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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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später nicht mehr erinnern konnte. Auch wenn Grigän, Tante Corenn und ich es selten laut aussprachen, vermuteten wir, dass diese Ausbrüche mit den Schreiattacken seiner ersten Tage zusammenhingen. Niemand anders als Sombre konnte dahinterstecken, so entgeistert Leti auch protestierte, sobald einer von uns diese Möglichkeit andeutete.
    Irgendwann aber konnten wir uns den Tatsachen nicht länger verschließen. Wenn sich unsere kleine Schar versammelte, besprachen wir die Lage mit allem gebotenen Ernst. Meistens trafen wir uns in Lorelia, in der herzoglichen Villa, die Reyan nunmehr sein Eigen nannte. Dann diskutierten wir wieder über alles, was wir erlebt und erlitten hatten, über Dinge, die wir in der Gegenwart Außenstehender nicht erwähnen durften. Während wir die Namen Saat und Sombre flüsterten und unser Gespräch um den Erzfeind, das Zeitalter von Ys und die Pforten ins Jal kreiste, spielten unsere Kinder nichtsahnend im Garten oder im Nachbarzimmer.
    Bei einer dieser Zusammenkünfte fassten wir einen wichtigen Beschluss: Wir vereinbarten einen geheimen Treffpunkt. Es scheint, als hätten wir damals schon geahnt, welchen Einfluss diese Entscheidung auf unser Schicksal haben würde - auch wenn wir uns weigerten zu glauben, dass wir je wieder zu einem Leben auf der Flucht gezwungen sein würden.
    Und nicht einmal im Traum hätten wir gedacht, dass sich nur unsere Kinder auf dem Platz der Büßer einfinden würden, wo sie außer einem völlig verwirrten Bowbaq niemanden antrafen, der ihnen alles erklären konnte.
    Doch wie hätten wir auch ahnen sollen, dass wir eines Tages von einer machtvollen Magie entführt und im Jal’dara gefangen gehalten würden?
    *
    Der zweite Ansturm war noch heftiger als der erste. Wieder hatten die goronischen Truppen ihre geordnete Aufstellung aufgegeben und rannten mit aller Macht gegen die Mauern der Stadt an. Paulus, der junge Kommandant, bekam es bei diesem Anblick mit der Angst zu tun. Diesmal würden sie die Angreifer vielleicht nicht mehr zurückdrängen können.
    »Schießt!«, brüllte er über den Schlachtlärm hinweg, und seine Stimme klang dabei leicht hysterisch.
    Er spannte seinen Bogen und schickte einen ersten Pfeil in die Woge von Soldaten, die unter dem grauen Himmel des Kaiserreichs gegen die Festungsmauern anbrandete. Er schoss noch zweimal, bevor der flinkste seiner Männer auch nur einen Pfeil aus dem Köcher gezogen hatte.
Sie sind zu unerfahren,
dachte er zum bestimmt hundertsten Mal seit Beginn des Feldzugs. Die meisten waren noch halbe Kinder, und die übrigen hatten sich aus zweifelhaften Gründen zu den Waffen gemeldet: aus Beutegier oder Zerstörungswut, aus unsinnigem Hass gegenüber allem Fremden, aus Überdruss an ihrem armseligen Leben und anderen selbstsüchtigen Motiven. Letzten Endes spielte es auch keine Rolle. Diese Lorelier waren einfach nicht für den Krieg geschaffen.
    »Schneller!«, befahl ihr Kommandant, obwohl er die Niederlage schon vor Augen hatte.
    Angesichts der Massen, die auf das Stadttor zuströmten, waren die Bogenschützen die Einzigen, die dem Angriff überhaupt noch etwas entgegenzusetzen hatten. Die wenigen Katapulte, die ihnen zur Verfügung standen, mussten erst umständlich nachgeladen werden, und der Schutt, mit dem die Lorelier die Gräben bei ihrem eigenen Angriff aufgefüllt hatten, war nicht rechtzeitig entfernt worden. Auch die herausgerissenen Gitter hatten sie noch nicht wieder eingesetzt. So konnten sie nur hoffen, ihre Feinde Pfeil um Pfeil zu schwächen und wenigstens eine Handvoll Goroner zu töten, bevor sie die Stadt zurückeroberten. Denn es war nur noch eine Frage der Zeit, daran gab es keinen Zweifel.
    Paulus wünschte, er hätte nie auch nur einen Fuß in das Kaiserreich gesetzt. Während der Tod in Gestalt einer Myriade von blitzenden Schwertern auf ihn zukam, bereute er bitterlich, die Gelegenheit zur Fahnenflucht nicht genutzt zu haben, als sein Feldherr den Befehl erhalten hatte, eine Ortschaft südlich von Partade zu überfallen. Sie hatten das Städtchen zwar eingenommen, aber waren sie damit etwa zu Ruhm und Ehren gekommen? Wie überall entlang der Grenze hatten die Lorelier den Überraschungseffekt genutzt und ihre Gegner überrumpelt, doch es hatte nicht lange gedauert, bis die Goroner ihre riesige Streitmacht aufmarschieren ließen. Und von Tag zu Tag wurden die Nachrichten von der Front schlimmer.
    Der Feind war jetzt nah genug für gezielte Schüsse. Bislang hatte der junge Kommandant

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