Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
konnten, auf die Füße. Amanon, Nolan und Cael blieb nichts anderes übrig, als ihn zu stützen, während er sich vorsichtig aufrichtete.
Nach einigen Dezillen hatte Bowbaq das Gleichgewicht wiedergefunden und konnte sich ohne Hilfe einigermaßen gerade halten. Er streckte sich stöhnend und ächzend, so weit es ihm die Schmerzen im Schlüsselbein und im Nacken erlaubten. Bevor er protestieren konnte, wickelte ihm Nolan einen festen Schal um den Hals.
»Was ist passiert?«, fragte Bowbaq verstört, während Nolan die behelfsmäßige Halskrause festband. »Und wo ist Zejabel?«, fügte er mit einem Anflug von Panik in der Stimme hinzu.
Als hätte sie ihren Namen gehört, ließ die Züim Nebenraum ein schwaches Wimmern vernehmen. Beinahe im gleichen Augenblick erklangen draußen drei Glockenschläge. Es war Mittag.
Ein Feuer schien sie von innen zu verzehren, so wie auf Ji, als Zuia im Zorn über ihren Verrat versucht hatte, ihren Geist zu verbrennen. Zejabel fühlte sich wieder in jenen entsetzlichen Augenblick zurückversetzt, als die angebliche Göttin sie beinahe zu Tode gefoltert hätte, während sie sich wehrlos auf dem Höhlenboden wand. Doch dann spürte sie, dass die Hitze von einer bestimmten Stelle ausging, dass sich die Flammen von ihrem Bauch aus durch den gesamten Körper fraßen. Einige Wimpernschläge später nahm sie den harten Stein unter sich wahr, den kalten Luftzug und den Verband um ihren Oberkörper. Sie wollte rufen, aber ihr kam nur ein schwaches Röcheln über die Lippen. Wie ein letzter Seufzer …
Doch es war laut genug gewesen. Gleich darauf erschienen mehrere Gesichter in ihrem Blickfeld, jemand strich ihr über die Stirn, ein anderer nahm ihre Hand. Die Zülächelte eigentlich nie, aber jetzt versuchte sie es, auch wenn sie nicht wusste, ob auf ihrem Gesicht tatsächlich eine Regung erkennbar war. Als sie Erynes Blick begegnete, wurde ihr plötzlich so warm ums Herz, dass sie ihre Schmerzen vergaß. Stolz wallte in ihr auf. Sie hatte es geschafft. Sie hatte einer
echten
Göttin das Leben gerettet.
Mehrere Stimmen schienen sie etwas zu fragen, doch Zejabel vermochte sie kaum zu unterscheiden, geschweige denn den Sinn ihrer Worte zu verstehen. Ihre Muttersprache war Ramzu, Itharisch hatte sie erst mit fünfzehn Jahren gelernt. Es zu sprechen, verlangte ihr eine Konzentration ab, die sie jetzt nicht aufbringen konnte. Züviele Empfindungen, Gefühle und Gedanken stürmten auf sie ein, und die Schmerzen waren einfach zu groß.
Irgendwo unterhalb der Brust musste sich eine klaffende Wunde befinden. Zejabel wusste nun wieder, was sie zu tun hatte. Sie wollte sich aufrichten, aber mehrere Hände hielten sie davon ab. Also schloss sie kurz die Augen, nahm all ihre Kräfte zusammen und stieß mühsam hervor: »Mein Bündel.«
Danach geschah eine Weile nichts. Die Züglaubte schon, wieder eingeschlafen zu sein. Ihr war jedes Zeitgefühl abhanden gekommen.
Die Gesichter schwebten immer noch über ihr, und irgendwann kam eines näher. Nolan. Der gutaussehende Priester hatte ihre Mittel gefunden. Als er ihr das erste Fläschchen zeigte, schüttelte sie den Kopf. Diesen Trank durfte sie jetzt auf keinen Fall einnehmen. Nolan hielt noch zwei weitere Phiolen in verschiedenen Farben hoch, bevor er die richtige erwischte. Zejabel nickte so heftig, wie sie konnte, ohne die Tränen der Erleichterung zu spüren, die ihr über die Wangen liefen.
Jemand hob ihren Kopf leicht an, und sie trank von der kostbaren Flüssigkeit, bis ihr die Glieder angenehm schwer wurden. Dann verschwammen die Gesichter, verschwanden aber nicht ganz. Die wohlvertraute Wirkung setzte ein. Sanfte Hitze strömte in ihren Magen und stieg hoch zum Herz. Von dort verteilte sich die wundersame Kraft über ihre Adern bis in die Zehen und Fingerspitzen. Nach wenigen Augenblicken klangen die Schmerzen ab, ihre Lebensgeister kehrten zurück, selbst ihre Haut fühlte sich weniger kalt an.
Nach einer Weile konnte sie durchatmen und die Decke über sich betrachten. Auch ihre Gedanken waren nun klarer. Wo mochten sie sein? Immer noch in Goran?
Nach einer weiteren Dezille stützte sich die Züauf die Ellbogen. Vor lauter Überraschung ließen die anderen sie gewähren. Der Schmerz war mittlerweile einem leicht störenden Gefühl gewichen, dem Druck von etwas Feuchtem, Schwerem auf ihrem Magen. Zejabel musterte den dicken Verband um ihren Körper. Sie wusste um die Gefahr, die von dem Elixier ausging. Dass sie den Schmerz nicht mehr
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