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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ihnen offenbaren, dass ihre Eltern tot waren. Oder dass sie den Kampf gegen Sombre längst verloren hatten.
    Manive war der größte Hafen der Umgebung, und sämtliche Schiffe, die zwischen den Oberen und Unteren Königreichen verkehrten, legten hier an. Da auf einer Klippe vor der Stadt auch der bedeutendste Leuchtturm der Meerenge zwischen dem Mittenmeer und dem Romischen Meer stand, beschlossen die Erben, lieber einen anderen Hafen anzusteuern. Vielleicht hatten Sombre und die Dunkle Bruderschaft längst erraten, dass sie Usul aufsuchen wollten, oder trieben mittlerweile auch in der romischen Provinzhauptstadt ihr Unwesen, so wie in Kaul, Lorelia oder Goran. Um sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen, setzten sie ihre Reise also bis Leidjill fort, einem verschlafenen Küstenstädtchen, das zudem näher am Schönen Land gelegen war.
    Seit Tagen trieb sie Amanon zur Eile an, so auch auf der letzten Etappe ihrer Reise im Wagen, bei der sie in einer knappen Dekade drei Grenzen überquert hatten. Noch bevor die Glocken zum Mittag läuteten, kletterten die Erben in Leidjill aus den Wagen und streckten ihre müden Glieder. Für eine Weile ruhten ihre Blicke auf dem spiegelglatten Meer, hinter dem sie ihr Schicksal erwartete, bevor sie beschlossen, ihre Ankunft mit einem Festessen zu feiern. Nachdem sie fast eine Dekade lang in verlotterten Kaschemmen gegessen hatten, hatte niemand etwas gegen eine ordentliche Portion Meeresfrüchte einzuwenden.
    Auch wenn das Städtchen nicht viele Besucher anzuziehen schien, fanden sie nur ein paar hundert Schritte von dem Platz, an dem sie die Wagen abgestellt hatten, ein gemütliches Wirtshaus. Zu ihrem Glück war der Wirt ein Guori. Nur wenige Bewohner des Schönen Landes verließen die Inseln und siedelten sich auf dem Festland an, aber in Leidjill gab es eine größere Guori-Gemeinschaft. Während sich die Erben an Stierkrebsen, Passerelle-Muscheln und Steinbeißersteaks gütlich taten, erklärte ihnen der redselige Wirt, dass Leidjill vor langer Zeit von einer Handvoll Guori gegründet worden war und es erst seit den Zwei Reichen zur romischen Provinz Helanien gehörte, weswegen es in dem Städtchen immer noch viele guorische Einwohner und Traditionen gab. Im Übrigen wurde das gesamte Schöne Land von Leidjill aus versorgt, was die Bewohner der anderen romischen Hafenstädte mit Neid sahen. Sei es auf dem Festland oder auf ihren Heimatinseln, die Guori strebten eben stets nach der größtmöglichen Unabhängigkeit.
    Wortlos kamen die Erben überein, sich die Schwatzhaftigkeit des Wirts zunutze zu machen, doch es war nicht ganz einfach, das Gespräch beiläufig in die gewünschte Richtung zu lenken. Bei den Guori galt Usuls Insel als heilig, und ein Besuch auf ihr war ein Frevel, also wagten sie nicht, ihr Anliegen direkt anzusprechen. Als sie sämtliche Teller und Schüsseln geleert hatten, hatten sie immer noch nichts Brauchbares aus dem Mann herausbekommen.
    Schließlich hatte Niss eine Idee. Sie kreischte auf, kletterte auf ihren Stuhl und rief: »Eine Ratte! Da! Eine Ratte!«
    Der Wirt schien die Sache sehr ernst zu nehmen, denn er schnappte sich ein scharfes Messer, und auch die Erben sprangen auf und legten die Hände an ihre Waffen. Sie erinnerten sich noch gut daran, was Bowbaq über die Ratten erzählt hatte, die auf der Heiligen Insel der Guori lebten. Niss zwinkerte den anderen beruhigend zu, woraufhin Eryne sich entspannte und ebenfalls behauptete, ein ungewöhnlich großes Nagetier gesehen zu haben. Sie veranstalteten eine kleine Treibjagd unter den Bänken des Wirtshauses, bevor sie sich schnaufend wieder an den Tisch setzten. Insgeheim bedauerten sie, dem liebenswürdigen Wirt einen solchen Schreck einzujagen.
    »Ab und zu sieht man noch welche«, sagte der Mann achselzuckend. »Sie gelangen auf einem Stück Treibholz an Land und streifen dann eine Weile umher, bevor sie in eine der Fallen geraten, die wir aufstellen. Dieses Mistvieh ist so gut wie tot, das versichere ich Euch.«
    »Aber wo kommen sie her?«, rief Eryne schrill. »Ich zittere immer noch am ganzen Leib!«
    Ihre Gefährten schmunzelten, und Keb wandte sich ab, um ein Prusten zu unterdrücken. Eryne hingegen verzog keine Miene. Um am lorelischen Hof bestehen zu können, musste man lügen und betrügen können, ohne mit der Wimper zu zucken, und Eryne von Kercyan war nicht umsonst durch diese Schule gegangen!
    »Ach … Früher lebten die Ratten auf einer unbewohnten Insel«, sagte der Wirt

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