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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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störte. Jedenfalls belohnte sie seine Aufmerksamkeit mit einem Lächeln.
    »Ich möchte Euch danken«, sagte sie mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Amanon, weil er glaubte, sie meine die Jacke. »In Kaul gehört so etwas zum guten Ton«, fügte er hastig hinzu.
    »Ich spreche von dem, was auf der Insel passiert ist. Als Ihr meine Hand nahmt, um mir bei der Flucht aus der Höhle zu helfen. Ihr habt mir das Leben gerettet – Ihr habt uns allen das Leben gerettet. Das war sehr edel von Euch. Und mutig.«
    »Ihr übertreibt«, stammelte Amanon. »Ich wollte verhindern, dass Ihr Euch erschreckt, wenn ich meine Fackel werfe … Außerdem stand ich direkt neben Euch …« Eryne sah ihm einen Moment lang in die Augen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Dann küsste sie ihren Zeigefinger und berührte den völlig verdatterten Amanon behutsam an der Wange. »Ihr seid kein guter Lügner«, sagte sie leise, bevor sie sich abwandte. »Andere standen näher bei Euch als ich, das wissen wir beide ganz genau.«
    Amanon rang nach Worten, doch so redegewandt er sonst auch war, diesmal fiel ihm einfach nichts Kluges ein.
Das hat mir gerade noch gefehlt,
dachte er, während er wieder zum Hafen hinübersah. Als wäre das Ganze nicht schon kompliziert genug! Trotzdem klopfte sein Herz wie wild, und die Abendluft war ihm noch nie so erfrischend vorgekommen wie in diesem Moment.
    Nachdem Cael die
Rubikant
mit Kebs und Nolans Hilfe an einer der Anlegestellen für Fischerboote festgemacht hatte, gesellten sie sich zu den anderen, die sich in der Kombüse versammelt hatten. Obwohl Cael erschöpft war und seine Wunde ihm wieder zu schaffen machte, hätte er um nichts in der Welt darauf verzichtet, Niss' Erzählung zu hören. Das Mädchen übte eine rätselhafte Anziehungskraft auf ihn aus. Seit dem Morgen verfolgte ihn der Eindruck, dass ihre Schicksale untrennbar miteinander verbunden waren. Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, dass ihnen große Gefahr drohte, auch wenn er nicht sagen konnte, was es war. Als er durch die Tür trat und ihrem Blick begegnete, erkannte er gleich, dass sie seine Vorahnung teilte. Obwohl sie noch kein Wort miteinander gewechselt hatten, erschien sie ihm so vertraut, als wären sie im selben Dorf aufgewachsen. Dabei hatten sie abgesehen von ihrem Alter und der schweren Bürde, von der die Anhänger um ihren Hals zeugten, nicht viel gemeinsam. Cael war in einer der Hauptstädte der Oberen Königreiche zur Schule gegangen, Niss hingegen in einem arkischen Klan unter Ziegen und Ponys aufgewachsen. Er war am Meer groß geworden, sie hatte die meiste Zeit des Jahres in einer Landschaft aus Schnee und Eis gelebt. Und er fühlte sich inmitten der Erwachsenen als Außenseiter, während die Jüngste unter ihnen mit den anderen ebenso unbekümmert umging wie mit ihrem Großvater.
    Zur Feier des Tages hatten die beiden Arkarier aus den Überresten ihrer Vorräte ein Festmahl gezaubert. Vieles hatte Reexyyl in seiner Zerstörungswut zermalmt, und auch die spärliche Einrichtung war nicht verschont geblieben.
    Das also hatte Bowbaq so lange in der Kombüse getrieben: Zusammen mit Niss hatte er aufgeräumt und für alle gekocht. Jetzt wies Niss jedem einen Platz am Tisch zu und versuchte dabei, sich die Namen ihrer neuen Freunde einzuprägen. Beim Anblick ihrer geröteten Augen wurde Cael klar, dass Bowbaq seiner Enkelin nichts verheimlicht hatte. Nicht einmal ihr konnten sie die Wahrheit ersparen. Es überraschte ihn nicht, dass er ihr gegenüber sitzen sollte. Wahrscheinlich hätte er sich diesen Platz auch selbst ausgesucht. Er sah zu, wie Niss die Dame des Hauses spielte, aber als sie sich setzte, senkte er die Augen und vermied eine ganze Weile, sie anzusehen. Dann trafen sich ihre Blicke doch, und nachdem das Mädchen die Verlegenheit mit einem Lächeln verscheucht hatte, kam es Cael so vor, als wären sie endlich vollzählig. Sie waren schon eine merkwürdige Gesellschaft, mit einem wallattischen Prinzen am einen und einer Zü am anderen Ende des Tisches! »Mit diesem Mahl feiern wir das neue Lebensjahr meiner Enkelin«, sagte Bowbaq bewegt. »Wir holen das Fest nach, das vor einer Dekade hätte stattfinden sollen.« Die Erinnerungen an diesen traurigen Tag schnürten ihm die Kehle zu. Er verstummte, beugte sich zu Niss hinunter und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die braunen Haare. Obwohl Cael Niss erst seit einem Tag kannte, hatte er sich bereits

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