaub ja nicht, du müsstest ein Opfer bringen, damit wir dir

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