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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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zerknirschtes Gesicht auf, aber Cael konnte sie gut verstehen. Es musste ein unglaubliches Gefühl sein, für eine Weile im Körper eines Pferds, Wolfs oder Eichhörnchens zu stecken.
    Wahrscheinlich hätte auch er alle Warnungen in den Wind geschlagen, um zu erleben, was ein Tier dachte und empfand.
    »Und dann?«, fragte Nolan neugierig. »Was ging in diesen drei Jahren in dir vor? Hast du mitbekommen, was um dich herum geschah?«
    »Nein«, sagte Niss zur allgemeinen Enttäuschung. »Manchmal vielleicht, aber nur ganz vage. Mein Leben kommt mir vor wie eine blasse Erinnerung. Essen, spazieren gehen, das war alles ganz weit weg, als wäre das gar nicht ich, die das tat, sondern jemand anders. Meistens irrte ich im Tiefen Traum herum.«
    »Was du den Tiefen Traum nennst, ist das … der Tod?«, fragte Nolan vorsichtig. Schlagartig waren sie sehr ernst geworden, und alle starrten Niss gebannt an. Cael dachte kurz daran, dass es ihr vielleicht helfen würde, wenn er von seinen Erfahrungen mit der Stimme erzählte. Vielleicht könnte sie dann beim nächsten Mal besser gegen den Tiefen Traum ankämpfen, und ihre Freunde würden besser verstehen, was in ihr vorging.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie nach kurzem Schweigen. »Vielleicht. Sobald ich aufwache, vergesse ich den Tiefen Traum. Ich weiß, dass er da war, dass er irgendwie wichtig ist, aber ich kann mich einfach nicht an Einzelheiten erinnern.«
    »Das ist bestimmt auch besser so«, sagte Bowbaq tröstend.
    »Und seit du bei uns bist?«, hakte Amanon nach. »An was erinnerst du dich da?«
    »An fast nichts. Einmal bin ich in einer fremden Umgebung aufgewacht, in einer Herberge, aber nur ganz kurz. Dann habe ich mich auf einem Pferd sitzen sehen, das hinter meinem Großvater herritt. Wie viel Zeit zwischen diesen beiden Eindrücken lag, weiß ich nicht. Irgendwann später habe ich laut geschrien, weil ich plötzlich Menschen hinter einem Bullauge gesehen habe … Das waren die K'lurier, wie ihr sie nennt, stimmt's? Und dann …«
    Der seltsame Blick, den sie Cael zuwarf, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Da er selbst keinerlei Erinnerungen an den Vorfall hatte, wusste sie als Einzige, was wirklich geschehen war. »Dann habe ich euch kämpfen sehen«, sagte sie nur. »Das ist alles.«
    »Weißt du denn noch, dass du auf Cael zugelaufen bist?«, fragte Eryne behutsam. »Ja, er ist ohnmächtig geworden … Dann bin ich wieder in den Tiefen Traum gefallen, bis … bis ich unter Wasser aufgewacht bin. Ohne Nolan wäre ich ertrunken!« Alle wandten sich dem Retter zu, der knallrot anlief. Nur Cael starrte weiter Niss an. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass sie nicht die Wahrheit sagte oder ihnen zumindest etwas verschwieg. Ein Blick in ihre schönen braunen Augen verriet ihm, dass er sich nicht irrte.
    »So entsetzliche Angst hatte ich noch nie«, sagte Niss kopfschüttelnd. »Ich war sicher, dass mich der Tod diesmal verschlingt. Ganz kurz habe ich wieder vor mir gesehen, was dem Eichhörnchen passiert ist. Und das hat mich geheilt!«
    »Bisher hat sie nie etwas von dem Unfall gewusst, wenn sie aufwachte«, erklärte Bowbaq. »Ihr Geist war in der Erinnerung gefangen. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Sie wird nicht wieder im Tiefen Traum versinken.«
    »Hoffentlich«, meinte Kebree. »Wir werden ja nicht immer da sein, um sie rauszufischen.«
    Er erntete einige gezwungene Lacher, doch den Erben brannten noch mehr Fragen auf den Lippen – allen voran eine. Obwohl das Thema an einen wunden Punkt rührte, führte kein Weg mehr daran vorbei, und schließlich sprach Amanon aus, was alle dachten.
    »Erinnerst du dich an den Moment, in dem deine Eltern verschwanden?« Das Lächeln auf Niss' Gesicht erstarb. Sie warf ihrem Großvater einen Blick zu, bevor sie mit gesenktem Kopf antwortete. »Was ich gesehen habe, muss zum Traum gehören. In Wirklichkeit kann so etwas nicht passiert sein. Deshalb erzähle ich es lieber nicht.«
    »Wir haben schon so einiges erlebt, was uns unwirklich vorkam«, sagte Amanon, um sie zu ermutigen.
    »Du sagst, dass du dich nicht an den Tiefen Traum erinnern kannst«, pflichtete ihm Nolan bei. »Was du gesehen hast, kann also nicht aus dem Traum stammen.«
    »Wir dürfen nichts unversucht lassen, um unsere Eltern wiederzufinden«, erklärte Eryne. »Alles, was du erzählst, kann uns helfen. Und wir lachen dich ganz bestimmt nicht aus.«
    Sie warf Keb, der mit Unschuldsmiene in seinen Zähnen herumstocherte, einen

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