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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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eine Moroca anzugreifen drohte.
    Als sich die Dunkelheit über die Sümpfe senkte, mussten die Gefährten die Lampe jedoch an den Rand der Lichtung stellen, da die Flamme unzählige Mücken und Kapselkäfer anzog. Eryne setzte sich dennoch so nah wie möglich an das Licht heran. Um den Ansturm der Insekten zu ertragen, wickelte sie sich im Schneidersitz fest in eine dicke Decke und behielt nur eine Hand im Freien, um die Insekten zu verscheuchen, die ihr ins Gesicht flogen.
    Ihre Mahlzeit fiel noch karger aus als am Vorabend. Sobald sie eine Frucht hervorholten, stürzte sich sofort eine Horde Fliegen darauf. Schließlich schleuderten sie alles Obst weit von sich und begnügten sich mit rohem Gemüse und ein paar Brocken altem Brot.
    Trinkwasser war ein weiteres Problem oder würde spätestens am nächsten Tag eins werden. In den Tümpeln wimmelte es nur so vor Insektenlarven, und bisher waren sie auf kein sauberes Gewässer gestoßen, in dem sie ihre Schläuche hätten auffüllen können. Zejabel hatte befohlen, äußerst sparsam mit den Vorräten umzugehen, und so beschloss Eryne, erst am Morgen wieder einen kleinen Schluck zu trinken. Sie wollte ohnehin vermeiden, mitten in der Nacht von einem dringenden Bedürfnis geplagt zu werden und den schützenden Kreis verlassen zu müssen.
    Wie üblich erklärte sich Amanon bereit, die erste Wache zu übernehmen. Die anderen wickelten sich so fest wie möglich in ihre Decken und versuchten, eine einigermaßen bequeme Schlafposition zu finden. Aus Angst, einer der Blutsauger könnte sie im Schlaf heimtückisch töten, blieb Eryne sitzen und behielt die Augen offen. Bei all den Meuchelameisen, die ihre Beute lähmten, Trichterspinnen, die ihre Opfer vergifteten, und Mondanbeterinnen, die eine unheilbare Krankheit übertrugen, würde sie die kleinste Fliege fortwedeln, die sich ihr näherte, und wenn sie noch so harmlos war.
    Nach zwei Dezimen hatte Erynes Anspannung immer noch kein bisschen nachgelassen, während ihre Freunde im Vertrauen auf Amanons Wachsamkeit in einen tiefen Schlaf gesunken waren. Sie vergewisserte sich, dass Kebree fest schlief, und setzte sich dann neben Amanon, der überrascht aufsah. Wortlos lehnte sie den Kopf an seine Schulter.
    Amanon vermochte ihr den Trost und die menschliche Wärme zu geben, nach denen sie sich sehnte. Er legte ihr den Arm um die Schulter, und so saßen sie eine ganze Weile still beisammen. Gemeinsam betrachteten sie den Tanz der Leuchtkäfer und Irrlichter über den Sümpfen des Lus’an, und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Insel vergaß Eryne ihre Angst.
    Der zweite Tag in den Sümpfen war mindestens ebenso schlimm wie der erste, zumal sie keine besonders erholsame Nacht verbracht hatten. Allmählich machten sich Erschöpfung und Hunger bemerkbar. Zwar waren sie in der Nacht zur Abwechslung nicht von Krokodilen oder Schlangen angegriffen worden, doch am Morgen waren ihre Körper von unzähligen neuen Stichen übersät. Obendrein war ihr Gepäck im Schutz der Dunkelheit von Ungeziefer heimgesucht worden, obwohl sie alle Vorräte an einen Ast gebunden hatten. Nun waren sämtliche Lebensmittel von Larven befallen und damit ungenießbar.
    Die Anspannung der Erben wuchs, je näher sie der Nordspitze der Insel kamen, dem irdischen Paradies, in dem Zuia ihren Palast errichtet hatte. Zejabel ging davon aus, dass sie ihn noch vor dem Abend erreichen würden, und so wappneten sich die Freunde für die gefährlichste Etappe ihrer Expedition und den beschwerlichen Rückweg. Vor ihnen lagen zwei weitere Nächte in den Sümpfen, und sie hatten immer noch kein frisches Wasser gefunden.
    Auch an diesem Tag machten ihnen die Bewohner der Sümpfe schwer zu schaffen. Die Begegnung mit einer Kolonie Tropfenspinnen war zwar nicht der bedrohlichste, aber doch der beängstigendste Zwischenfall. Die Spinnen hatten winzige Leiber und spindeldürre, fast durchsichtige Beine, so lang wie der Arm eines Menschen. Wenn sie sich zwischen zwei Sträuchern aufspannten, sahen sie aus wie ein Tautropfen, der an dünnen Fäden hängt. Doch als Zejabel eine der Spinnen mit ihrem Stock streifte, hielt sie sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit daran fest und versuchte, ihre Beißwerkzeuge hineinzuschlagen. Kurz darauf kämpften die Erben gegen mindestens zwanzig dieser Tiere. Sie mussten sie sich mühsam von den Armen ziehen, wo sie sich festklammerten, ohne sich darum zu scheren, ob ihnen die Beine ausgerissen wurden.
    Kurz nach Mittag erwischte es

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