Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Mammutspinnen hatten sie im Laufe des Tages gesehen, aber sie schrie immer noch, als Bowbaq das Tier schon längst zertreten hatte. Offenbar war sie mit den Nerven völlig am Ende.
Zu acht konnten sie glücklicherweise ihre Umgebung einigermaßen im Auge behalten, aber wenn sie nicht von einem der wenigen Menschen angeführt worden wären, die die Gefahren der Sümpfe in- und auswendig kannten, hätten sie den Marsch mit Sicherheit nicht überlebt. Mittlerweile waren ihre Körper von juckenden Stichen und schmerzhaften Bissen übersät.
Zejabel wies sie an diesem Tag auf so viele verschiedene Spinnen, Schlangen und Insekten hin, dass die anderen sich fragten, wie sie sich nur all die Namen merken konnte: Zirper, Winzeln, Sichelspinnen, Schraubkäfer, Skaraboren und so weiter und so fort. Alle sehnten sich nur noch nach einem Ort, an dem ihnen nicht ständig Äste ins Gesicht schlugen oder die Füße im Matsch versanken.
Der schlimmste Zwischenfall des Tages hatte jedoch nichts mit Insekten oder Spinnen zu tun, sondern mit einem der angeblich so seltenen Krokodile. Das Tier tauchte urplötzlich aus einem Tümpel vor ihnen auf und versetzte alle in Panik. Als es auf Cael zuschnellte, sprang er geistesgegenwärtig zur Seite, woraufhin es nach Nolan schnappte. Keb und Amanon hieben mit ihren Schwertern auf das Krokodil ein, bevor Bowbaq ihm mit einem Kantenschlag den Rest gab.
Nach dem Schreck legten die Erben erst einmal eine kurze Rast ein, um sich zu beruhigen und die Umgebung nach weiteren bösen Überraschungen abzusuchen. Sie schworen sich gegenseitig, die Teiche mit ihrer trügerisch ruhigen Wasseroberfläche nicht mehr aus den Augen zu lassen. Da sie den ganzen Tag nichts als Frösche, Biber und ein paar Nattern zu Gesicht bekommen hatten, war ihnen Zejabels Warnung vor den Krokodilen entfallen.
Bevor sie weitergingen, vollführte Zejabel ein Ritual, dem ihre Gefährten mit Befremden zusahen: Sie zog ihren Dolch, schlitzte dem Krokodil den Bauch auf, entnahm mehrere Organe, wickelte sie in ein Tuch und verstaute sie in ihrem Bündel.
»Für heute Abend«, sagte sie nur.
Als sie die entgeisterten Gesichter ihrer Gefährten sah, schickte sie eine kurze Erklärung hinterher. »Wir hängen sie in einiger Entfernung von unserem Nachtlager auf. So halten wir uns zumindest einen Teil der Biester vom Leib, die uns das Blut aussaugen wollen.«
Dann setzten die Erben ihren beschwerlichen Marsch durch das Moor fort, kämpften sich durch Gestrüpp und wateten durch tiefen Morast. Auf dem Kadaver des Krokodils tummelten sich bereits nach wenigen Dezillen gierige Zeckenkäfer, Wellenfüßler und Schlürfteufel.
Eryne versuchte, sich zusammenzureißen, aber sie hatte ständig das Gefühl, dass dünne Beinchen auf ihr herumkrabbelten. Dabei hatten die Erben ihren Schlafplatz eigens so hergerichtet, dass sie zumindest halbwegs vor Insekten geschützt waren. Sie hatten ihre Decken absichtlich nicht im Schutz der Bäume ausgebreitet, sondern unter dem rötlichen Abendhimmel, alle modrigen Blätter eingesammelt, jede Pflanze und jeden Grashalm ausgerupft und die nackte Erde gründlich mit Reisigbündeln gefegt.
Zuletzt opferten sie nahezu ihren gesamten Ölvorrat, um einen Kreis zähflüssiger Masse um das Lager zu ziehen, in der kleinere Spinnen und Insekten hängenbleiben würden. Heuschrecken oder geflügelte Käfer würde das Öl natürlich nicht abhalten.
Wenn Erynes Blick versehentlich auf die Krokodilorgane fiel, die an einem Ast baumelten und längst von einer Traube wimmelnder Leiber bedeckt waren, drehte sich ihr der Magen um. Zejabels Trick funktionierte besser, als sie gedacht hatten, bescherte ihnen aber auch eine ziemlich unangenehme Nachbarschaft.
Viel Bewegungsfreiheit blieb ihnen so nicht, auch wenn sich ab und zu einer von ihnen außerhalb des Kreises die Beine vertrat. Nur Eryne weigerte sich standhaft, den geschützten Bereich zu verlassen. Obwohl sie halbtot vor Müdigkeit war, nahm sie sich fest vor, bis zum Morgen wach zu bleiben. Die Aussicht, in Zuias Palast einzubrechen, bereitete ihr mittlerweile sogar weniger Bauchschmerzen als die vor ihr liegende Nacht. Dabei hätte es noch viel schlimmer sein können: Immerhin musste sie die nächsten Dekanten nicht vor Angst schlotternd in völliger Finsternis verbringen, denn Amanon war bereit gewesen, eine Lampe brennen zu lassen, wenn auch nur auf kleinster Flamme. Auf diese Weise konnten sie wenigstens sehen, welche Insekten über sie herfielen oder ob
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