Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
nur noch fünfzehn Schritte von ihm entfernt. Er stand am Rand einer kreisrunden Fläche, die einigermaßen frei von Leichen war, und betrachtete das Ausmaß der Niederlage seiner Diener.
Cael machte ein paar Schritte nach vorn und trat ihm gegenüber, auf die andere Seite des imaginären Kreises, der von toten Wallatten, Anhängern der Dunklen Bruderschaft und Grauen Legionären gesäumt wurde. Bald würde einer von ihnen beiden ebenfalls tot am Boden liegen.
»Bist du der Erzfeind?«
Die Stimme des Dämons erschütterte ihn bis ins Mark, obwohl ihm sein Körper nicht mehr gehörte. Es war die Stimme, die er von klein auf in seinem Kopf gehört hatte, triefend vor eiskaltem Hass, Arroganz und Verachtung.
»Ja, das bin ich«, sagte er.
Natürlich konnte er das nicht mit Gewissheit sagen, aber in seiner Lage erschien ihm diese Antwort die beste. Vielleicht würde Sombre die Erben verschonen, wenn er glaubte, den Erzfeind getötet zu haben. Doch diese Hoffnung schwand, als der Dämon die Augen zusammenkniff und das Schwert in die Höhe riss.
»Ich bin der Bezwinger!«, verkündete er mit donnernder Stimme.
»Nein, ich bin der Bezwinger!«, brüllte Cael zurück.
Er wusste nicht, welche seiner beiden Persönlichkeiten gesprochen hatte, aber es war ihm auch egal.
Blind vor Hass und Zorn stürzte er sich auf den Dämon, der sich ihm im selben Moment entgegenwarf. Als sich ihre Klingen kreuzten, stoben Funken. Dann folgten Vorstöße und Paraden in so rasantem Wechsel, dass man die beiden Schwerter mit bloßem Auge kaum mehr erkennen konnte. Zwischen Cael und Sombre tobte ein wahrer Wirbelsturm aus blitzendem Stahl, der wohl jeden in der Luft zerfetzt hätte, der ihnen zu nahe kam. Die beiden Kämpfer erwiesen sich jedoch als ebenbürtig, und so legten sie nach einer Weile eine kurze Verschnaufpause ein und belauerten einander über ein paar Leichen hinweg, die ihnen im Weg lagen.
Cael spürte nicht die geringste Erschöpfung, er war nicht einmal außer Atem. Natürlich führte nicht er selbst die rasend schnellen Attacken aus, die Sombre beharrlich parierte, aber seine Wut und Entschlossenheit, Yan, Leti und die anderen Erben zu retten und mit ihnen die ganze Welt, verliehen seinem inneren Dämon zusätzliche Kraft und Schnelligkeit. Jetzt, wo Cael kurz davorstand, für immer zu verschwinden, war sein Wille stärker als der Hass seines inneren Dämons auf Sombre – vielleicht sogar stärker als Yans magischer Wille, und dabei war sein Vater einer der mächtigsten Magier der Welt.
Plötzlich verzog sich Sombres Gesicht zu einer Grimasse, und Cael machte sich auf das nächste Gefecht gefasst. Im nächsten Moment wirbelten die Klingen wieder durch die Luft, so schnell, dass die Waffen zu schweben schienen. Doch die Schwerter trafen auch diesmal nicht. Das ausgeglichene Kräfteverhältnis brachte Sombre derart in Rage, dass seine dämonische Seite immer stärker zum Vorschein kam: Er rollte mit den Augen, stieß animalische Schreie aus und schlug bisweilen wie ein Bär oder Löwe mit der freien Hand nach seinem Gegner. Trotz des erbitterten Widerstands des Jungen schien er überzeugt, dass er selbst den Sieg davontragen würde. Es machte ihn offenbar nur wütend, dass sich der Kampf in die Länge zog.
»Ich bin der Bezwinger!
Ich bin der Bezwinger!«,
rief er immer wieder mit donnernder Stimme, um Cael einzuschüchtern.
Doch da dem Jungen diese Stimme seit langer Zeit vertraut war, fürchtete er sie nicht mehr. Bald würde er in dieser Stimme aufgehen. Es war nur noch eine Frage weniger Dezillen.
»Ich bin der Bezwinger«, kreischte Sombre, als wäre er sich dessen plötzlich nicht mehr so sicher.
Er machte einen Satz zurück und riss sich mit einer Mischung aus Wahnsinn und Verzweiflung das Hemd vom Leib. Für einen flüchtigen Moment sah Cael sogar Tränen in seinen Augen glitzern, aber das war schnell vergessen, als der Dämon seine menschliche Gestalt aufgab und sich in eine abscheuliche Kreatur verwandelte.
Binnen weniger Augenblicke wuchs Sombre auf doppelte Größe an. Dann warf er den Kopf in den Nacken, und als er wieder nach vorne sah, ragten spitze Eckzähne aus einem breiten Maul. Seine Arme und Beine schwollen an, und gleich darauf stand ein wahrer Koloss mit blutunterlaufenen Augen und riesigen Pranken vor Cael. Als sich Sombre auf ihn stürzte, war der Junge immer noch wie versteinert angesichts dieser Verwandlung. Trotz seines gewaltigen Körperumfangs war Sombre so flink wie zuvor und
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