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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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besonders rauhe Sitten herrschten – die Guori versuchten ganz einfach zu verhindern, dass Fremde zu Usul, dem allwissenden Gott, vordrangen, weil es schon zu viele Unglücksfälle gegeben hatte. So wollten die Einheimischen nicht länger zulassen, dass sich leichtsinnige Menschen einem Wissen aussetzten, mit dem ihr Verstand nicht fertig wurde.
    Glücklicherweise gelang es den Gefährten, einigermaßen den Kurs zu halten, und nach einer Weile verkündete Nolan, sie seien bald am Ziel.
    Zwischen dem düsteren Wasser und dem tiefschwarzen Himmel sah Niss eine dunkle Masse aufragen. Sie zuckte zusammen, als Bowbaq hinter sie trat und ihr und Cael eine Hand auf die Schulter legte.
    »Ich habe mit den anderen geredet«, sagte er verlegen. »Wir möchten, dass ihr auf dem Schiff bleibt.«
    »Was?«, riefen die beiden im Chor.
    »Es ist einfach zu gefährlich. Und außerdem …«
    »Ihr anderen geht alle auf die Insel? Und wir sollen als Einzige hierbleiben?«, fiel ihm Cael ins Wort.
    »Amanon wollte auch die Frauen an Bord zurücklassen, aber Eryne will nichts davon hören, und da Zejabel ihr nicht von der Seite weicht … Deshalb …«
    »Aber ich will auch nichts davon hören!«, begehrte Niss auf.
    Als sie den bekümmerten Gesichtsausdruck ihres Großvaters sah, tat er ihr zwar leid, aber sie wollte auf keinen Fall nachgeben.
    »Ich will helfen, auch wenn ich nur eine Fackel trage oder so was. Vielleicht können Cael und ich die Ratten sogar dazu bringen, sich gegenseitig aufzufressen«, setzte sie nach.
    Cael versteifte sich, aber er widersprach nicht. Auch er wollte das Abenteuer miterleben und den Spuren seiner Eltern bis zum Ende folgen.
    »Aber …«, versuchte Bowbaq zu protestieren.
    »Und wie kommst du überhaupt darauf, dass wir auf dem Schiff in Sicherheit sind?«, fuhr Niss fort. »Man hat uns erzählt, dass sich die Ratten an Holz festkrallen und das Meer überqueren können. Wenn ihr sie mit euren Fackeln vertreibt, könnte es doch sein, dass sie zum Schiff herüberschwimmen und uns angreifen.«
    Bowbaq suchte vergeblich nach Worten und schüttelte schließlich seufzend den Kopf. Er musste sich geschlagen geben. »Du wirst deiner Großmutter immer ähnlicher«, brummte er. »Na ja, ich lasse dich sowieso nur ungern aus den Augen. Ich sage Amanon Bescheid«, sagte er und stapfte davon.
    Niss zwinkerte Cael verschwörerisch zu. Dann lehnten sich die beiden wieder an die Reling und starrten in die undurchdringliche Finsternis hinaus.
    Eine knappe Dezime später schabte der Kiel der Feluke über Fels. Hastig warfen die Gefährten den Anker aus, holten die Segel ein und ließen das Beiboot im Licht einer einzigen Laterne zu Wasser. Dann hängten sie eine Öllampe an den Mast, um die
Othenor II
in der Dunkelheit wiederfinden zu können, und kletterten über die Reling.
    Während die Ruder klatschend ins Wasser tauchten, das Boot über die Wellen glitt und alle wachsam in die Nacht hinausstarrten, fragte sich Niss, ob es tatsächlich eine so gute Idee gewesen war, unbedingt mitkommen zu wollen.
    Zejabel sprang freiwillig als Erste an Land, während die anderen das Boot aus dem Wasser zogen. Ihr Abstecher auf die Insel erinnerte sie an die Übungen, bei denen die Anwärterinnen auf den Titel der Kahati gegeneinander antraten. Einmal hatte man sie in den Sümpfen des Lus’an ausgesetzt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe hatte ein einziges Messer bekommen und den Auftrag, ihre Gegnerinnen zu töten. Diesmal war Zejabel zwar mit Pfeil, Bogen
und
einem Dolch bewaffnet, aber der Feind war aller Wahrscheinlichkeit nach in der Überzahl, und das Gelände war ihr völlig fremd.
    Eilig entzündeten Keb und Amanon die Fackeln und verteilten sie an die anderen. So waren sie zwar weithin sichtbar, konnten sich aber notfalls die Ratten vom Leib halten. Zu diesem Zweck hatten sie extra Fackeln mit besonders langen Stielen angefertigt. Nur Zejabel wollte keine Fackel übernehmen, sondern spannte einen Pfeil in die Sehne ihres Bogens, um beim geringsten Anzeichen von Gefahr schießen zu können. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass ihnen auf der Insel Unheil drohte.
    »Wir müssen beisammen bleiben«, sagte Amanon. »Wir wagen uns zwanzig Schritte vor, dann bleiben wir erst einmal stehen.«
    Die anderen taten wie geheißen und marschierten im Schein ihrer Fackeln den verlassenen Strand hoch. Die einzigen Ungeheuer, die sie mit ihren Schritten aufschreckten, waren ein paar Stierkrebse, die sich hastig im Sand

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