Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
gegenüberliegenden Wand tauchten die Symbole wieder auf, so dass sie eine Art Bogen bildeten. Wer nichts von ihnen wusste, hätte sie vermutlich ganz einfach übersehen. Also stimmte alles, was Corenn in ihrem Tagebuch schrieb: Vor ihnen lag der unzweifelhafte Beweis. Obwohl Bowbaq ihnen mehrmals versichert hatte, dass die Geschichte der Wahrheit entsprach, glaubten sie ihm erst jetzt so richtig.
»Keine Spur von unseren Eltern«, sagte Nolan seufzend. ›Ich hatte gehofft, eine Botschaft zu finden oder zumindest einen Hinweis. Wo mögen sie bloß sein?«
»Warum fragen wir nicht einfach die angebliche Göttin?«, zischte Eryne, fest entschlossen, ihre Feindin bei einer Lüge zu ertappen.
»Ich sagte bereits, dass ich nichts über ihr Schicksal weiß«, sagte Zui'a. »Eryne hat Recht«, mischte sich Amanon ein. »Könnt ihr nicht die Gedanken jedes beliebigen Sterblichen lesen, wenn Ihr nur wollt?«
»Das schon, aber Eure Eltern kann ich nirgends finden, vielleicht tragen sie Gwel am Leib, wie Ihr.«
»So einfach redet Ihr Euch nicht heraus!«, rief Eryne. ›Wo sollten sie die Dara-Steine denn herhaben? Schließlich haben sie ihre an uns weitergegeben.«
»Darauf weiß ich keine Antwort. Seit sich Sombre zu unserem Herrscher aufgeschwungen hat, ist vieles rätselhaft, selbst für mich.«
Plötzlich hallte ein lautes Platschen von den Felswänden wider. Alle wandten sich zu Zejabel um, die allein mit einer Fackel am anderen Ende der Höhle stand, genau dort, wo der Abgrund klaffte, der zum Meer hinunter führte. Die Zü musste einen Stein hineingeworfen haben, warum auch immer. Sie starrte ihm missmutig nach und am dann langsam zu ihnen zurück. »Ihr behauptet, das Leben aller Götter sei in Gefahr«, fuhr Eryne fort. »Ihr behauptet, der Erzfeind sei die letzte Hoffnung all jener, die sich Sombre nicht unterwerfen wollen. Warum seid Ihr dann die Einzige, die uns ihre Hilfe anbietet? Und sagt bloß nicht, die anderen hätten Euch vorgeschickt! Wenn die Götterwelt so dumm ist, verdient sie es nicht, gerettet zu werden.« Zui'as finsterer Blick hätte Eryne beinahe zum Aufgeben gebracht, aber es gelang ihr, ihn selbstbewusst zu erwidern. Noch nie hatte sie sich einem fremden Willen gebeugt, ob nun dem einer Hofdame, einer Kurtisane oder einer reichen Witwe. Daran würde sich auch heute nichts ändern, Göttin hin oder her!
Die Unsterbliche ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, dass die Gefährten unruhig wurden. Während die beiden Frauen einander die Stirn boten, packten sie ihre Waffen fester und warfen sich nervöse Blicke zu. Eryne wankte nicht, bis Zu'ia endlich zu sprechen begann.
»Weil Ihr im Besitz des Gwels seid, können meine Brüder und Schwestern nicht in Eure Gedanken eindringen. Sie können zwar nach Euch suchen, aber nicht herausfinden, wo Ihr Euch aufhaltet. Das gilt auch für Sombre und seine Verbündeten. Deshalb ist das Gwel zugleich Eure Schwäche und Eure Stärke.«
»Und was ist mit Euch?«, fragte Cael verwundert. »Wie habt Ihr uns gefunden?« Ein dünnes Lächeln umspielte die Lippen der Göttin, während ihre Dienerin gereizt auf und ab lief. »Bei mir ist es anders«, erklärte Zui'a. »Mein Schicksal ist schon seit zwei Generationen mit dem Los Eurer Familien verbunden. Ich kenne Eure Geschichte und wusste ganz einfach, dass Ihr irgendwann hierher kommen würdet.«
»Ihr könnt Süßholz raspeln, so viel Ihr wollt, aber damit habt Ihr Euch verraten!«, sagte Eryne triumphierend. »Eure sogenannten Priester haben unsere Eltern mondelang verfolgt. Ihr seid Sombres treueste Verbündete, vielleicht sogar die Einzige, die auf seiner Seite steht!«
»Ihr irrt. Das mag für Sterbliche schwer zu verstehen sein, aber jeder von uns betrachtet sich selbst als den einzigen Gott. Wir handeln unabhängig voneinander und verfolgen nur ein Ziel: Das, was uns die Gläubigen mit auf den Weg gegeben haben. Ich bin Zui'a, die Strafende. Die Menschen, die zu mir beten, hatten beschlossen, dass Grigän und eure Eltern den Tod verdienen. Nach dem letzten blutigen Kampf vergaßen die Menschen diesen Wunsch, und so vergaß auch ich ihn. Seither hat keiner meiner Boten Euch auch nur ein Haar gekrümmt.«
»Aber damals habt Ihr Sombre geholfen«, bemerkte Nolan.
»Gewiss, aber nicht, weil ich mit ihm verbündet gewesen wäre. Wir spielten jeder unsere Rolle in dieser Geschichte, ohne uns umeinander zu kümmern. Unsere Absichten hätten genauso gut unvereinbar sein können. Aber jetzt will uns
Weitere Kostenlose Bücher