Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Sombre zu einem gemeinsamen Vorgehen zwingen. Ohne ihn, lasst Euch das gesagt sein, würde jeder von uns immer noch so handeln, als wäre er der einzige Gott.«
»Das ist mir alles zu kompliziert«, brummte Bowbaq. »Für mich werden die Bösen immer die Bösen bleiben.«
»Aber könntet Ihr nicht die anderen Götter herbeirufen, jetzt, wo Ihr uns gefunden habt?«, fragte Amanon nachdenklich. »Nol zum Beispiel, vielleicht sogar Eurydis! Ihre Hilfe wäre äußerst wertvoll.«
Eryne fand die Idee großartig. Sie sah zu ihrem Bruder hinüber, der totenbleich geworden war. Die Vorstellung, Eurydis höchstpersönlich gegenüberzustehen, musste ihn zutiefst erschüttern, auch wenn er behauptete, seinen Glauben verloren zu haben. »Leider kann ich Nol nicht rufen«, wehrte Zui'a ab. »Die Bewohner des Jal sind für mich unerreichbar. Und Eurydis verschließt ihre Gedanken vor mir. Die Sterblichen haben die Götter weder als vertrauensvolle noch als misstrauische Wesen geschaffen. Aber seit Aliandras Tod haben sich viele meiner Brüder und Schwestern aus Hilflosigkeit zurückgezogen und verweigern sich jedem Austausch.«
»Ich kann nicht glauben, dass sich Eurydis versteckt«, erwiderte Nolan empört. »Das habe ich auch nicht behauptet. Sie weigert sich nur, mich anzuhören.«
»Das wundert mich nicht«, versetzte Eryne. »Vermutlich hat sie guten Grund, Euch zu misstrauen. Nichts von dem, was Ihr sagt, überzeugt mich!«
»Eins müsst Ihr bedenken«, sagte Zui'a ernst. »Auch Sombre weigert sich, mich in seine Gedanken einzulassen, würde mir aber jederzeit zuhören. Ich müsste ihm nur für den Bruchteil einer Dezille meinen Geist öffnen, um Euch zu verraten. Wenn er hier in dieser Höhle Gestalt annimmt, wäre das Schicksal der Welt besiegelt, und Ihr wärt verloren.«
Für einen Augenblick hielten alle den Atem an. Eryne stellte sich vor, wie der grauenvolle Mog'lur, den Bowbaq beschrieben hatte, aus dem Nichts erschien und sich auf sie stürzte, Gliedmaßen abriss und Eingeweide zerfetzte, berauscht von den Schreien, die in der Finsternis widerhallten. »Tut das nicht«, bat Nolan mit tonloser Stimme.
»Ich bin die Strafende, aber die Menschen wollten nicht, dass ich meine Urteile leichtsinnig fälle. Wir müssen herausfinden, wer der Erzfeind ist. Nur zu diesem Zweck bin ich hier.«
»Und wie wollt Ihr das anstellen?«, fragte Amanon .
»Ich werde die Pforte zum Jal öffnen«, verkündete Zui'a und trat ein paar Schritte vor. »Schließlich haben wir den weiten Weg bis hier unten nicht grundlos zurückgelegt.« Erynes Herz begann zu rasen. Davon war bislang nicht die Rede gewesen. Sie hatten niemals vorgehabt, mit Magie und Zauberei herumzuspielen oder den Götterkindern einen Besuch abzustatten.
Als sie der Priesterin folgten, dämmerte ihr, dass sie sich vielleicht geirrt hatte. Wenn sie die Pforte öffnen konnte, hatten sie es tatsächlich mit einer Göttin zu tun. Und sie hatte sich mit ihr angelegt.
Zejabel wollte es endlich hinter sich bringen. Es war der schlimmste Tag in ihrem Leben. In wenigen Dekanten war ihre Welt zertrümmert und mit Füßen getreten worden, und ihre Kindheit, alles, was sie zur Kahati machte, alles, wofür sie ihr Leben lang gekämpft hatte, war in sich zusammengestürzt. Nun folgte sie den Erben mit leerem Blick in den hinteren Teil der Höhle. Sie sehnte sich nur noch danach, zu fliehen und wieder am Strand entlangzusprinten, um nicht mehr nachdenken zu müssen. Schon nach ihrem langen Gespräch mit Zui'a in der vorigen Nacht war sie in ihrer Verzweiflung zum Meer hinuntergerannt. Dabei hatte sie noch die leise Hoffnung gehabt, dass die Begegnung mit den Erben anders verlaufen würde, doch nun war auch die zunichte gemacht. Der Plan der Göttin ging auf, haargenau so, wie sie es sich zurechtgelegt hatte. Eigentlich hätte sich Zejabel darüber freuen müssen, aber das konnte sie nicht. Nicht mehr. Sie sah Zui'a nun mit ganz anderen Augen, und das war schwer zu ertragen.
Zejabel verstand jetzt, was es mit ihrem Abstecher zur Insel auf sich hatte und warum sie beide die Reise allein unternahmen. Die Göttin wollte ganz einfach nicht, dass andere Zeuge ihrer Schwächen wurden. Und Schwächen hatte sie offenbar viele. Die größte davon war die Angst vor dem Dämon, die Zui'a von innen zu verzehren schien, diese Angst vor dem Nichts, die Zejabel nicht begreifen konnte. Als Kahati war sie bereit, der Göttin zu gegebener Zeit ihren Körper zu überlassen und selbstlos auf
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